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Aktuell Peinlichkeiten

Nichts ist schräger als der Alltag

BAD URACH. Erwachsene würden es als fantasievollen Deutschaufsatz bezeichnen, wir sagen: Alltag! 6.30 Uhr. Staatsfeind Nummer 1 kommt ins Zimmer reingeschneit, schon die Stimme weckt in mir Suizidgedanken, aber leider wohne ich im ersten Stock, also sinnlos. Im Badezimmer angelangt treffe ich wieder auf Staatsfeind Nummer 1 - das Schwesterherz -, die mir ohne Worte eine Zahnbürste aus Neunzehnhundert-Vor-Dem-Krieg in die Hand drückt, dazu natürlich die ach so gesunde Kräuterpaste aus der Hippiezeit meiner Eltern.

Super, jetzt bleibt mir nichts übrig, als mich an den zwei Dinosaurieren Richtung Klo vorbeizuschleichen - in der Hoffnung, den alltäglichen Akt der morgendlichen Nettigkeit zu überspringen. Im Drei-Quadratmeter-Klo angelangt macht mir der Spiegel einen gewaltigen Strich durch die Rechnung und zeigt mir, dass sich durch schmackhaftes Träumen von Riesendonuts und Milchshakes wohl doch doch mehr Fett an meinem nahezu perfekt-unperfekten Körper ansetzen kann.

»Mir bleibt nichts übrig, als mich an den zwei Dinosaurieren Richtung Klo vorbeizuschleichen«
Weil ich leider den An-Knopf meines Gehirnes noch nicht gefunden habe, schmeiß ich aus Wut meine museumsreife Zahnbürste gegen den Spiegel. Das Nächste, das ich wahrnehme, ist ein lautes »Platsch«. Richtig - sie ist im Klo gelandet. Ohne hinzuschauen, schnapp' ich mir aus der letzten Ecke einen Kaugummi. In solchen Situation wünsche ich mir einfach nur, dass jemand aus der Ecke herausgestürmt kommt und mir entgegenschreit: »Sie sind bei 'Die Versteckte Kamera', eigentlich sich sie nämlich Prinzessin von Buxtehude.«

Naja, nicht jeder Wunsch geht in Erfüllung. Nachdem ich mir statt Make-Up, Babypuder auf die Wangen geklatscht hab' und damit aussehe wie der Gitarrist von KISS, denk ich mir, schlimmer kann der Morgen doch gar nicht werden. Falsch gedacht: Kaum bin ich aus dem Haus, grinsen mir meine Pantoffeln mit den riesen Elefantenköpfen entgegen und schreien förmlich »Peinlichkeit«.

Schließlich versuch' ich mich mit dem Gedanken anzufreunden, sockig in die Schule zu müssen, bis ich merke, dass ich nicht mal welche anhabe. Zwei Möglichkeiten also: Zurück in die Irrenanstalt oder von der Schülerzeitung den Award »Peinlichkeit des Monats« entgegen nehmen. (ZmS)

Rana Deguichi, Graf-Eberhard-Gymnasium Bad Urach, Klasse 9 c