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Aktuell INTERVIEW

Offene Tür zur guten Laune

ENINGEN. Immer montags erwartet mich eine offene Tür zur guten Laune: Schlagzeugunterricht bei Harald Wester in Eningen. Gäste sind auch jeder Zeit willkommen. Wenn ich ein wenig zu früh da bin, höre ich dem Schüler vor mir zu, bis ich an der Reihe bin. Im Unterricht sammle ich jedes Mal neue Erfahrungen, und weil er nie gleich abläuft, wird es nicht langweilig. Heute zum Beispiel packe ich meine Sticks aus, setze mich in Position. Snare: Rim Click im Vierteltakt, Hi-Hat im Achteltakt und los geht’s zur Musik »Independence Day« von Martina McBride.

ZmS: Seit wann gibt es diese Schlagzeugschule?

Harald Wester: Seit 1995 ist es eine richtige berufsbildend anerkannte Schlagzeugschule.

»Meine ganze Familie hatte Bedenken - bis auf meine Großmutter«
Wie kamst Du zum Schlagzeugspielen?

Harald: Ich habe, wie viele Kinder, Blockflöte gespielt und auch Mundharmonika zu Weihnachten und zu anderen Familienfesten. Mein Vater spielte dazu Akkordeon, meine Schwester Melodika. Als ich im Konfirmandenalter war, begann ich das Klarinettenspielen im Musikverein Pfullingen. Dort hat mich der Schlagzeugspieler, der hinter mir saß, sehr begeistert. In den Probepausen stand ich immer bei ihm und habe dann auch zum ersten Mal einen Rhythmus von der Band »Trio« gespielt. Das hat mir solchen Spaß gemacht, dass ich mit 15 Jahren unbedingt ein Schlagzeug haben wollte. Meine ganze Familie hatte Bedenken, bis auf eine Person: meine Großmutter. Sie unterstütze mich. Sie hatte für mich und meine Geschwister Geld beiseite gelegt und bot mir nun dieses für ein Schlagzeug an. Also bekam ich mein erstes Schlagzeug von meiner Oma. Weil meine Eltern mich unbedingt Klarinette spielen hören wollten, spielte ich zuerst tapfer weiter Klarinette in einer Big-Band und gleichzeitig Schlagzeug in einer Rockband. Doch dann musste ein Mitglied der Big-Band wegen seines Zivildienstes aufhören, und so begann ich ein Jahr später auch dort Schlagzeug zu spielen. 1988 habe ich dann mit einem Freund bei »Jugend musiziert« mitgemacht und den ersten Preis gewonnen.

Warum hast Du die Schule gegründet?

Harald: Ich habe sehr früh angefangen, Schlagzeug in Waldenbuch, Münsingen und Kirchentellinsfurt zu unterrichten. Nachdem ich meinen Popularmusik-Studiengang an der Hochschule Hamburg abgeschlossen hatte, gründete ich meine eigene Schule. Ich merkte ziemlich schnell, dass dies genau mein Ding war, anderen Leuten das Schlagzeugspielen beizubringen, nicht des Geldes wegen, sondern wegen der Freude, die ich mit anderen teilen konnte.

Was ist Dir beim Unterrichten der Schüler am wichtigsten?

Harald: Ich möchte bei ihnen die Begeisterung und Faszination für das Schlagzeug wecken und erhalten.

Unterrichtest Du in der Schule nur Schlagzeug oder auch andere Instrumente?

Harald: Ich selbst unterrichte neben Schlagzeug den Grundkurs für Gitarre, jedoch bieten wir hier auch anderen Unterricht wie Gesang, Gitarre, Bass und Musiktheorie sowie Bandtraining an. Dafür habe ich dann entsprechend ausgebildete Lehrer.

Für wen hast Du schon Schlagzeug gespielt?

Harald: Für Phil Collins, Nelly Furtado, Chris de Burgh, Tom Jones, Peter Kraus, Heino, Angelika Milster, Geschwister Hoffmann, Fernsehballett, Alexander von DSDS, Hansi Hinterseer und viele mehr. Für Hank Häberle jr. habe ich zwölf Jahre lang gespielt und konnte damit meine Selbstständigkeit finanzieren, weil er so hohe Gagen zahlte.

Was ist Dein Unterrichtskonzept?

Harald: Es gibt einen Lehrplan, der auch als Lehrbuch vorliegt. Jedoch ist es mir am wichtigsten, dass die Schüler neben der Notenlehre lernen, zur Musik zu spielen. Ich versuche, ihnen zu möglichst vielen verschiedenen Musikrichtungen das Spielen beizubringen: zu Pop, Rock, Jazz und auch Standardtanzrhythmen wie Rumba, Bossa nova, Cha- cha, Samba, Walzer, Tango und so weiter. Nach drei Jahren Unterricht haben die Schüler die Möglichkeit, eine interne freiwillige Prüfung abzulegen, in der die Schwerpunkte des Lehrplanes geprüft werden. Zwei unserer Schüler konnten vor zwei Jahren beim Musikwettbewerb Jugend musiziert zwei erste Plätze belegen, was mir gezeigt hat, dass wir die richtigen Lerninhalte anvisiert haben.

Warum nennt man das Schlagzeug auch Schießbude?

Harald: Als »Schießbude« bezeichnet man insbesondere im Metal-Slang das Schlagzeug, das hier auf eine besonders schnelle oder extrem technische Weise gespielt wird. Der Name kommt von dem stakkatoartigen Getrommel, das Hörerlebnisse erzeugt, die einer Folge von Gewehrschüssen ähneln.

Danke Harry, dass Du Dir die Zeit genommen hast für das ausführliche und interessante Interview.

Harald: Ich danke DIR!

Wenn Ihr mehr über die Schlagzeugschule Harald Wester erfahren wollt, klickt www.harrydrum.de Evi Schick, Isolde-Kurz-Gymnasium Reutlingen, Klasse 10b