Das Wichtigste ist: nie aufgeben
Der imposant große Mann mit dem glatt rasierten Kopf, den schweren Ohrringen und den vielen Tattoos ist Björn Blaschkes Vater Sigi. Er zieht die roten Pratzen über seine Hände - das Schlagtraining beginnt. Schon nach wenigen Minuten hat Björn Blaschke Schweißperlen auf der Stirn. Später wird den ZmS-Teilnehmern, die bisher nur beim Training zugesehen haben, klar werden, warum: Wer Mut beweist, darf mit Björn Blaschke in den Ring steigen. Tom Knosp hat ihn. Der dunkelhaarige Schüler ist als Karate-Kämpfer eigentlich ziemlich fit. Trotzdem sind die vier Minuten im Ring hart für ihn: »Das ist, wie wenn du gegen eine Wand schlägst. Am Ende konnte ich die Arme kaum noch hochhalten.«Der Weg zum Weltmeistertitel ist in den seltensten Fällen ein einfacher. Björn Blaschke hat ihn beschritten, sich nicht beirren lassen und ist weit gekommen. Viele Jahre feierte er Erfolge als Amateur-Boxer. Er war zehnfacher württembergischer Meister in verschiedenen Alters- und Gewichtsklassen und drei Mal süddeutscher Meister. 1994 wurde Björn Blaschke deutscher Jugendvizemeister. Vor acht Jahren begann er, sich verschiedenen Box-Ställen als Sparringspartner anzubieten. Von da an stand er mit großen Gegnern im Ring. Aber nicht im Rampenlicht - bis er im Jahr 2008 einen Profi-Vertrag unterschreiben durfte: »Damit war mein Traum erfüllt«, sagt Björn Blaschke.
Dann kam der Bandscheibenvorfall. Ein Alptraum für jeden Sportler. »Meine Karriere schien vor dem Aus«, erzählt er den ZmS-Teilnehmern. Gegen alle Wahrscheinlichkeit erholte er sich gut - und konnte weiter boxen. Seine bisher sechs Kämpfe als Profi hat er alle gewonnen, fünf davon durch K.O. Am 4. Dezember steht ein weiterer großer Schritt auf dem Weg zum WBF-Weltmeistertitel an: In der längst ausverkauften Listhalle kämpft er gegen Jonathan Pasi.
»Ich habe mein Ziel nie aus den Augen verloren«, sagt Björn Blaschke und gibt seinen jungen Zuhörern einen guten Rat mit auf den Weg: »Immer weiterkämpfen!« Das gilt nicht nur im Ring, sondern fürs ganze Leben. Seinen Schulabschluss hat Björn Blaschke ebenso durchgezogen wie seine Ausbildung zum Maler und Lackierer - und ist damit ein Vorbild für die Jugendlichen, denen er in Max Herferts Box-Gym aus seinem Leben erzählt.
Gibt es irgendetwas, das wichtiger als die Box-Karriere ist? Die Familie. Das wird klar, wenn man hört, wie Björn Blaschke über seine Frau Manuela, seine vier Brüder, seinen Vater Sigi spricht. Ob der Vater stolz ist, will ein ZmS-Teilnehmer wissen. »Er sagt's nicht, aber man merkt es ihm an«, antwortet Björn Blaschke. Sein Vater will das so nicht stehen lassen und schiebt nach: »Natürlich bin ich stolz. Er hat halt alles durchgezogen.« (ZmS)