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Aktuell INTERVIEW 

Von Honau nach Hamburg

Der Junge von hier hat’s geschafft: Sven Schipplock ist der Sprung vom Hobby- in den Profifußball gelungen

Der Honauer Sven Schipplock spielt derzeit beim Hamburger SV.  FOTO: WITTERS
Der Honauer Sven Schipplock spielt derzeit beim Hamburger SV. FOTO: WITTERS
Der Honauer Sven Schipplock spielt derzeit beim Hamburger SV. FOTO: WITTERS

PFULLINGEN. Sven Schipplock ist gelungen, wovon viele träumen: Er ist Stürmer in der Ersten Bundesliga beim Hamburger SV. Berat Krasniqi aus der Klasse 8a der Schloss-Schule Pfullingen hat den erfolgreichen Fußballer für ein ausführliches Interview ans Telefon bekommen.

Wann haben Sie gemerkt, dass Fußball für Sie mehr ist?

Sven Schipplock: Als ich vier oder fünf Jahre alt war und mit meinem Vater Fußball gespielt habe, habe ich beschlossen, auch in einen Verein zu gehen.

Was war Ihr erster Verein?

Schipplock: Der FC Engstingen war mein erster Verein, bei dem ich Fußball gespielt habe, dort war ich neun Jahre lang.

War Stürmer Ihre erste Position, auf der Sie gespielt haben?

Schipplock: Meine erste Position war Verteidiger beim FC Engstingen. Als ich zum SSV Reutlingen wechselte, spielte ich defensives Mittelfeld. Als ich dann ein Jahr später nach Sondelfingen ging, wurde ich Stürmer.

»Wenn ich zuhause bin, gucke ich meinem besten Freund zu. Er spielt beim VfL Pfullingen II«

Würden Sie mir zustimmen, wenn ich sage, dass es schwer ist, einen Stammplatz in der Bundesliga zu haben?

Schipplock: Ja das stimmt, weil es schon viele Spieler im Team gibt. Es ist auch deshalb schwer, weil man, wenn man mal schlecht spielt, ausgewechselt wird. Dann sitzt du auf der Bank und ein anderer spielt für dich – und wenn er auch noch gut spielt, ist es schwer, den Stammplatz zu halten. Der Konkurrenzkampf für einen Stammplatz in der Bundesliga ist sehr hart, aber ich glaube, das ist auch so in jeder anderen ersten Liga – ob in ltalien, Spanien oder sonst wo. Da es heute so viele junge Talente gibt, guckt man natürlich, dass man das Niveau hält.

Haben Sie eine Ausbildung gemacht?

Schipplock: Ich habe eine Ausbildung in Reutlingen bei der Firma Raab Karcher als Kaufmann im Groß- und Außenhandel begonnen, musste sie aber unterbrechen, als ich 2008 zum VfB Stuttgart gewechselt bin und mich zwischen Arbeit und Fußball entscheiden musste.

Gibt es einen Verein, bei dem Sie schon immer spielen wollten außer beim Hamburger SV?

Schipplock: Als kleines Kind wollte ich immer beim FC Bayern spielen, aber das war früher so, heute ist es nicht mehr ausschlaggebend.

Warum ist Ihr Marktwert von 2,5 Millionen auf 800 0000 Euro gesunken? Liegt es daran, dass Sie wenig Spiel-praxis sowohl bei Darmstadt als derzeit in Hamburg haben?

Schipplock: Dein Marktwert bemisst sich daran, wie viele Tore du schießt und wie viele du vorbereitest. Und da ich fast zwei Jahre kaum Tore geschossen habe, ist mein Marktwert als Stürmer gesunken. Wenn ich mehr Tore schieße, steigt er auch wieder.

Wie lange wollen Sie noch Fußball spielen?

Schipplock: Das ist eine gute Frage. Ich möchte so lange spielen, wie ich kann. Normalerweise enden aktive Spielerkarrieren mit etwa 35 Jahren. Wenn ich bis 35 spielen kann, wäre das sehr schön. Aber wenn ich ein oder zwei Jahre früher aufhören müsste, weil es nicht mehr geht, wäre es auch nicht schlimm.

Was machen Sie, wenn Sie spielfrei haben?

Schipplock: Dann bin ich viel mit meiner Frau unterwegs in der Stadt und in Cafés. Es gibt aber auch Tage, an denen ich mit meiner Frau auf dem Sofa liege und Filme und Serien angucke.

Kommen Sie oft nach Honau zu Ihren Eltern und alten Spielerkollegen?

Schipplock: Früher, als ich noch in Stuttgart und Hoffenheim gespielt habe, war ich fast jedes Wochenende in Honau. Jetzt, wo ich in Hamburg spiele, nur noch einmal im Monat.

Kommen Sie noch zu Spielen vom TUS Honau, FC Engstingen oder SSV Reutlingen?

Schipplock: Ja, wenn ich zuhause bin, gucke ich meinem besten Freund zu. Der spielt beim VfL Pfullingen ll. Sonst eher weniger.

Was würden Sie machen, wenn Jogi Löw Sie anruft und bei der WM 2018 dabei haben will?

Schipplock: lch glaube, dass ich das gar nicht glauben würde, sondern dass mich jemand verarscht. Wenn ich dann wüsste, dass es wirklich Jogi Löw ist, würde ich mich unglaublich freuen und zusagen.

Was macht es mit Ihnen, wenn Sie im Sturm spielen, aber keine Tore schießen?

Schipplock: Man macht sich natürlich Gedanken, was man selbst falsch macht. Manchmal liegt es auch daran, dass man einfach zu wenig Chancen hat oder die Mitspieler auch nicht in so guter Form sind, das ist dann schwierig als Stürmer. Wenn ich Torchancen vergebe, gibt es im Training besondere Torschussübungen, in denen man versucht, das Problem zu beheben.

Haben Sie schon mal eine oder einige Entscheidungen bereut?

Schipplock: Mir fallen keine Entscheidungen ein, die ich bereue. Die, die ich bisher in meiner Karriere getroffen habe, sind gut gewesen. Natürlich habe ich auch schon mal gedacht, das ist vielleicht die falsche Entscheidung – zum Beispiel bei Wechseln. Aber es war nie so, dass ich mir denke, das oder das wäre besser gewesen.

Wollen Sie, wenn Sie als Spieler aufhören, Trainer werden oder einfach das Leben genießen?

Schipplock: Das ist eine schwierige Frage, weil ich glaube, dass der Trainerjob zwar Spaß macht, in der ersten oder zweiten Bundesliga aber auch sehr stressig ist. Das Fußballerleben ist generell sehr anstrengend und kostet Nerven. Deshalb ist es ist schwierig zu sagen: Ich werde Trainer oder ich ziehe mich aus diesem Geschäft zurück. lch selber kann noch nicht sagen, was ich machen möchte – auch, weil ich gucken will, was das Beste für meine Familie ist.

Wurden Sie als Kind von Ihren Eltern gefördert?

Schipplock: Mit meinem Vater habe ich begonnen, Fußball zu spielen – entweder zu zweit oder ich bin einfach mit ihm ins Training nach Oberstetten und Würtingen gegangen und habe mittrainiert. Mit meinem Papa habe ich auch später noch viel nebenher trainiert. (ZmS)