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Aktuell Zeitung macht Schule

»Mir gefällt die Rolle als Politiker«

REUTLINGEN. Wenn Menschen mit Behinderung ihre Schulausbildung beendet haben, arbeiten sie in Reutlingen oft in den Behindertenwerkstätten der Gustav-Werner-Stiftung oder in Rappertshofen. Es gibt aber auch noch andere Möglichkeiten. Wir haben uns mit Armin Rist getroffen, einem ehemaligen Schüler unserer Schule. Er spielt neben seiner Arbeit auch noch Theater. Wir wollten von ihm erfahren, wie sein Leben aussieht. Dazu befragten wir ihn im »Theater in der Tonne« im Spitalhof.

Armin Rist probiert gerne neue Dinge. Am Theater spielt er einen Politiker. Dazu stellte er sich den Fragen der ZmS-Interviewer.
Armin Rist probiert gerne neue Dinge. Am Theater spielt er einen Politiker. Dazu stellte er sich den Fragen der ZmS-Interviewer. FOTOS: ZMS
Armin Rist probiert gerne neue Dinge. Am Theater spielt er einen Politiker. Dazu stellte er sich den Fragen der ZmS-Interviewer. FOTOS: ZMS
ZmS: Wann waren Sie an der Peter-Rosegger-Schule?

Armin Rist: Es ist schon lange her. Vor mehr als 15 Jahren habe ich meinen Abschluss an der Peter-Rosegger-Schule gemacht.

Hat es Ihnen an der Schule gefallen?

Rist: Es hat mir genauso gut gefallen wie euch heute.

Was haben Sie nach der Schulzeit gemacht?

Rist: Zuallererst habe ich ein Praktikum in einer Gemüsegärtnerei gemacht. Dann war ich bei der Stadt als Landschaftsgärtner, dann in der Gärtnerei im Gaisbühl und danach in der Werkstatt für Behinderte in der Gustav-Werner-Stiftung. Bis jetzt arbeite ich im »Kaffeehäusle«.

Gefällt Ihnen Ihr Job und warum gefällt er Ihnen?

Rist: Mein Job gefällt mir sehr. Ich treffe viele verschiedene nette Leute; die Mischung macht's. Das Kaffeehäusle ist eine Begegnungsstätte für Menschen mit und ohne Behinderung. Die Arbeitsfelder sind verschieden, dadurch ist es sehr interessant.

Wie alt sind Sie?

Rist: Ich bin 37 Jahre alt.

Wohnen Sie noch bei Ihren Eltern?

Rist: Ich möchte noch fünf Jahre bei meinen Eltern wohnen und plane, dass ich dann mit meiner Freundin zusammen in der Wohngruppe wohne.

Welche Hobbys haben Sie?

Rist: Ich spiele Theater in der »Tonne«. Außerdem engagiere ich mich ehrenamtlich: Ich arbeite auf Landesebene im Beirat der Lebenshilfe und hier vor Ort bin ich im Beirat »Brücken bauen in die Gemeinde«.

Wie heißt das Theaterstück, in dem Sie gerade mitspielen?

Rist: Es heißt »Fulltime« und handelt von der Zeit.

Können Sie uns erzählen, um was es in dem Stück geht?

Rist: Es geht um die Uhrzeit, wie der Mensch von Grund auf Gedankenfreiheit hat. Wir singen, wir machen Gymnastik nach Musik, wir tanzen, wir spielen verschiedene Rollen wie etwa einen Politiker, eine Notarin und andere Berufe. Es soll ein Spiegelbild der Zeit sein.



Karen Schultze vom »Theater in der Tonne« ergänzt noch: Das Stück »Fulltime« ist ein tolles Stück, das über unsere Welt erzählt. Es geht uns alle an, denn es geht um die Zeit und wie man mit seiner Zeit umgeht. Das Bühnenbild ist ein Versuchsaufbau. Im Hintergrund ist ein Versuchs-Leiter, der den Tagesablauf reguliert - zum Beispiel die Mahlzeiten, die Arbeitsabläufe, die Freizeitaktivitäten. Dazwischen gibt es aber - wie Armin gesagt hat - die eigenen Gedanken der Versuchspersonen. Jeder Mensch hat seine eigenen Texte und Ideen. Der Versuchsleiter belauscht diese und wenn es zu sehr aus der Bahn läuft, kommt von ihm die Reglementierung, dass die Menschen wieder den geregelten Tätigkeiten nachgehen. Es ist toll gespielt und kommt gut rüber, es ist ein sehr eindrucksvoller Theaterabend.

Welche Rolle spielen Sie?

Rist: Ich spiele einen Politiker, nämlich den Helmut Schröder.

Gefällt Ihnen Ihre Rolle?

Rist: Jetzt schon, aber am Anfang war es sehr schwer.

Wann haben Sie angefangen, für dieses Stück zu proben?

Rist: Wir haben vor zwei Jahren angefangen zu proben und proben jetzt auch zwischen den Aufführungen. Im Januar und April sind wieder Vorstellungen von dem Stück »Fulltime«.

Wie bereiten Sie sich auf eine Aufführung vor?

Rist: Ich versuche, meine Gedanken auf das Stück zu konzentrieren und ruhig und gelassen zu bleiben.

Sind Sie auf der Bühne aufgeregt?

Rist: Von der Psyche her nicht, aber von der Körperhaltung her ja.

Wie kommen Sie mit den Theaterleuten zurecht?

Rist: Ich bin seit ein paar Tagen Mitglied im Förderverein der Tonne und komme mit allen gut aus, mit dem Intendanten, den Tontechnikern und den Schauspielern. Beim ersten Stück, das wir spielten, hatten wir ein Gastspiel in Linz in Österreich. Da sind wir alle zusammen in der Donau schwimmen gewesen, das war sehr lustig. Und wir planen schon wieder das nächste Stück, es ist von Shakespeare.

Haben Sie außer dem Theaterspielen auch noch andere Pläne für Ihre Zukunft?

Rist: Natürlich. Ich habe den Plan irgendwann als Stadt- und Behindertenbeirat in Reutlingen ehrenamtlich zu arbeiten und Menschen mit Behinderungen zu helfen. Ich möchte mein bürgerschaftliches Engagement vor Ort noch ausbauen. (ZmS)

Lea Mrusek, Nadine Kothe, Isabelle Bölzle und David Wilk, Oberstufe der Peter-Rosegger-Schule Reutlingen