Einer von ihnen ist Michael Klemm, er unterrichtet die Kinder nicht nur, sondern hilft ihnen auch, mit ihrer Krankheit klarzukommen und sie zu verarbeiten. Am besten gelingt das über das Schreiben von Büchern oder Journalen. Und so kam auch die Klinikrundschau zustande.
Für andere Kinder schreiben
Darin schreiben die Kinder für andere kranke Kinder und erzählen von ihrer Krankheit oder ihren Erlebnissen. So helfen sie sich gegenseitig und bekommen das Gefühl, nicht allein zu sein. Auch noch nach dem Klinikaufenthalt gehen die Lehrer in die Schulen und erkundigen sich nach der Entwicklung der Kinder. In der Klinik gibt es verschiedene Stationen, die je nach Krankheit oder Aufenthalt aufgebaut sind. Insgesamt gibt es 110 bis 130 Betten, die sich nicht alle im eigentlichen Gebäude befinden. Natürlich gibt es auch sehr viele Angebote in der Klinik, damit es den Kindern nicht langweilig wird.
Sehr beliebt - vor allem bei den Kleineren - sind die tollen Spielzimmer, in denen es eine Menge Spielzeug gibt. Im Spielzimmer ist auch immer was los: Von Stricken bis Basteln - dort gibt es allerlei Angebote. Besonders beliebt sind auch die Klinik-Clowns, die die Kinder mit ihren lustigen Sprüchen immer wieder zum Lachen bringen. Für die Kinder, die sich nicht infizieren dürfen oder in extra Zimmern liegen, gibt es Laptops. So können sie per Internet mit ihren Freunden Kontakt aufnehmen.
Manchmal bekommen sie aber auch Besuch von den Erzieherinnen, die ihnen dann desinfizierte Spiele bringen. Der Alltag der Kinder ist natürlich nicht wie ein gewöhnlicher Alttag zu Hause. Ständig müssen sie zu Untersuchungen, für jedes Kind gibt es täglich eine Stunde Schule. Dies richtet sich natürlich nach dem Befinden des Kindes, manchmal wird auch nur gesungen oder gelesen.
Bastelecke und Klinik-Clowns
Jedes Kind bekommt Einzelunterricht, da es ja verschiedene Klassenstufen gibt. Sogar Prüfungen kann man in der Klinik machen. Den Schulstoff bekommen die Kliniklehrer von den jeweiligen Klassenlehrern zugeschickt. Wie lange die Kinder in der Klinik bleiben müssen, ist natürlich von der Krankheit abhängig. Der Aufenthalt ist jedoch viel kürzer als vor 20 Jahren, da die Medizin Fortschritte gemacht hat. Um sich die Arbeit eines Kliniklehrers genau vorzustellen, haben wir Kliniklehrer Michael Klemm interviewt:
ZmS: Wie kamen Sie auf den Beruf?
Michael Klemm: Ich war in meiner Schulzeit Jugendgruppenleiter, dies hat mir so Spaß gemacht, dass ich dachte, ich arbeite damit. Als Erstes war ich dann aber Volksschullehrer. Doch damals waren die Klassen sehr groß, und ich konnte mich nicht wirklich auf jeden Einzelnen konzentrieren, und das ist ja das Entscheidende. Bei den Pfadfindern habe ich bei einem Zeltlager von behinderten und nicht behinderten Menschen gesehen, wie gut es den Behinderten geht, wenn sie mit Nichtbehinderten zusammenleben. Dies hat mich so fasziniert, dass ich Lehrer für Körperbehinderte geworden bin. Da es aber keine Schule für Körperbehinderte gab, gründete ich dann die erste Schule für Körperbehinderte in Mössingen. Nach langer Zeit als Schulleiter habe ich dann in die Klinikschule Tübingen gewechselt. Denn vor allem ist mir wichtig, sich mit jedem Einzelnen zu befassen. Also, wie kann ich dem Kind helfen oder seine Stärke aus ihm herausholen.
Wie soll man sich Ihren Arbeitstag vorstellen?
Klemm: Ich habe eigentlich keinen richtigen Rhythmus, da ich oder besser wir jeden Tag neu planen müssen. Wir versuchen, Stundenpläne zu machen, dies ist jedoch schwierig, da einige gehen, und andere kommen, oder es stehen Untersuchungen an. Als Lehrer muss man nicht den ganzen Tag in der Klinik sein. Natürlich gibt es auch Ausflüge, oder wir besuchen gemeinsam die Klasse. Wir besprechen auch sehr viel mit den Ärzten, da wir unseren Unterricht vom Befinden des Patienten abhängig machen. Natürlich ist der Unterricht in der Klinik nicht wie ein normaler Unterricht. So hat man zum Beispiel keinen, bei dem man abschreiben kann, die Lehrer fixieren sich nur auf einen Schüler und natürlich fehlen die Schulfreunde. Mit Ausnahmen von bisschen Tischtennisspielen fällt der Sportunterricht auch ganz ins Wasser. Dies ist auch vom Befinden des Kindes abhängig.
Mit was für Kindern haben Sie hauptsächlich zu tun?
Klemm: Von 0 bis 17 Jahren sind die Kinder in der Klinik, und die Jugendlichen oder Kinder, die an psychischen Erkrankungen leiden, sind in der Kinder-und Jugendpsychiatrie untergebracht. Diese sind länger da und haben auch in der Gruppe drei bis vier Stunden Unterricht am Tag, da ja keine Ansteckungsgefahr besteht. Aber natürlich auch mit Kindern, die chronisch erkrankt sind, oder an Krebs leiden. Besonders mit den Kindern die an Mukoviszidose leiden, aber auch einfach nur Kinder, die vielleicht einen schweren Unfall erlitten haben und deswegen einige Tage in der Klinik bleiben müssen. Für die meisten ist es schwer, über ihre Krankheit zu reden. Aber reden, schreiben oder sich gegenseitig austauschen ist sehr wichtig für die Kinder, um ihre Krankheit zu verarbeiten. Zum Glück dürfen die Eltern bei allem dabei sein, so sind die Kinder nicht alleine. Denn den ganzen Tag ist Besuchszeit. Es gibt jedoch Einschränkungen auf der Krebsstation, was jüngere Kinder betrifft - etwa bis ins Alter von 14 Jahren - diese könnten nämlich noch nicht ausgebrochene Kinderkrankheiten übertragen. Die Geschwister dürfen aber meist auch kommen, egal wie alt sie sind. Vorher müssen sie erst gründlich untersucht werden. Auch für die Eltern gibt es in der Klinik Angebote wie zum Beispiel ein Elternkaffee. Damit auch die Eltern mit der Krankheit ihrer Kinder umgehen können, gibt es extra Sozialarbeiter, die mit den Eltern der betroffenen Kinder reden und ihnen helfen.
Für uns war es eine tolle Erfahrung, die Kinderklinik zu besuchen. Besonders hat uns gefallen, dass überall bunte Bilder hängen und alles so lebhaft wirkt. Das nimmt einem ein bisschen die Angst, und sorgt dafür, dass man trotz einer Krankheit vielleicht doch mal lachen kann. (ZmS)
Eva Ammer, Ikra Yüksel, Marina Kittelmann, Laura Hauschild, Realschule Pliezhausen, Klasse 9d