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KIRCHENTELLINSFURT. Für manche ist Bogensport bekannt, für manche jedoch nicht. Das Bogenschießen als Sportart kennt vielleicht mancher von der Jagd oder von anderen Wettkämpfen. Im Mittelalter schossen damit die Jäger, heute gibt es 4 verschiedene Bogenarten und für jede gibt es verschiedene Disziplinen und wieder verschiedene Altersklassen. Mit dem Bogen kann man präzise und mit einer hohen Treffsicherheit schießen. Mit manchen Bögen kommt man sogar auf eine Reichweite von bis zu 300 Metern. Ich habe ein Interview mit Constantin Franke, dem Vize-Europameister in der Klasse FUJM 3D durchgeführt.

Der Augenblick in dem Yun Okhee aus Süd-Korea ihren Pfeil ins Ziel schickt. Das Bild ist bei den 16. Asien-Spielen am Guangzhou
Der Augenblick in dem Yun Okhee aus Süd-Korea ihren Pfeil ins Ziel schickt. Das Bild ist bei den 16. Asien-Spielen am Guangzhou (China) am 21. November entstanden. Foto: dpa
Der Augenblick in dem Yun Okhee aus Süd-Korea ihren Pfeil ins Ziel schickt. Das Bild ist bei den 16. Asien-Spielen am Guangzhou (China) am 21. November entstanden.
Foto: dpa
ZmS: Hallo Constantin, vielen Dank, dass Du etwas Zeit für mich übrig hast. Es sind ziemlich viele Abkürzungen in deinem Titel, was bedeuten diese?

Constantin Franke: FUJM heißt Freestyle Unlimited Junioren Männlich. Dies ist eine Bogenklasse bei der mit Compoundbogen geschossen wird. Hierbei sind mechanische Zieleinrichtungen erlaubt. Man kann sich die mechanische Hilfe ähnlich wie bei einem Zielfernrohr vorstellen.

»Man sollte Ausdauer haben, sich konzentrieren können und Kraft im Oberkörper haben«
Compoundbogen? Schon wieder etwas Neues.

Franke: Ja, ein Compountbogen ist ein sehr technisches Gerät. Hierbei wird über ein Rollensystem, ähnlich wie bei einem Flaschenzug, die Sehne gespannt. Es ist ein sehr präzises Gerät, mit dem man auch auf weite Entfernungen genau treffen kann. Mein Bogen besteht aus Carbon und Aluminium und wiegt knappe sechs Kilo.

Was heißt 3D?

Franke: 3D heißt, man schießt auf Kunststoff-Tierattrappen, die in Feld, Wald und Wiese stehen. Dabei sind die Entfernungen nicht bekannt. Es werden Jagdszenarien simuliert. Der historische Hintergrund geht bis ins Mittelalter zurück. Die Jäger übten damals während der Schonzeit der Tiere ihre Fähigkeiten an Strohtieren. Heute gibt es spezielle Parcours (der nächste liegt in Reutlingen), bei denen man auf verschiedene Tierattrappen in Feld und Wald trainieren kann.

Schießt Du nur 3D?

Franke: Nein, im Winter übe ich in der Halle. Anfang dieses Jahres habe ich bei der deutschen Hallenmeisterschaft auch den Vize-Titel FUJM erreicht.

Warum hast Du Dich für diese Bogenklasse entschieden?

Franke: Mich fasziniert vor allem die Technik und die damit erreichbare Präzision, die mit keinem anderen Bogen derartig erreichbar ist.

Wie oft oder wie lange trainierst Du ungefähr pro Woche?

Franke: Vor den Kämpfen drei bis vier Mal pro Woche und jedes Mal eine oder zwei Stunden.

Kannst Du das Bogenschießen weiterempfehlen?

Franke: Ja, für Leute, die sich damit beschäftigen wollen, denen es Spaß macht und die einen Ausgleich zum Alltag suchen.

Wie bist Du darauf gekommen, mit dem Bogenschießen anzufangen?

Franke: Mein Nachbar kam eines Tages zu mir und hatte seinen Bogen dabei, ich habe es ausprobiert und mich dafür interessiert. Dann habe ich mich mit dem Thema befasst und mir einen eigenen Bogen gekauft.

Braucht man für diesen Sport irgendwelche speziellen Fähigkeiten?

Franke: Man sollte nicht schlecht sehen, Ausdauer haben, sich konzentrieren können und Kraft im Oberkörper haben.

Ist Bogenschießen ein teueres Hobby?

Franke: Ja oder nein, es kommt immer darauf an, was man für einen Bogen möchte. Je nachdem, was man erreichen möchte, muss man, wie bei jeder Sportart, weniger oder mehr Geld investieren.

Gab es auch schon Situationen, bei denen Du mit dem Bogenschießen aufhören wolltest?

Franke: Ja, da es auch Zeiten gab, in denen ich keine Fortschritte mehr gemacht habe und nichts mehr getroffen habe. Dann kann man nur empfehlen, dranzubleiben und trotzdem weiterzumachen.

Was sind Deine nächsten Ziele?

Franke: Mein nächstes Ziel ist im März 2011, die deutschen Hallenmeisterschaften in Saarlouis. Ab Januar beginne ich mit dem intensiven Training für die deutsche Hallenmeisterschaft in Saarlouis. Zeitlich ist es nicht immer so einfach, Schule und Turniere miteinander zu vereinbaren, besonders bei G8. Aber meine bevorzugten Turniere sind nicht Indoor- Turniere sondern 3D-Turniere in der Natur. Hierbei werden Tierattrappen auf unbekannte Entfernung abgeschossen.

Dann wünsche Dir noch viel Glück bei Deinen nächsten Wettkämpfen.

Marius Ott, Bildungszentrum Nord-Gymnasium, Reutlingen, Klasse 9 a