TÜBINGEN. Er ist 1,96 Meter groß und springt um die acht Meter weit. Drei ZmS-Reporterinnen haben sich mit dem 23-jährigen Leichtathleten getroffen, der in Tübingen Betriebswirtschaftslehre (BWL) studiert. Er ist dieses Jahr erneut deutscher Hallenmeister im Weitsprung geworden, hatte danach jedoch Pech mit Verletzungen. Nach einem gemeinsamen Training stellten wir unsere Fragen.
ZmS: Du warst letzte Woche im Trainingslager, wie war's und wo warst du?
Peter Rapp: Ich war auf den Kanaren, genauer gesagt auf Fuerteventura. War gut, war schön, 25 Grad, Sonne, ein bisschen windig, aber o.k., war ein gutes Trainingslager.
Wie war deine Saison?
Rapp: Naja, die Hallensaison war gut und während der Freiluftsaison war ich dann eigentlich die ganze Zeit verletzt, so dass ich eigentlich gar keine Freiluftsaison gemacht habe.
Was hattest du?
Rapp: Ermüdungsbruch im Wadenbein. Dabei ermüdet die Knochenstruktur und fängt an zu brechen.
Wie lange durftest du dann keinen Sport machen?
Rapp: Ähm - Was haben Sie gesagt? Sechs Wochen durfte ich nicht springen und sprinten, also viel schwimmen und Aquajogging und so was, das man gar nicht gerne macht. Und danach habe ich wieder so langsam die Belastung gesteigert, aber insgesamt waren es schon fast drei Monate.
Wie sieht ein »normales« Training aus?
Rapp: Das Training dauert normal zwischen zwei und drei Stunden. Zweimal die Woche habe ich Weitsprungtraining und Sprungtraining, viermal die Woche Sprint- oder Schnelligkeitstraining, und zweimal pro Woche bin ich im Kraftraum.
Du bist ja gerade bei der LAV asics Tübingen, wo warst du sonst noch vorher oder hast du hier angefangen?
Rapp: Ich habe 1989 mit sechs Jahren hier angefangen. Also, als es die LAV noch nicht gab, war ich bei der TSG, aber die TSG ist jetzt Bestandteil der LAV, also war ich eigentlich immer schon sozusagen in Tübingen.
Warum machst du gerade Leichtathletik und spielst nicht zum Beispiel Fußball?
Rapp: Hmmm, schwierig zu sagen, es ist halt eine Individualsportart und das gefällt mir eigentlich, weil ich da selber für meine Leistung verantwortlich bin. Denn wenn du ein schlechtes Team hast, dann kannst du keinen Erfolg haben, deswegen ist das nicht so mein Ding.
Welche Disziplinen machst du?
Rapp: Früher habe ich noch Mehrkampf gemacht, aber inzwischen, seit drei oder vier Jahren, mache ich nur noch Weitsprung, Hürden und 100-Meter-Lauf.
Was ist deine Bestleistung?
Rapp: Weitsprung: 8 Meter, Hürdenlauf: 14,08 Sekunden und 100-Meter-Lauf: 10,69 Sekunden.
Was war dein bisher größter Erfolg?
Rapp: Ich war zweimal Deutscher Hallenmeister im Weitsprung, dieses Jahr und 2004 und Vierter bei den U23-Europameisterschaften 2005. Außerdem war ich Deutscher Jugendhallenmeister im Weitsprung und über die Hürden.
Was ist dein größtes Ziel oder größter Traum?
Rapp: Also, sportlich ist es auf jeden Fall, das will, glaub\q ich, jeder Sportler, irgendwann mal, an den Olympischen Spielen teilnehmen, wenn es geht in Peking 2008, aber da wird die Norm 8,20 Meter sein, also das wird haarig (lächelt). Nun gut, privat - wünsch ich, was sich jeder wünscht: Familie und mit der Familie glücklich sein.
Hast du schon berühmte Leute oder Sportler getroffen?
Rapp: Ich bin mal gegen Iván Pedroso gesprungen, beim Sparkassencup in Stuttgart 2001/2002, oder so. Der ist auch einer der besten Weitspringer, den es je gab und Mike Powell, der 1991 Weltrekord sprang, habe ich 2005 getroffen.
Siehst du Leichtathletik eher als Hobby, oder als Beruf, ist es also auch stressig?
Rapp: Stressig auf jeden Fall, mein Pensum in der Woche ist mit dem Fahren nach Stuttgart so etwa 30 Stunden, also kann man nicht mehr von Hobby reden. Aber Beruf ist es auch nicht wirklich, weil ich damit ja auch nicht meinen Lebensunterhalt verdienen kann. Aber ich hoffe, dass ich irgendwann das Hobby Leichtathletik zum Beruf machen kann.
Wie viel verdienst du ungefähr durch den Sport?
Rapp: Ähm . . . darf ich, glaub ich, gar nicht drüber reden (lacht).
Wie schaffst du es, Leichathletik und Studium zusammen hinzubekommen?
Rapp: Ich studiere auf jeden Fall weniger als ein »normaler« Student, ungefähr die Hälfte pro Semester, werde zwar auch länger brauchen, aber das nehme ich halt in Kauf dafür.
Warst du gut in der Schule?
Rapp: Ähm, Abischnitt von 2,5 (lacht) - also weder gut noch schlecht.
Findest du es schade oder angenehm, dass Leichtathleten nicht so im Mittelpunkt stehen wie beispielsweise Fußballer?
Rapp: Sagen wir mal so, es wäre bestimmt schöner, wenn die Leichtathletik bekannter wäre. Aber ich persönlich will jetzt nicht irgendwie im Rampenlicht stehen, wie ein Martin Schmitt oder sonst jemand. Das ist nicht so mein Ding.
Was war dein bisher schönstes Erlebnis?
Rapp: Gut, bestimmt als ich das erste Mal Deutscher Meister geworden bin, da habe ich meine Bestleistung unerwartet um 30 Zentimeter verbessert. Das war bestimmt so das schönste sportliche Erlebnis. Oder als auf Jamaika die Juniorenweltmeisterschaft 2002 war, das war auch cool!
Freust du dich schon auf Weihnachten, oder hast du dann auch Wettkämpfe?
Rapp: Eigentlich ist die Weihnachtswoche immer fast komplett frei und am 15. Januar ist wieder der erste Wettkampf.
Wo hast du dann die ersten Wettkämpfe?
Rapp: Der erste wird in Mannheim sein und mein großes Saisonziel ist die Europameisterschaft in Birmingham. (ZmS)
Melanie Polreich, Carolin Berndt, Verena Hiller, BZN-Gymnasium, Klasse 10c