Logo
Aktuell Zeitung macht Schule

Paraguay, wir kommen

REUTLINGEN. Was sie später einmal machen wollen, wissen viele Schulabgänger kurz nach dem Abitur noch nicht so genau. Ob sie gleich mit dem Studium beginnen möchten oder mit einer Ausbildung weiterpauken wollen, ist für viele noch unklar. Eine andere Möglichkeit wäre ein freiwilliges soziales Jahr im Ausland zu machen oder ein Praktikum, das dem Lernen eine Auszeit gewährt, um sich die Welt mal genauer anzuschauen.

Deborah Vollkommer (19) und ihre Freundin Hanne Lamparter (19) haben sich für ein Praktikum in der Hauptstadt von Paraguay entschieden. Sie wollen ab Januar ein halbes Jahr lang als Praktikantinnen an einer christlichen Schule in Asunción mitarbeiten. »Wir wollen anderen helfen, das Leben in ärmeren Ländern kennen lernen und sehen, wie Christen in anderen Teilen der Erde leben«, sagt Deborah Vollkommer.

Sie wollen dabei nicht nur die Sprache lernen, ihren Wissenshorizont erweitern und mehr über das Land erfahren, sondern auch die Kultur in Südamerika richtig kennen lernen und dabei Erfahrungen für ihr Leben sammeln sowie sich für andere Menschen engagieren.

Kostenlose Ausbildung

Von den rund sechs Millionen Einwohnern Paraguays leben etwa eine Million in Asunción, der Hauptstadt. Viel zu viele wohnen in Elendsvierteln und Slums. Viele Familien können ihren Kindern keine Schulausbildung finanzieren. Das christliche Schulzentrum »Colegio Politécnico Johannes Gutenberg« ermöglicht armen Kindern daher eine kostenlose Ausbildung und fördert sie in vielen Bereichen des Wissens.

Etwa die Hälfte aller Schüler der Johannes-Gutenberg-Schule muss kein Schulgeld bezahlen. Die Schule ist eine der beiden Einrichtungen des Kinderwerks Lima. »Zwei Drittel der Schüler kommen aus sozial schwachen Verhältnissen - gerade diese Menschen brauchen Hilfe«, erklärt Deborah. »Neben einem Kindergarten gibt es die Schule für die Klassen 1 bis 9. Danach können die Schüler eine Ausbildung in verschiedenen Bereichen, wie zum Beispiel Mechanik, Konfektion oder Buchhaltung machen«, fügt Hanne hinzu.

Besuch vom Präsidenten

Nicht zuletzt werden den rund 1 340 Kindern und Jugendlichen christliche Werte vermittelt. Die Kinder können regelmäßig Gottesdienste, Bibelstunden und Andachten besuchen. Die Schule wird auf Grund ihres großen Erfolges und ihrer guten Grundlage hoch angesehen und geschätzt. Sogar der paraguayische Präsident besucht immer wieder Veranstaltungen der Schule.

Die beiden Reutlingerinnen bevorzugen die Organisation als Praktikumsstelle, weil das Kinderwerk Lima eine christliche Organisation ist. »Es ist ein Missionswerk, dessen Arbeit durch Patenschaften, Spenden von Kirchengemeinden, Jugendgruppen und Einzelpersonen in Deutschland und der Schweiz finanziert wird«, berichtet Hanne.

In Paraguay gibt es hauptsächlich Katholiken, aber auch Mennoniten, protestantische und andere Glaubensrichtungen. »Wir wollen die Mentalität der Paraguayer kennenlernen und auch sehen, was sie bezogen auf den Glauben für eine Meinung haben«, meint Deborah. »Unser halbjähriger Aufenthalt soll uns ermöglichen, neue Kontakte zu knüpfen, unseren Glauben zu teilen und voneinander zu lernen«, ergänzt ihre Freundin Hanne.

Natürlich freuen sich die beiden schon und treffen Vorbereitungen zur großen Reise ans andere Ende der Welt. Mit Vorträgen, Bildern und Berichten ehemaliger Praktikanten aus Asunción konnten Deborah und Hanne bei einem Vorbereitungswochenende schon einmal einen kleinen Blick hinter die Kulissen werfen und Verbindung mit Praktikanten, die zurzeit in Asunción sind, aufnehmen. Es müssen aber sicherlich noch einige andere Vorbereitungen getroffen werden. (ZmS)



Tanja Götz, Friedrich-List-Gymnasium Reutlingen, Klasse 10c