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Leben retten in Höchstgeschwindigkeit

Zwei Notfälle in kurzer Zeit: Erst ging’s seiner Oma nicht gut, dann hatte Leon selbst einen schweren Radunfall. Was die Rettungskräfte leisten, hat ihn deshalb sehr interessiert

Manchmal zählt jede Sekunde. Deshalb hat ein Rettungswagen in Notfällen Sonderrechte. Er darf mit Blaulicht und Sirene zum Einsa
Manchmal zählt jede Sekunde. Deshalb hat ein Rettungswagen in Notfällen Sonderrechte. Er darf mit Blaulicht und Sirene zum Einsatzort fahren und auch Vorfahrtsregeln und Ampeln missachten. FOTO: ZMS
Manchmal zählt jede Sekunde. Deshalb hat ein Rettungswagen in Notfällen Sonderrechte. Er darf mit Blaulicht und Sirene zum Einsatzort fahren und auch Vorfahrtsregeln und Ampeln missachten. FOTO: ZMS

ENGSTINGEN. Viele kennen ihn: den Rettungsdienst. Einige haben vielleicht auch schon mal einen Notruf absetzen müssen oder sind gar selbst ein Notfall gewesen. Fast jeder weiß natürlich, was der Rettungsdienst macht. Doch was steckt genau dahinter und was passiert, sobald man einen Notruf abgesetzt hat? Das möchte ich euch hier in diesem Beitrag etwas näher bringen.

Einen Notruf setzt man natürlich nur ab, wenn sich etwas Schlimmes ereignet hat. Beim Notruf kann alles kommen. Von »Mein Kumpel ist vor einer halben Stunde hingefallen und seitdem ist ihm übel!« bis zu »Mein Kumpel und ich sind im Bikepark xy in den Alpen und brauchen dringend Hilfe! Er ist aus fünf Metern auf den Boden gefallen, blutet am Kopf und ist nicht ansprechbar.« Beim ersten Beispiel kann man mit einem Ersthelfer oder einem Rettungswagen (RTW) rechnen. Sollte sich die Übelkeit beispielsweise auf einen Verdacht auf Gehirnerschütterung beziehen, kann es sein, dass der Kumpel ins Krankenhaus kommt. Bestenfalls ist nichts »Dramatisches« passiert. Dann kann der Rettungsdienst wieder abrücken und die Sache ist vorbei.

Die fünf W-Fragen

Beim zweiten Beispiel jedoch muss ein Helikopter geschickt werden, weil der Bikepark irgendwo in den Alpen ist. Die Sanitäter aus dem Helikopter werden sich ein erstes Bild machen und ihn dann je nach Lage abtransportieren. Hier liegt der Verdacht auf ein Schädel-Hirn-Trauma nahe. Ein solcher Patient wird meist direkt in eine Uniklinik geflogen.

Was passiert bei einem Notruf eigentlich genau? Wenn ihr die 112 wählt, wird der Telefon-/Notruf-Beauftragte euren Anruf annehmen und euch die fünf sogenannten W-Fragen stellen: Was ist passiert? Wo ist es passiert? Wie viele Personen sind betroffen beziehungsweise verletzt? Wie stark ist/sind die Person(en) verletzt, ist/sind sie ansprechbar? Danach sollte man nicht auflegen, sondern warten – auf Rückmeldung und zusätzliche Fragen. Nachdem ihr alle Fragen beantwortet habt, werden die Daten an die Leitstelle/Zentrale weitergegeben. Bei uns ist diese in Reutlingen. Diese kontaktiert dann per Sprechfunk die verfügbaren Kräfte und teilt sie dem Einsatz zu. Dabei werden sogenannte Sonderrechte vergeben. Sollten keine Sonderrechte gelten, muss der RTW ohne Blaulicht und Sirene zum Einsatz fahren. Sollten die Sonderrechte frei sein, hat der RTW das Recht, mit Blaulicht und Sirene zum Einsatzort zu fahren und sämtliche Vorfahrtsregelungen und Ampeln zu missachten.

Verdacht auf Herzinfarkt

Bei Verdacht auf Herzinfarkt wird – wenn verfügbar – ein Ersthelfer aus nächster Nähe gerufen. Bei meiner Oma ist dieser aus der Nachbarortschaft gekommen und hat zuerst alles geprüft und die Person erstversorgt. Er hat zur Unterstützung noch einen RTW und ein Notarzt-Einsatzfahrzeug (NEF) bestellt. Der Arzt hat den Verdacht des Ersthelfers im Falle meiner Oma allerdings nicht bestätigt. Zur Sicherheit wurde sie trotzdem noch mit dem RTW ins Reutlinger Krankenhaus gebracht.

Bei mir selbst gab es nur einen Tag später auch einen Unfall. Auf der Biker-Strecke in Engstingen bin ich auf den Kopf gefallen. Ich fuhr wegen der starken Schmerzen zu meinem Freund nach Hause. Vor Ort rief ein anderer Freund einen RTW, da die Schmerzen im Hals auftraten und nach und nach immer schlimmer wurden. Das RTW-Team war lediglich auf einen Fahrradunfall mit Schmerzen am Kopf und im Hals vorbereitet. Der RTW bekam deshalb keine Sonderrechte.

Heftige Diagnose: Genickbruch

Die Sache wurde entspannter, nachdem ich mich vom Schock erholt hatte. Ich wurde direkt in die Notaufnahme gefahren, wo auch schon meine Eltern mit meiner Oma warteten. Der Sanitäter und der Arzt konnten bei der ersten Untersuchung nichts Schlimmeres entdecken. Erst nach dem CT – das ist eine Röhre zum Röntgen – sah man, dass der zweite Halswirbel gebrochen war, bei dem sich ein Knochen, der Dens, in den Spinalkanal gedreht hatte. Solch einen Bruch bezeichnet man einfach gesagt als »Genickbruch«. Wäre der Rettungsdienst in diesem Augenblick nicht dort gewesen, wäre ich nun vermutlich querschnittsgelähmt.

Für den RTW ist der Einsatz logischerweise beendet und er muss zurück zur Wache. Dort wird er geputzt und desinfiziert – für den nächsten Einsatz. (ZmS)

Leon Ziller, Freie Waldorfschule auf der Alb in Engstingen, Klasse 8