ZmS: Wie lief das Turnier, die NRHA World Championchip Futurity in Oklahoma City in Amerika?
Grischa Ludwig: Ich habe den zehnten Platz belegt, wobei mir der erste natürlich lieber gewesen wäre (lacht).
Bist du schon als Kind geritten oder wie bist du zum Reiten gekommen?
Ludwig: Ich bin eigentlich schon immer geritten, seit ich denken kann. Ich bin auf dem Hof meines Vaters aufgewachsen, der an die Diakonie in Stetten im Remstal angeschlossen ist. Dort wird Therapeutisches Reiten mit behinderten Kindern gemacht.
Stimmt es, dass du dein Rennrad gegen ein Pferd eingetauscht hast?
Ludwig: Das stimmt im Prinzip schon. Ich bin schon immer geritten, das war sozusagen Pflicht in der Familie. Ich habe nebenher aber auch alle möglichen anderen Sportarten betrieben: Bogenschießen, Leichtathletik, Klettern und zu guter Letzt Radsport, bei dem ich relativ erfolgreich war. Dann war ich mit meinem Vater auf der Americana, bei der ich das Westernreiten zum ersten Mal sah. Und dort beschloss ich, wenn wir so ein Pferd kaufen, dann kommt morgen das Fahrrad weg, was jedoch schlussendlich ein halbes Jahr dauerte. Davor ritt ich normal klassisch, was mir aber nicht so viel Spaß gemacht hat. Rückblickend gesehen, hätte ich mir auch Springreiten als Sport vorstellen können. In beruflicher Hinsicht war es für mich eine gute Wahl, da der Westernsport ein expandierender Markt ist.
Wann hast du dir dein erstes eigenes Pferd gekauft?
Ludwig: Mein erstes eigenes Pferd habe ich mir nach der Konfirmation gekauft. Da ich eine sehr große Familie habe, kam natürlich einiges an Geld zusammen. Ich habe damals einen Jährling erstanden, einen Araberhengst, der Mosche Dajan hieß.
Trainierst du eigene Pferde oder Pferde von anderen Leuten?
Ludwig: Jetzt muss ich erst einmal etwas ausholen: Wir haben einen Hof in Bitz, auf dem 120 bis 150 Pferde stehen - ausschließlich Quarter Horses und zwei oder drei Paint Horses. Mit denen verdiene ich im Prinzip mein Geld; das sind mehrere Berufszweige: zum einen die Landwirtschaft, die aber Frau Maile (Geschäftsteilhaberin) betreibt, zum anderen eine Zucht mit Deckstation - momentan zehn Zuchtstuten und drei eigene Deckhengste -, Fohlenverkauf und Aufzucht. Aber mein Hauptgeschäft ist das Trainieren und Ausbilden von Pferden anderer Leute, die ich dann bestmöglichst auf Turnieren vorstelle. Wenn sie als Turnierpferde nicht gut genug sind, werden sie als Freizeitpferde verkauft. Jedoch hatten wir in den letzten fünf Jahren mit dem Freizeitmarkt relativ wenig zu tun.
»Mein erstes Pferd habe ich mir nach der Konfirmation gekauft«
Ist es schwer, ein Pferd wieder abzugeben, wenn es fertig ausgebildet ist und man ziemlich viel Zeit mit ihm verbracht hat?
Ludwig: Man hat eine gewisse Verbindung mit dem Pferd, aber man weiß im Prinzip von vorne herein, dass man es wieder abgibt. Allerdings gibt es schon Pferde, mit denen man so und so viele Erfolge gehabt hat und die einem ans Herz gewachsen sind. Bei denen ist man dann etwas traurig.
Wie sieht es mit Reitunfällen aus?
Ludwig: Also, früher hab ich mit den Pferden alles gemacht, eingeritten, longiert, aber mir ist zum Glück nie was passiert. Wenn ich heute ausfallen würde, wäre das eine recht teure Geschichte, und deshalb lasse ich meine Lehrlinge die jungen Quarter einreiten. Die jungen Leute sind gelenkiger und fallen geschickter. Wobei es in letzter Zeit eine gewisse Häufung leichter Unfälle gab, da wir um die 30 Zweieinhalbjährige eingeritten haben.
Welche Rassen sind deiner Meinung nach am besten für den Turniersport geeignet?
Ludwig: Man kann unter anderem einen Haflinger oder auch einen Araber auf Turnieren reiten, für den großen Turniersport kommen aber eigentlich nur der Quarter, das Paint Horse und der Appaloosa in Frage.
Was willst du erreichen?
Ludwig: In naher Zukunft möchte ich in den 20-köpfigen Kader für die Weltreiterspiele in Aachen nächstes Jahr, und das Ziel ist eine Medaille. Meine weiteren Ziele sind, dass ich die nächsten 10 bis 15 Jahre vollreiterlich tätig sein will, dass heißt, dass ich von morgens bis abends mit dem Pferd arbeite. Danach werde ich mich mehr mit dem Pferdeverkauf und der Zucht beschäftigen. Mein Hauptziel wird jedoch immer sein, so erfolgreich wie möglich zu sein, so weit wie es mit dem Pferd eben geht.
Hast du Vorbilder. Wenn ja, welche?
Ludwig: Im Westernsport habe ich keine Vorbilder, ich möchte meinen eigenen Weg gehen. Ich versuche eher, selbst ein Vorbild zu sein - vor allem für Jugendliche, die diesen Sport machen wollen, dass ich im Prinzip schon einen Weg vorgeben kann, der nicht schlecht ist und bei dem das Reiten eine tierfreundliche Sache bleibt. Ein Sportler, der mich unwahrscheinlich erstaunt hat und von dem ich auch ein Fan bin, ist Jan Ulrich. Er hat in meinen Augen mehr geleistet als Lance Armstrong. Auch wenn er Zweiter wird oder in den Medien schlecht über ihn berichtet wird, macht er immer weiter und weiter und gibt nicht auf.
Was machst du, wenn du dich mal nicht mit Pferden beschäftigst?
Ludwig: Hm, gute Frage. Im Sommerhalbjahr fahre ich nebenher einmal in der Woche Bobby-Car-Rennen und im Winterhalbjahr gehe ich nach Balingen Eishockey spielen. Ansonsten habe ich noch relativ viele Kumpels, mit denen ich weggehe.
Was kannst du uns zu Pleiten, Pech und Pannen erzählen?
Ludwig: Oje, dazu fällt mir ein, dass ich seit drei Jahren nicht mehr in der Nationalmannschaft geritten bin, obwohl ich für jedes Turnier (drei- bis viermal im Jahr) nominiert war. Ich konnte jedoch nie mitreiten, da entweder ein Pferd ausgefallen oder verkauft worden ist oder sonst etwas dazwischen gekommen ist.
Wie lautet dein Lebensmotto?
Ludwig: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! (ZmS)
Ines Banschbach, Anna Klotz, Graf-Eberhard-Gymnasium Bad Urach, Klasse 10 d