ZmS: Wir haben gelesen, dass Sie die Bewohner von Grafeneck nach dem Bau der neuen Häuser aufgeteilt haben. Gab es ein bestimmtes System?
Dietrich Sachs: Bis jetzt mussten die Bewohner immer ihre Zimmer mit zwei oder drei anderen Bewohnern teilen. Durch die neuen Häuser hat fast jeder sein eigenes Zimmer mit eigener Toilette und Bad. Klar war, dass wir die (psychisch) Langzeit-Kranken nicht mit den geistig mehrfach Behinderten zusammenwürfeln. Jedoch hatten die Bewohner ein Mitspracherecht. Trotz dieser Aufteilung besuchen sich die Bewohner gegenseitig. Grafeneck ist also wie ein kleines Dorf.
Wie gestalten Sie den Tagesablauf der Bewohner?
Sachs: Die Beschäftigungsfähigen verbringen ihren Tag in der Werkstatt. Morgens werden rund 50 Personen von einem Bus aus Grafeneck nach Münsingen gebracht. Die nicht Werkstattfähigen bleiben in Grafeneck und basteln, backen Kuchen oder kochen. Die Pflegebedürftigen verbringen ihren Tag in Wohngruppen. Dazu muss man noch sagen, dass kein Bewohner zu irgendeiner Tätigkeit gezwungen wird.
Wem gehört die Werkstatt?
Sachs: Uns, also der Samariterstiftung, deren Sitz in Würtingen ist.
Stimmt es, dass ein Bewohner hier einen eigenen Laden führt?
Sachs: Ja, den hat er sich selber eingerichtet. Er verkauft dort Eier, natürlich auch in unserem Auftrag, aber hauptsächlich in seinem Interesse. Er verkauft auch Honig, frisch vom Imker. Und jeglichen Krims-Krams wie Bücher, Hefte und so weiter. Selbstverständlich kann man auch etwas zu trinken kaufen.
Dürfen sich die Bewohner auch außerhalb Grafenecks aufhalten?
Sachs: Wer dazu in der Lage ist - jederzeit. Wir sind eine offene Einrichtung. Wir sollten allerdings Bescheid wissen, wenn ein Bewohner sich außerhalb von Grafeneck aufhält. Wir geben den Bewohnern so viel Freiheit wie möglich.
Welchen Abschluss sollte man haben, um hier zu arbeiten?
Sachs: Mindestens Hauptschulabschluss, wünschenswert wäre aber die Mittlere Reife. Oder man sollte schon einen anderen Beruf oder eine Ausbildung mitbringen.
Welche Voraussetzungen muss man mitbringen, um bei Ihnen eingestellt zu werden?
Sachs: Im hauswirtschaftlichen Bereich sollte man eine Persönlichkeit sein, die Freude und Spaß an dieser Arbeit hat. Es wäre auch nicht schlecht, wenn man eine Ausbildung als Hauswirtschafterin gemacht hat. (ZmS)
Nicole Bröckel und Sina Arnold, Realschule Münsingen, Klasse 8b