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Musiker mit Leib und Seele

DETTINGEN. Bei einem Schlagzeuger-Workshop in Dettingen hatten wir ZmS-Reporter die Gelegenheit, mit dem Schlagzeuger der Gruppe Söhne Mannheims, Ralf Gustke, ein Interview zu führen, da dieser den Workshop veranstaltete. Die Söhne Mannheims erlangten Anfang des Jahres großen Erfolg mit ihrem Album »Noiz« und vor allem mit ihrer bekanntesten Single »Und wenn ein Lied«. Zu dieser Gruppe gehört auch Xavier Naidoo. Ralf Gustke ist Vater von drei Kindern. Sein Ziel war es schon immer, Musik zu machen. Außerdem ist er Christ, was in vielen Texten der Söhne Mannheims deutlich wird.

ZmS: Wie haben Sie die Band, die Söhne Mannheims, kennen gelernt?

Ralf Gustke: Ich kannte Xavier schon bevor ich in die Band aufgenommen wurde und habe schon davor in seiner Band gespielt. Xavier fragte mich dann einmal, ob ich nicht Lust hätte, mit ihm in der Band Söhne Mannheims zu spielen. Ich sagte dann zu, da ich ja aus der Nähe von Mannheim komme und die meisten der Bandmitglieder sowieso aus Mannheim kommen.

Was haben Sie davor gemacht?

Gustke: Ganz am Anfang habe ich eine Lehre gemacht, als Elektroniker, dann habe ich Zivildienst gemacht, wobei ich währenddessen sehr viel Musik gemacht habe. Schließlich wurde ich von Herbert Grönemeyers Schlagzeuger Armin Rüde an einen deutschen Rocksänger empfohlen. Dort habe ich dann vorgespielt und habe den Job bekommen. Daraufhin habe ich bei ihm gespielt, und danach kamen weitere Sachen. Danach kam Xavier Naidoo und die Söhne Mannheims.

»Ich habe angefangen, auf Kisten und Kanistern rumzutrommeln«

Haben Sie früher damit gerechnet, einen so großen Erfolg zu landen?

Gustke: Nein, für mich war und ist immer noch das Musikmachen am wichtigsten, weil ich nicht unbedingt nur auf Erfolg aus bin, sondern ich spiele einfach nur gern Schlagzeug und mache verschiedene Sachen.

Wie sind Sie zum Schlagzeugspielen gekommen?

Gustke: Ich habe zuerst angefangen, auf irgendwelchen Kisten und Kanistern herumzutrommeln. Darauf hat mich mein Bruder in den Spielmannszug mitgenommen, dort habe ich dann sechs Jahre nur auf Trommeln mit den Händen gespielt. Mit 16 habe ich ein Schlagzeug bekommen, dann bekam ich Unterricht bei einem Schlagzeuglehrer, habe mir Noten gekauft und in Bands gespielt, und so ging das dann immer weiter.

Wie oft haben Sie pro Woche geübt?

Gustke: In manchen Zeiten habe ich am Tag bis zu sechs Stunden geübt. Heute übe ich, wenn ich Zeit dazu habe, anderthalb Stunden oder auch drei Stunden.

Wie sind die Söhne Mannheims dann schließlich so erfolgreich geworden?

Gustke: Ja, also 2000 brachten wir die erste Platte raus, haben eine kleine Tour gespielt. Dann brachten wir die erste Single »Geh davon aus« heraus, die recht erfolgreich war. Da wir als Band aus 14 Leuten bestehen, waren viele Leute ziemlich überrascht, da es ja doch recht groß ist. Nach Xavier Naidoos Tour, bei der ich auch dabei war, kam die jetzige Söhne-Mannheims-Platte raus, aus der wir diverse Singles ausgekoppelt haben, die den Leuten gefallen haben und die auch oft im Radio liefen.

Gibt es bei Ihnen auch mal Probleme in der Band?

Gustke: Es gibt immer Probleme, wenn viele Leute zusammen sind. Die Leute diskutieren und müssen sich einigen. Früher, als wir angefangen haben, war es sehr schwierig, weil wir uns eben alle ernähren mussten, aber jetzt geht es besser, weil wir uns jetzt auch schon länger kennen.

Wie lange dauert es durchschnittlich, im Studio ein Stück aufzunehmen?

Gustke: Xavier und Michael Herberger, der Keyboarder, bereiten immer schon ein bisschen was vor, dass heißt, dass sie bei sich im Studio schon ein bisschen was aufnehmen, im Grunde das Skelett von den Stücken. Danach haben wir uns drei Wochen lang täglich getroffen. Dann war die Platte »im Kasten« und es musste nur noch gemischt werden.

Wie lange bereiten Sie sich auf eine Tour vor?

Gustke: Wir bereiten uns alle selbstständig zu Hause vor, damit wir wissen, wie die Stücke gehen, danach treffen wir uns für eine Woche im Studio und proben die Stücke so von 10 bis 20 Uhr. Zuerst proben wir grob und dann mit allem technischen Zubehör in größeren Räumen.

Wie ist es für Sie, Preise für ihre Musik zu gewinnen?

Gustke: Es ist ganz schön, aber ich muss sagen, dass es auch eine Sache ist, die ziemlich schnell wieder vorbeigeht.

Xavier Naidoo hat nun, vor Kurzem erst, seine Single und sein Album herausgebracht, machen Sie nun mit den Söhnen Mannheims vorerst keine gemeinsamen Projekte mehr?

Gustke: Ich denke, es hat sowieso jeder seine eigenen Projekte, und ich persönlich werde mit Xavier im Februar, März und April auf Tour sein. Im Sommer wird es einige Festivals mit den Söhnen Mannheims geben. Erst im Herbst dann wollen wir uns wieder treffen.

Sind Sie lieber auf Tour oder im Studio?

Gustke: Das ist ganz unterschiedlich, ich finde es schön, wenn es sich immer mal wieder abwechselt.

Werden Sie auf der Straße erkannt?

Gustke: Mich kennt eigentlich nicht jeder, aber in manchen Musikläden werde ich schon mal erkannt. Auf der Straße jedoch nicht. Bei Xavier Naidoo ist das natürlich ganz anders.

»Für mich war und ist das Musikmachen am wichtigsten«

Wünschen Sie sich manchmal, dass sie weniger Erfolg hätten, um mehr Ruhe und Zeit für sich zu haben?

Gustke: Ich bin froh, dass ich so viel Arbeit habe. Manchmal ist es zu viel, aber ich versuche dann immer alles hinzubekommen.

Klappt es, das Familienleben und die Band zu vereinbaren?

Gustke: Musiker ist mein Beruf. Somit ist klar, dass es oft schwierig ist, die Arbeit mit der Familie unter einen Hut zu bekommen, aber ich versuche immer, es irgendwie zu schaffen. Bei mir ist es so: Ich bin länger am Stück weg, dafür bin ich aber auch länger am Stück wieder da. Damit muss meine Familie klarkommen, und das tut sie auch.

Welche Art von Musik hören Sie in Ihrer Freizeit gerne?

Gustke: Alles Mögliche. Ich höre zum Beispiel Jazz, Pop, ich hör auch programmierte Sachen mit dem Schlagzeug. Also eigentlich alles.

Welches der Stücke der Söhne Mannheims gefällt Ihnen am besten?

Gustke: »Power of the Sound« ist ein Lieblingsstück von mir. Ein anderes Lieblingsstück von mir ist »Babylon System«, weil der Text in dem Stück sehr aussagekräftig ist.

Haben Sie ein Lebensmotto?

Gustke: Ja. Immer mit den Leuten mit denen man arbeitet, oder mit denen man zu tun hat, so menschlich wie möglich umzugehen.

Stört es andere Leute, wenn Sie zu Hause Schlagzeug üben?

Gustke: Ich habe ein nicht ganz so lautes, elektronisches Drum-Set. Ansonsten gehe ich in mein kleines Studio. Mein Nachbar ermahnt mich immer, wenn er etwas hört, dass ich schön üben soll, da er ein großer Jazz-Fan ist. (ZmS)

Samuel Quenzer-Hohmuth, David Jetter, Sven Schimmel, Bildungszentrum Nord Gymnasium, Klasse 10 a