Der Besitzer wechselte oft, bis hin zu den Grafen von Veringen, unter denen die Burg und die von ihnen neu gegründete Stadt Hettingen zur Verteidigungsfestung wurden. Die Grafen scheuten keine Anstrengungen und erbauten im Norden des Schlosses eine Schildmauer.
Die Burg wurde nun zum Hauptsitz der Veringer, und zugleich benutzten sie die Burg auch als Gefängnis. Doch mussten auch die Veringer die Burg 1447 an die Rechberger verkaufen, die sie 1467 gleich an Ulrich von Württemberg weiterverkauften, bis die Gebrüder Bubenhofen endlich wieder Gefallen an ihr fanden und Hettingen zur Residenzstadt ihres Herrschaftsgebiets machten.
Auch die Bubenhofer mussten dann aus finanziellen Gründen die Anlage wieder veräußern. Sie verkauften die Burg 1524 an Dietrich von Speth. Seine Nachkommen bauten sie gegen 1720 zu einer barocken Schlossanlage um, weil die Burg wegen der aufkommenden Feuerwaffen nutzlos wurde.
Der Umbau erfolgte noch aus einem weiteren Grund, nämlich dem, dass im 30-jährigen Krieg ein schwedischer Kommandant wüst darin hauste. Neu waren die Schlosskapelle und der Rittersaal, der Ende des 19. Jahrhunderts abbrannte. Dieser Umbau war für die Freiherren zu teuer, und sie verkauften das Schloss weiter an die Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen.
Unterkunft für Flüchtlinge
Während der Industrialisierung wurde das Schloss zur Fabrik, und die schweizerische Firma Vögeli mietete es als Textilfabrik an. Während des Ersten Weltkriegs im Jahr 1918 zog die letzte adlige Bewohnerin des Schlosses ein. Sie war die Schwester des berühmten Admirals Spee, nach dem ein Panzerkreuzer benannt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss zur Flüchtlingsunterkunft umfunktioniert.
Die Stadt kaufte das Schloss dann 1978 für rund 300 000 Mark von den Fürsten von Hohenzollern und baute es nach den Grundsätzen des Denkmalschutzes 1991 bis 1994 zum Rathaus um. Damit übernahmen zum ersten Mal in der Geschichte die Bürger von Hettingen selbst ihr Wahrzeichen. Die Umbaukosten beliefen sich auf rund 4,24 Millionen Mark. 1994 wurde es dann als neues Rathaus eingeweiht und bekam eine neue Zimmerverteilung.
Im Erdgeschoss wurde aus der ehemaligen Küche das Archiv. Im ersten Stock befanden sich früher Salons, die prächtig ausgeschmückt waren und sind.
Aus diesen Zimmern wurden Büroräume, das Musikzimmer jedoch blieb erhalten und ist heute das Trauzimmer, eines der prachtvollsten Räume im Schloss. Deshalb kommen sehr viele Paare von weit her, um sich dort trauen zu lassen. Besprechungszimmer, Einwohnermeldeamt, Bücherei der Verwaltung, Kasse, Behördensprechzimmer, das sich in der ehemaligen Kapelle befindet, sind ebenfalls auf diesem Stock.
Die dazugehörige Sakristei zur Kapelle, die in Burgzeiten der Bergfried war, ist unbenutzt.
Im zweiten Obergeschoss befinden sich heutzutage Vorzimmer des Bürgermeisters und dessen Büro sowie das Steueramt, das Personalzimmer, die Finanzverwaltung und der 70 Quadratmeter große Sitzungssaal.
Das Schloss Hettingen ist nicht nur Rathaus, sondern auch ganz besonderer Anziehungspunkt für Touristen.
Mittelalterliche Tage
Zudem wurden schon für die Touristen, passend zu der alten Schlosskulisse, zwei mittelalterliche Tage veranstaltet, bei denen man viele Besucher zählen konnte. Zudem wird jährlich vom Narrenverein ein Open-Air-Konzert mit der Band »Precious Time« im Schlosshof vor der Schildmauer veranstaltet.
Der durch die Narrenzunft Hettingen neu renovierte Haberkasten ist ein weiterer Anziehungspunkt für Feste. Der Narrenring Alb-Lauchert, in dem Hettingen Mitglied ist, baut derzeit die mittelalterliche Zehntscheuer zu einem Narrenmuseum um, in dem alle Narrenfiguren des Rings zu sehen sein werden. Dies sind alles Attraktionen für Touristen auf dem Schlossgelände, weiterhin werden innerhalb des Schlosses immer wieder Kunstausstellungen veranstaltet.
Das Schloss Hettingen hat also seit der Burgenzeit viele Veränderungen mitgemacht. Es wird heute immer noch vielseitig genutzt, so dass es nicht in einen Dornröschenschlaf versinkt. (ZmS)
Thomas und Tobias Liener, Gymnasium Gammertingen, Klasse 9 c