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Soll man Killerspiele verbieten?

TÜBINGEN. Wieder einmal versucht der Staat, ein Verbot von »Killerspielen« durchzusetzen. Überlegt wird, dass der Besitz und das Benutzen dieser Spiele mit bis zu einem Jahr Haft bestraft werden soll. In vielen Bundesländern wird bereits darüber diskutiert: Angeblich fördern diese Spiele die Aggressionen der Spieler und führen dazu, dass sie in das soziale Abseits geraten.

Es gibt aber auch Menschen, die behaupten, dass die fraglichen Spieler primär durch Mobbing und Stress in der Schule zu Einzelgängern wurden und die Spiele erst der letzte Auslöser für einen Amoklauf sind. Wieder andere meinen, dass die Spiele so gut wie nichts damit zu tun haben, weil es schon immer solche Zwischenfälle gegeben hat, die allerdings nicht so großes Aufsehen erregt haben, da die Medien nicht im gleichen Ausmaß und so dramatisch wie heute darüber berichteten. Zudem kamen Schüler früher nicht an vergleichbare Waffen.

Der Reiz des Illegalen

Um zu erfahren, wie das Meinungsbild in dieser Sache ist, befragten wir rund 50 Spieler und Nichtspieler an unserer Schule: Auf die Frage, was sie von dem Verbot der Killerspiele halten, antworteten die meisten, dass es ihnen egal sei. Ein Verbot sei ohnehin nicht durchsetzbar und man könne sich alle Spiele ohne Probleme und weitgehend unkontrolliert aus dem Internet herunterladen.

Einige sagten auch, dass sie es einfach nicht gut finden, weil sie die Spiele aus Spaß spielen wollen. Diese Meinungen hatten etwa 30 Prozent der Befragten. Fünf Prozent meinten, es sei ihnen egal, weil sie diese Spiele ohnehin nicht spielen und dies auch in Zukunft nicht vor hätten. Die restlichen 15 Prozent finden es gut, wenn diese Spiele verboten werden, weil sie zu brutal sind. Diese Antwort gaben hauptsächlich Mädchen, die ohnehin ein geringeres Interesse an Spielen haben und deshalb lieber und überwiegend chatten.

Auf unsere nächste Frage, wie man es finde, dass sich die Politik überhaupt mit dem Thema befasst, waren die Antworten gegensätzlich. Die Hälfte der Befragten fand es sinnvoll, dass es eine politische Diskussion zum Thema gibt, die andere Hälfte fand es nicht gut, oder es war ihnen egal, weil es ihrer Meinung nach nichts bringt.

Eindeutiger fielen die Antworten auf die Frage aus, ob sich der Charakter durch das häufige Spielen von Egoshooter-Spielen verändere: Hierauf antworteten 60 Prozent mit ja und bloß 20 Prozent mit nein. Der Rest sagte, dass sich der Charakter nur bei psychisch ohnehin labilen Spielern ändere.

Der Druck wird steigen

Dieser Umfrage kann man wohl entnehmen, dass sich nicht viel an der jetzigen Situation verändern wird, wenn diese Spiele verboten werden: Den einen ist es ohnehin egal, während die anderen die Spiele trotzdem weiterspielen. Allerdings wird der öffentliche Druck auf die Spieler sicherlich steigen - was aber gerade bei denen, die gefährdet sind, eher negative Auswirkungen wie etwa eine noch stärkere Ausgrenzung und sogar eine Kriminalisierung mit sich bringt. Über dieses Problem wird sicher noch lange diskutiert werden müssen. Einfache Lösungen sind nicht in Sicht. (ZmS)



Josua Böser, Henry Hammer, Niklas Reinfandt, Julius Riefler, Kepler-Gymnasium Tübingen, Klasse 8a