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»Nicht Friseuse, sondern Friseurin!«

REUTLINGEN. »Das Beratungsgespräch vor dem Haarstyling ist das A und O!« So lautet das Motto der Pliezhäuser Friseur-Meisterin Miriam Nuoffer. Sie besitzt einen kleinen Friseurladen und hat uns ihren Beruf mit Vor- und Nachteilen geschildert.

Jeder Friseurbesuch beginnt mit einem ausführlichen Beratungsgespräch, in dem mit dem Kunden besprochen wird, was er - oder sie (!) - sich vorstellt. Bei dem Friseur ist dabei volle Konzentration gefragt. Nicht nur der neueste Trend wird gefordert, auch der Schnitt beziehungsweise die Farbe muss individuell auf den Kunden angepasst sein. Dabei sollten Hautfarbe, Style und Gesichtsform des Kunden beachtet werden. Der Friseur muss dem Kunden unter Umständen auch Vorstellungen ausreden, wenn es aufgrund der Haarstruktur oder Ähnlichem nicht möglich ist. »Es sollte mit offenen Karten gespielt werden«, sagt Miriam Nuoffer. Das alles mache die gute Qualität eines Geschäfts aus.

»Man ist immer mit dem Schönen konfrontiert«
Der Beruf der Friseurin ist vielseitig erweiterbar. Man kann innerhalb des Berufs den Meister machen, um ein eigenes Geschäft zu führen. Oder aber man bildet sich weiter zur Kosmetikerin oder Visagistin. Um als Maskenbildnerin arbeiten zu können, ist es Pflicht, die dreijährige Berufsausbildung als Friseurin absolviert zu haben.

»Als Kind habe ich mir nie Gedanken darüber gemacht, Friseurin zu werden, doch als ich dann nach zwei anderen Ausbildungen die zur Friseurin gemacht habe, habe ich gemerkt, wie viel Spaß es macht«, sagt die Meisterin, »jetzt ist es mein Traumjob! Man ist immer mit dem Schönen konfrontiert. Es macht mir total viel Spaß, mit Menschen zu arbeiten. Manchmal erzählen sie mir Sachen, die ich eigentlich gar nicht wissen will, aber das gehört einfach dazu.«

Friseur ist ein unheimlich anstrengender Beruf. Man hat Arbeitszeiten von 9 bis 19 Uhr - durchschnittlich zwölf Kunden pro Tag. »Die Kunden erwarten den ganzen Tag über die gleiche Leistung und Qualität, egal wie es einem gerade geht. Das ist nicht immer einfach und auch nicht jedermanns Sache.«

Wer sind die schwierigsten Kunden? Eine schwierige Frage, so Miriam Nuoffer. Es ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich, doch allgemein betrachtet sind Frauen anspruchsvoller als Männer. »Eine breite Spannweite an Kunden macht einen qualitativ guten Friseur aus, und gerade das macht mir Spaß an diesem Job und bietet jeden Tag eine neue Herausforderung«, sagt die Fachfrau.

Natürlich ist dieser Beruf auch mit gewissen Risiken verbunden. Die Friseure sind den ganzen Tag über mit chemischen Stoffen, wie Farbe und Haarspray konfrontiert. »Ich habe mir angewöhnt, bei der Verwendung von Haarspray die Luft anzuhalten oder mich wegzudrehen.« Doch die Produkte sind lang nicht mehr so schädlich wie früher. Bei der Verwendung von Haarfärbemitteln besteht Handschuhpflicht. Leider sind viele nachlässig, wenn es um das Tragen der Handschuhe beim Haarewaschen geht.

»Friseusen sind für mich Blondinen mit pinkem Miniröckchen und Manta«
Bei »Billig-Friseuren« ist das Grundprinzip anders. Sie müssen viel Umsatz in möglichst kurzer Zeit machen, um die Preise auszugleichen. Deshalb wird oft an der Qualität und an der Beratung gespart. »Das soll nicht heißen, dass die Friseure dort nicht gut sind«, sagt die Pliezhäuserin, »aber leider ist aufgrund der mangelnden Zeit nur wenig Kundenbindung möglich.«

Obwohl der Beruf mittlerweile mehr an Ansehen bekommen hat, wird er immer noch viel zu wenig geschätzt. Für die Leistung, die Friseure täglich erbringen, haben sie ein geringes Einkommen, das manche durch Schwarzarbeit aufzubessern versuchen. Doch den Friseuren kommt das Trinkgeld der Kunden zugute, das sie nicht steuerlich absetzen müssen.

Abschließend noch ein wichtiger Hinweis von Miriam Nuoffer: »Es heißt nicht Friseuse, sondern Friseurin! Viele Leute haben immer noch das alte Wort Friseuse im Kopf, das regt mich auf! Friseusen sind für mich Blondinen mit pinkem Miniröckchen und Manta!« (ZmS)

Veronika Schenk und Hannah Schwaiger, BZN-Gymnasium Reutlingen, Klasse 9b

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