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Spontan-Einsatz rettet ZmS-Podium

KIRCHENTELLINSFURT. Die Vorbereitungen für das Interview mit Anna Lührmann, Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Grüne, liefen auf Hochtouren. Schon seit Wochen hatten sich fünf Gymnasiasten aus Bad Urach auf das ZmS-Podium vorbereitet. Doch dann kam alles ganz anders. Warum? Weil die politische Überfliegerin Lührmann am Boden bleiben musste. Nebel und technische Probleme vereitelten ihre Reise von Berlin nach Stuttgart. Der Flieger hob nicht ab, Anna Lührmann saß in der Hauptstadt fest.

Pfiffige Fragen und ehrliche Antworten: Das ZmS-Polit-Podium gestaltete sich aus vielen Gründen spannend. GEA-FOTO: JÜRGEN MEYER
Pfiffige Fragen und ehrliche Antworten: Das ZmS-Polit-Podium gestaltete sich aus vielen Gründen spannend. GEA-FOTO: JÜRGEN MEYER
Pfiffige Fragen und ehrliche Antworten: Das ZmS-Polit-Podium gestaltete sich aus vielen Gründen spannend. GEA-FOTO: JÜRGEN MEYER
Hektische Betriebsamkeit

Während die ersten der rund 100 Zuhörer in die Aula der Kirchentellinsfurter Graf-Eberhard-Realschule strömten, herrschte im GEA-Presse-Center am Reutlinger Burgplatz hektische Betriebsamkeit. Denn eines war klar: Ersatz musste her - und zwar schnell. Schließlich die erlösende Zusage: In einer Spontanaktion erklärte sich Kommunalpolitikerin Beate Müller-Gemmeke bereit, Anna Lührmann zu vertreten. Und mit nur zehnminütiger Verspätung konnte das Podium über die Bühne gehen.

Kein leichter Stand für die Moderatoren des Graf-Eberhard-Gymnasiums Urach, deren Fragenkatalog husch-husch überarbeitet werden musste. Zwar gehört auch Beate Müller-Gemmeke den Grünen an und mischt immerhin auf politischer Landesebene mit; ansonsten gibt es aber herzlich wenig Berührungspunkte zu Deutschlands jüngster Bundestagsabgeordneten Anna Lührmann (20 Jahre).

Dass die Veranstaltung trotzdem locker und informativ ausfiel - es lag an den Interviewern, denen das Kunststück glückte, sich gekonnt auf ihre neue Gesprächspartnerin einzustellen. Diese, so war zu hören, stammt gebürtig aus Frankfurt, lebt aber bereits seit 40 Jahren im Raum Reutlingen-Tübingen. Sie ist verheiratet, hat zwei Söhne im Alter von elf und dreizehn Jahren und bezeichnet sich selbst als leidenschaftliche Politikerin, die gerne mitdenkt und sich »einmischen« möchte.

Früh politisch aktiv

Doch wie kam Beate Müller-Gemmeke zur Politik? »Sehr früh«, wie die Wahl-Dörnacherin erzählt, die den Begriff des politischen Engagements nicht auf Gremien-Arbeit reduziert. Demnach sei ihr politisches Interesse bereits während der Schulzeit erwacht. »Ich war Klassensprecherin«; später sei Müller-Gemmeke im studentischen Ausschuss Asta aktiv gewesen. Über die Friedensbewegung sei sie schließlich zu den Grünen gekommen.

Momentan ist die ehemalige Reutlinger Bundestagskandidatin als Gemeinderätin in Pliezhausen, im Grünen-Kreisvorstand Reutlingen sowie im baden-württembergischen Grünen-Finanzrat tätig. Und weil sie sich ein Leben ohne Politik nicht vorstellen kann, ist sie derzeit am Überlegen, ob sie sich bei der nächsten Landtagswahl um eine Kandidatur bemühen wird - so die Familie zustimmt.

Beate Müller-Gemmeke ist der Ansicht, dass in der Politik noch lange nicht alles erreicht ist. Will heißen: Es gibt viel zu tun. Ob sie's hauptberuflich mit anpacken wird, ist allerdings noch Zukunftsmusik und keine beschlossene Sache. Man nimmt ihr aber gerne ab, dass es ihr grundsätzlich Spaß machen würde.

Und das, obwohl Familie, Beruf (sie ist Sozialpädagogin) und politische Ehrenämter ihr schon jetzt wenig Freizeit lassen. Etwa für ihren Garten oder fürs Lesen. Jedoch: »Auf meinem Nachttisch liegt immer ein Buch.« Und dann gibt's ja auch noch Urlaube...

Während des Interviews wurde ihr die Frage gestellt, was sie von der aktuellen Bildungssituation hält. Beate Müller-Gemmeke dazu: »Es muss starke Veränderungen im Schulsystem geben«. Dies habe nicht zuletzt die Pisa-Studie gezeigt, die das deutsche dreigliedrige System, die Unterteilung in Haupt- und Realschule sowie Gymnasium in Frage stelle.

Vertrauen in die Jugend

Und der heftig diskutierte Führerschein ab 17? Den lehnt die Grünen-Politikerin ab. Aus Sicherheitsgründen.

Anders ihre Einstellung zum Thema »Hanf-Legalisierung«. Diese nämlich befürwortet Beate Müller-Gemmeke ausdrücklich. Sie meint in diesem Zusammenhang, dass man den Jugendlichen das Vertrauen geben sollte, sich selbst zwischen gut und schlecht zu entscheiden. (ZmS)



Phillis Dayanir und Christiane Schnizer, Freie Georgenschule Reutlingen, Klasse 10