Logo
Aktuell INTERVIEW

Ritter sucht Gleichgesinnte

TROCHTELFINGEN. Am 6. Dezember ist es wieder so weit: Das Rittervolk Trochtelfingen veranstaltet im Rittersaal wieder das alljährliche Rittermahl. Hier treffen sich die Mittelalterbegeisterten der Interessensgemeinschaft. Bis es dazu kam, war es allerdings ein langer Weg. Ich habe Karsten Sander, den Gründer des Rittervolks, befragt. Sein Mittelaltername lautet Vulfric von Truchtolfingen.

ZmS: Wie war das am Anfang genau? Wie kamst du dazu, das Rittervolk zu gründen?

Karsten Sander: Als mein Cousin Jörg aus Norddeutschland 2006 bei uns zu Besuch war, benötigte er für sein Kettenhemd Kettenringe, also gingen wir zur Rüstschmiede, die damals auf der Haid war. Da sah ich ein Schwert, das ich einfach mitnehmen musste. Dort wurde die Idee zum Rittervolk geboren.

Wie hast Du Gleichgesinnte gefunden?

Sander: Ich schaltete eine Anzeige unter dem Titel »Ritter sucht Gleichgesinnte« im Amtsblatt, worauf sich prompt 16 Leute in einer Gaststätte in Trochtelfingen zusammenfanden.

Wie ging es weiter?

Sander: Schnell wurde klar, dass wir keinen Verein, sondern eine Interessensgemeinschaft gründen wollen. Durch unsere offene Struktur gelang es uns, bundesweit Mitglieder zu finden. Dadurch wuchs auch das Rittervolk stetig an. Zuerst waren es nur Mitglieder aus Trochtelfingen, aber schnell kamen Mittelalterinteressierte aus Reutlingen und Messkirch, später auch aus Ulm und sogar Bayern dazu.

Kannst Du uns sagen, was das Rittervolk Trochtelfingen genau macht?

Sander: Unsere Aktivitäten sind sehr vielseitig, aber unser Hauptaugenmerk liegt auf den Heerlagern, die fünf bis sechs Mal pro Jahr stattfinden. Es gibt aber auch Stammtische, bei denen man sich trifft. Hier stellen wir dann möglichst detailgetreu das 13. Jahrhundert dar. Außerdem unterstützen wir auch andere Leute bei diversen Veranstaltungen.

Kannst Du für die Leser kurz erklären, was man sich unter einem Heerlager vorstellen muss?

Sander: Ein Heerlager ist eine Zusammenkunft von vielen Mittelalterbegeisterten, die mit Zelten drei bis sechs Tage, meistens ein Wochenende, übernachten. Hier wird auf dem offenen Feuer gekocht und eben wie im Mittelalter gelebt.

»Wir versuchen, das 12. und 13. Jahrhundert darzustellen«
Aber es ist nicht alles zu 100 Prozent wie im Mittelalter, oder?

Sander: Bei uns sind die Regeln etwas lockerer, das heißt beispielsweise, dass im Kinderzelt Feldbetten stehen und in diesem Zelt sind auch Schlafsäcke. Das Innere dieser Zelte ist für Besucher nach außen hin nicht sichtbar. Aber im Großen und Ganzen versuchen wir, wie gesagt, bestmöglich das 12. bis 13. Jahrhundert darzustellen. Am besten schaut man sich das aber selber Mal an. In Reutlingen bietet sich ja die Gelegenheit beim Schwörtag, der immer im Juli stattfindet.

Was macht ihr bei den Stammtischen?

Sander: Wir sitzen gemütlich zusammen, trinken und essen. Wir besprechen Heerlager und generelle Entscheidungen über Anschaffungen und so weiter. Des Weiteren werden Diskussionen über neue Projekte und Kleidung geführt, die zum großen Teil selbst gefertigt wird. Dies alles findet im Rittersaal in Trochtelfingen statt.

Welche Veranstaltungen hat das Rittervolk bereits unterstützt?

Sander: Wir haben in der Werdenbergschule bei den Projekttagen einen Teil von unserem Equipment ausgestellt – Waffen, Tafel und Geschirr. Ich habe auch schon mal eine Geschichtsstunde gehalten. Einen Kindergarten haben wir bei einem Ritternachmittag unterstützt.

Was plant ihr aktuell?

Sander: Wir machen zurzeit die Jahresplanung 2015 für die Heerlager. Ellwangen, Göppingen, Reutlingen und so weiter stehen auf dem Plan. Für zwei neue Mitglieder erarbeiten wir gerade deren Wappen, es wird uns auf alle Fälle nicht langweilig. Wer noch mehr über das Rittervolk erfahren möchte, kann dies auf unserer Homepage unter www.rittervolk-trochtelfingen.de tun.

Vielen Dank für das interessante Gespräch! (Zms)

Andrea Sander, Werdenbergschule GWRS, Trochtelfingen, Klasse 10