ZmS: Wie begann deine Karriere als Hip-Hop-Tänzer?
Carmelo Spitaleri: Als ich 14 Jahre alt war, also vor elf Jahren, fing ich an, mit ein paar Freunden auf der Straße zu tanzen. Einfach so zum Spaß. Ich lernte das Tanzen, indem ich Videoclips im Fernsehen anschaute und die Bewegungen der Tänzer in meinen eigenen Style umwandelte. Je länger ich tanzte, desto mehr entdeckte ich in mir die Leidenschaft und Liebe fürs Tanzen. Als ich älter wurde, nahm ich an Workshops und Meisterschaften teil. Auf einer dieser Meisterschaften wurde ich dann entdeckt und bei DJ Bobo in der Schweiz als Profi-Backgroundtänzer unter Vertrag genommen.
Warum hast du dich dann letztendlich für diesen Beruf entschieden?
Carmelo: Weil ich mir damit meinen größten Traum erfüllt habe. Ich wollte nur mit dem Tanzen meinen Lebensunterhalt verdienen.
Heute hast du zwei Tanzschulen. Wie war der Weg bis dorthin?
Carmelo: Der Weg war überhaupt nicht einfach! Mir wurden sehr oft viele Steine in den Weg gelegt, weil man merkte, wie groß mein Talent war beziehungsweise ist und viele neidisch auf mich und meinen Erfolg waren.
Wie bekommst du das mit den zwei Tanzschulen in Mössingen und Reutlingen geregelt? Hast du Angestellte oder machst du das alles alleine?
Carmelo: Ich mache das alles mit guter Organisation und viel Spaß alleine. Falls es aber doch mal Probleme oder Schwierigkeiten gibt, stehen mir zwei Aushilfen zur Verfügung.
Was ist der Unterschied zwischen den Tanzschulen/Tänzern in Mössingen und Reutlingen?
Carmelo: Weil ich die Tanzschule in Reutlingen ein Jahr früher eröffnete, haben meine Schüler dort mehr Bühnenerfahrung und Erfolge hinter sich. Aber meine Mössinger C-Clubber sind gerade in den Vorbereitungen für die nächsten Meisterschaften, die Anfang 2007 bevorstehen. Ich erhoffe mir natürlich, dass die Mädels durch viel Training und Engagement zu den Besten gehören werden. Der zweite Unterschied ist die Anzahl der Schüler: In Reutlingen habe ich 94 und in Mössingen 66 Schüler.
Wie sieht dein Tagesablauf aus?
Carmelo: Mein Tag beginnt um 5 Uhr morgens mit einem Nebenjob als Lagerarbeiter. Um etwa 11 Uhr gehe ich ins Fitnessstudio Focus in Mössingen, wo ich Fitness- und Tanzlehrer bin. Ab 17 Uhr geht's dann richtig los! Ab da bin ich bis ungefähr 21.30 Uhr Tanzlehrer und gebe insgesamt drei bis vier Kurse pro Tag.
Was sagen Familie, Freunde und Bekannte zu deinem Beruf? Sind sie stolz auf dich oder gibt es auch Neid?
Carmelo: Am Anfang hat meine Familie gesagt, ich soll das Tanzen lassen und einen richtigen Beruf lernen. Aber als sie gemerkt haben, dass ich großen Erfolg damit habe, wurden sie immer stolzer auf mich und stehen heute voll und ganz hinter mir. Natürlich gibt es unter Freunden und Bekannten auch viel Neid, aber darauf achte ich nicht.
Apropos Familie: Wie sieht dein Familienstand aus?
Carmelo: Ich bin glücklich verheiratet und habe einen gesunden kleinen Sohn mit meiner Ehefrau.
Zurück zum Tanzen: Welchen Tanzstil tanzt du?
Carmelo: Insgesamt tanze ich vierzehn verschiedene Tanzstile, unter anderem Boogie, Hip-Hop, Break Dance, Ballet, Krumping, 2-Step, House und Modern Dance.
Wie entwickelt sich dein Stil denn überhaupt?
Carmelo: Ja, mein Style entwickelt sich weiter, indem ich mir ab und zu Videoclips anschaue und die Bewegungen auf meine eigene Art und Weise verändere.
Was waren deine größten Erfolge?
Carmelo: Meine größten Erfolge waren, dass ich erstens insgesamt sechs Mal alleiniger deutscher Meister war - drei Mal im Street Dance/Freestyle und zwei Mal im Electric Boogie. Zweitens, dass ich mit den C-Clubbern aus Reutlingen zwei Mal den süddeutschen Titel und den zweiten und sechsten Platz bei den deutschen Meisterschaften im Street Dance geholt habe. Außerdem war ich bei DJ Bobo als Profi-Backgroundtänzer unter Vertrag und habe bei Ayman als Backgroundtänzer auf der Bühne getanzt. Eine große Tanzerfahrung sammelte ich in Californien in der berühmten Tanzschule Millenium Dance Complex, wo ich als Schüler Tanzunterricht hatte.
Wie siehst du dein Leben in den nächsten 30 Jahren?
Carmelo: Ich hoffe, dass meine Zukunft weiter so erfolgreich läuft, meine Familie gesund bleibt und meine C-Clubber auch ihre Tanzziele erreichen. (ZmS) Kristina Karij, Xenia Depperschmidt, Quenstedt-Gymnasium, Klasse 10b