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Aktuell ZmS-Promi-Meeting

Weiterkämpfen!

REUTLINGEN. Raue Betonwände, geborstene Scheiben. Auf einem Fensterbrett steht ein alter, verstaubter Kassettenrekorder. Von der Decke des kalten Raums baumeln Sandsäcke. In einer Ecke hängen Zeitungsartikel, Plakate, Fotos - das Poesie-Album eines Boxers. Der Reutlinger Max Herfert blickt auf eine lange Karriere und ein ungewöhnliches Leben zurück (siehe auch Artikel unten). Doch was immer auch passiert sein mag: Es gab und gibt eine Konstante in Max Herferts Geschichte. Das Boxen. In diesem Raum im zweiten Stock eines Industriegebäudes in der Reutlinger Albstraße hat er ein Boxstudio eingerichtet. Hier treffen die ZmS-Teilnehmer auf die Box-Legende und den Newcomer auf dem Weg nach oben: Max Herfert und Björn Blaschke.

Vater und Sohn im Ring: Sigi Blaschke (links) trainiert mit Sohn Björn, der sich auf seinen großen Kampf vorbereitet. FOTO: ANDR
Vater und Sohn im Ring: Sigi Blaschke (links) trainiert mit Sohn Björn, der sich auf seinen großen Kampf vorbereitet. FOTO: ANDREAS FINK
Vater und Sohn im Ring: Sigi Blaschke (links) trainiert mit Sohn Björn, der sich auf seinen großen Kampf vorbereitet. FOTO: ANDREAS FINK
Handschuhe, Iso-Matten, Springseile. Viel mehr brauchen die Jugendlichen nicht, die Max Herfert hier trainiert. In der einen Ecke des Raums umspannen Seile das berühmte Viereck: der Ring. In der anderen Ecke sitzt Björn Blaschke auf einem winzigen Klappstuhl, der eher nicht für durchtrainierte 1,93 Meter und 90,7 Kilo gemacht ist. Er kämpft im Cruisergewicht und damit eine Klasse unterm Schwergewicht. Der 32-Jährige schnürt seine Boxstiefel, zieht den Kapuzenpulli aus und beginnt mit dem Warm-up. Seilspringen, Schattenboxen - erst danach steigt sein Partner in den Ring. Und zwar nicht irgendein Partner.

Das Wichtigste ist: nie aufgeben

Der imposant große Mann mit dem glatt rasierten Kopf, den schweren Ohrringen und den vielen Tattoos ist Björn Blaschkes Vater Sigi. Er zieht die roten Pratzen über seine Hände - das Schlagtraining beginnt. Schon nach wenigen Minuten hat Björn Blaschke Schweißperlen auf der Stirn. Später wird den ZmS-Teilnehmern, die bisher nur beim Training zugesehen haben, klar werden, warum: Wer Mut beweist, darf mit Björn Blaschke in den Ring steigen. Tom Knosp hat ihn. Der dunkelhaarige Schüler ist als Karate-Kämpfer eigentlich ziemlich fit. Trotzdem sind die vier Minuten im Ring hart für ihn: »Das ist, wie wenn du gegen eine Wand schlägst. Am Ende konnte ich die Arme kaum noch hochhalten.«

Der Weg zum Weltmeistertitel ist in den seltensten Fällen ein einfacher. Björn Blaschke hat ihn beschritten, sich nicht beirren lassen und ist weit gekommen. Viele Jahre feierte er Erfolge als Amateur-Boxer. Er war zehnfacher württembergischer Meister in verschiedenen Alters- und Gewichtsklassen und drei Mal süddeutscher Meister. 1994 wurde Björn Blaschke deutscher Jugendvizemeister. Vor acht Jahren begann er, sich verschiedenen Box-Ställen als Sparringspartner anzubieten. Von da an stand er mit großen Gegnern im Ring. Aber nicht im Rampenlicht - bis er im Jahr 2008 einen Profi-Vertrag unterschreiben durfte: »Damit war mein Traum erfüllt«, sagt Björn Blaschke.

Dann kam der Bandscheibenvorfall. Ein Alptraum für jeden Sportler. »Meine Karriere schien vor dem Aus«, erzählt er den ZmS-Teilnehmern. Gegen alle Wahrscheinlichkeit erholte er sich gut - und konnte weiter boxen. Seine bisher sechs Kämpfe als Profi hat er alle gewonnen, fünf davon durch K.O. Am 4. Dezember steht ein weiterer großer Schritt auf dem Weg zum WBF-Weltmeistertitel an: In der längst ausverkauften Listhalle kämpft er gegen Jonathan Pasi.

»Ich habe mein Ziel nie aus den Augen verloren«, sagt Björn Blaschke und gibt seinen jungen Zuhörern einen guten Rat mit auf den Weg: »Immer weiterkämpfen!« Das gilt nicht nur im Ring, sondern fürs ganze Leben. Seinen Schulabschluss hat Björn Blaschke ebenso durchgezogen wie seine Ausbildung zum Maler und Lackierer - und ist damit ein Vorbild für die Jugendlichen, denen er in Max Herferts Box-Gym aus seinem Leben erzählt.

Gibt es irgendetwas, das wichtiger als die Box-Karriere ist? Die Familie. Das wird klar, wenn man hört, wie Björn Blaschke über seine Frau Manuela, seine vier Brüder, seinen Vater Sigi spricht. Ob der Vater stolz ist, will ein ZmS-Teilnehmer wissen. »Er sagt's nicht, aber man merkt es ihm an«, antwortet Björn Blaschke. Sein Vater will das so nicht stehen lassen und schiebt nach: »Natürlich bin ich stolz. Er hat halt alles durchgezogen.« (ZmS)