Logo
Aktuell Zeitung macht Schule

Vorbeugen ist besser als nachsorgen

MÜNSINGEN. Wenn ein Jugendlicher einen Blödsinn gemacht hat, der gegen das Gesetz verstößt, bekommt er es zuerst mit der Polizei zu tun, weil die Polizei - so steht es im Polizeigesetz - für die Aufrechterhaltung der inneren Sicherheit zuständig ist. Die Polizeidienststelle Münsingen gehört zur Polizeidirektion Reutlingen. Die Polizeidirektion Reutlingen hat vier Dienststellen, die rund um die Uhr besetzt sind - Reutlingen, Metzingen, Pfullingen und Münsingen. In Münsingen arbeiten 42 Polizistinnen und Polizisten. Eine ganz wichtige Arbeit der Polizei ist neben der Aufklärung von Straftaten deren Verhinderung. Vor allem im Bereich der Jugendarbeit ist die Polizei deshalb besonders aktiv. Speziell ausgebildete Jugendsachbearbeiter bei der Polizei versuchen, durch verschiedene Programme zu erreichen, dass Jugendliche erst gar nicht straffällig werden. Leider gelingt das nicht immer. ZmS-Reporter haben bei Polizeihauptkommissar (PHK) Erhard Holzschuh von der Polizeidienststelle Münsingen nachgefragt.

ZmS: Wie viele Jahre sind Sie schon Jugendsachbearbeiter?

Holzschuh: Seit 1988, also seit 20 Jahren. Seit 1974 bin ich bei der Polizei.

Welche Straftaten kommen am häufigsten vor?

Holzschuh: Körperverletzung, Sachbeschädigung und Diebstahl. Vor allem bei Jungs noch unerlaubtes Frisieren von Mofas.

Was machen Sie bei leichten Vergehen?

Holzschuh: Die Leute werden angezeigt, bei unter 18-jährigen werden die Eltern verständigt, die Personalien werden aufgenommen.

Was bezeichnen Sie als schwere Straftat?

Holzschuh: Zum Beispiel eine Körperverletzung, die von mehreren begangen wird oder ein Diebstahl, bei dem eine Tür aufgebrochen wird.

Was passiert, wenn Kinder unter 14 Jahren Straftaten begehen?

Holzschuh: Es wird nachgeprüft, ob eine Erpressung oder Nötigung vorliegt. Beim zweiten Mal wird das Jugendamt verständigt. Es kann aber auch sein, dass bei wiederholten Auffälligkeiten eine Untersuchung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie veranlasst wird.

Was tun Sie, damit Straftaten erst gar nicht geschehen?

Holzschuh: Das, was ich heute bei Euch mache. Man nennt das Prävention, das heißt Vorbeugung. Wie suchen auch Jugendliche an sogenannten Brennpunkten auf.

»Das Strafrecht ist o.k., wie es ist«

Mit wem arbeiten Sie damit zusammen?

Holzschuh: Mit Schulen, Kindergärten, mit Mitarbeitern der Jugendhilfe, mit Vereinen.

Was ist Ihrer Meinung nach der Grund, dass Straftaten häufiger vorkommen?

Holzschuh: Der übermäßige Medienkonsum (viel Fernsehen, viel Computerspiele) und der dadurch bedingte Nachahmungseffekt. Dann der Gruppenzwang oder ganz einfach Frust über irgendetwas.

Sollte Ihrer Meinung nach das Strafrecht verschärft werden?

Holzschuh: Das Strafrecht ist o.k., wie es ist.

Haben Sie schon einmal von der Dienstwaffe Gebrauch machen müssen?

Holzschuh: Vor 15 Jahren habe ich auf einen Reifen schießen müssen, als uns ein Autodieb umfahren wollte.

Wo kommen im Bereich der Polizeidirektion Reutlingen die meisten Straftaten vor?

Holzschuh: In der Innenstadt Reutlingen, weil da viele Menschen wohnen.

Schildern Sie ein positives Erlebnis mit Jugendlichen.

Holzschuh: Eine Streunerin hat mir aus Italien geschrieben, dass sie - nachdem sie selbst Kinder hat - vollstes Verständnis für die Arbeit der Polizei hat.

Wie viel Jugendsachbearbeiter gibt es in der PD Reutlingen?

Holzschuh: Rund 20. (ZmS)

Andrej Steinepreis, Michael Paul, Tommi Kiel, Nico Fink, Suzana Dollc, Juliane Sauer, Sophie Sauer, Marie Loeffler, Waldemar Solovev, Martin Salwai, Stefan Gellert, Daniel Gaßner, Gustav-Heinemann-Schule Hundersingen, Klasse 9