PLIEZHAUSEN. »Mit 21 Jahren und 80 D-Mark in der Tasche fing alles an«, sagt Dieter Gaiser aus Rübgarten. Kutschen sind seine Leidenschaft. Inzwischen ist er ein europaweit bekannter und leidenschaftlicher Kutschenrestaurator. Wir, Paula und Nele, haben mit ihm gesprochen.
GEA: Wie bist du zu diesem Beruf gekommen?
Dieter Gaiser: Mein Vater hat ein Pferd gekauft als ich 14 Jahre alt war. Wir waren im Reitverein Walddorfhäslach, dort hat die ganze Familie reiten gelernt und schlussendlich ist die ganze Familie auch auf diesem Pferd geritten. Daraufhin hat das Pferd Rückenprobleme bekommen. Der Tierarzt meinte, dass es nicht mehr geritten werden darf, sondern nur noch ziehen darf. Also haben wir nach einer Kutsche gesucht und eine kleine gefunden. Die haben mein Vater und ich zusammen restauriert. Danach sind wir auf Turniere gefahren. Dort haben andere unsere Kutsche gesehen und gefragt, ob wir ihre Kutschen nicht auch restaurieren könnten. Natürlich habe ich nicht Nein gesagt, und somit habe ich die Kutschen immer samstags nach der Schule gemacht. Nach dem Zivildienst habe ich mich als Restaurator selbstständig gemacht – mit 21 Jahren und 80 D-Mark in der Tasche. Das Geld, das ich verdient habe, habe ich genommen, um besseres Werkzeug und Material zu kaufen. So ist das immer mehr geworden. Wenn man sich viel Mühe gibt und gut arbeitet, bekommt man immer mehr davon und das seit 40 Jahren.
Wie gehst du vor?
Gaiser: Zuerst schaut man sich den Wagen ganz genau an und fotografiert ihn bis ins kleinste Detail. Danach fängt man an zu recherchieren. Man schaut, wie viele und welche Vorbesitzer der Wagen hatte und ob es noch ähnliche oder gleiche Kutschen gibt. In der Literatur sucht man, ob etwas zu diesem Wagen geschrieben wurde. Durch den Kontakt mit Sammlern und Museen versucht man, möglichst viele Details herauszufinden. Dass Allerwichtigste ist aber, dass man mit dem Eigentümer gut zusammenarbeitet.
Was sind Aufgaben, die du am wenigsten magst und am meisten?
Gaiser: Am wenigsten mag ich das Abschleifen des alten Lacks. Das Lackieren und Polstern macht am meisten Spaß.
Welche Kundschaft hast du?
Gaiser: Hauptsächlich private Sammler aus ganz Europa, die zwischen 100 und 600 Kutschen haben.
»Das Lackieren und Polstern macht am meisten Spaß«
Gab es schon mal Highlights?
Gaiser: Das war ein früher Reisewagen aus England. Der war besonders, weil es aus der Zeit heute fast keine Kutschen mehr gibt. Wenn man dann so eine Kutsche fertig schafft, ist das schon ein Highlight.
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Wie viel kostet ungefähr eine Restaurierung?
Gaiser: Das fängt bei einer kleinen Kutsche bei etwa 5 000 Euro an, bei einer sehr großen kann das schon mal weit über 100 000 Euro gehen. Das größte Problem sind die ganzen Materialkosten.
Kann man von dem Job leben?
Gaiser: Von der Gesamtsumme bleiben ungefähr 30 Prozent für mich übrig, der Rest fließt in die Materialien, Steuern, Versicherung und so weiter.
Wir danken Dieter Gaiser für dieses Interview. Es war spannend, einen Einblick in diesen seltenen Beruf zu bekommen. (ZmS)
Paula Wagner und Nele Rempfer, Gemeinschaftsschule Pliezhausen, Klasse 8c
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