ZmS: Guten Morgen Herr Sigloch. Dankeschön, dass Sie Zeit für uns gefunden haben. Als Erstes möchten wir Sie fragen, wie Sie auf die Idee gekommen sind, ein solches Projekt zu verwirklichen.
Wolfgang Sigloch: Die Idee stammt nicht allein von mir, sondern auch von Gerhardt Schmidt (pensionierter Sportlehrer am QG). Wir haben bereits an anderen Stellen solche Bahnen gesehen, zum Beispiel beim Sportinstitut in Tübingen, oder an der Landessportschule in Albstadt. Und da dachten wir, dass das ein Projekt ist, das gut in unsere Landschaft passt.
Was war für Sie der besondere Reiz an diesem Projekt?
Sigloch: Mich persönlich reizte es, ein so großes Projekt in Angriff zu nehmen, bei dem alle am Schulleben beteiligten Gruppierungen aktiv teilnehmen. Es ging natürlich nicht ganz ohne die Stadtverwaltung, aber dieses Zusammenspiel von Schülern, Eltern und Lehrern war das besonders Reizvolle daran. Außerdem wollte ich ein Projekt mit Nachhaltigkeits-Charakter schaffen, von dem viele profitieren können.
Wie haben Sie das Projekt finanziert und was kostet so ein Projekt?
Sigloch: Die Finanzierung war natürlich das große Fragezeichen bei dem Projekt, weil ich zunächst nicht wusste, was die Materialien im Einzelnen kosten. Dann habe ich mich bei den Spezialisten der Stadtverwaltung informiert und einen Kostenvoranschlag machen lassen. Danach habe ich mich auf die Suche nach sowohl örtlichen als auch überregionalen Sponsoren gemacht. Und ich war überrascht, wie viele so genannte Stiftungen es gibt und habe diese Stiftungen mit einer Schilderung unseres Projektes angeschrieben. Es war erfreulich, wie viele positive Rückmeldungen gekommen sind, sodass das Projekt im Rahmen von rund 15 000 Euro weitgehend finanziert ist, beziehungsweise wird.
Welche besonderen Vorteile sehen Sie in der Rindenschrotbahn?
Sigloch: Mit der Laufbahn haben wir einen Untergrund, der in nahezu jeder Jahreszeit gelenkschonendes und gesundes Laufen oder Walken ermöglicht. Da die Bahn nahe an unseren Sportstätten liegt, kann man sie sehr gut für den Sportunterricht verwenden. Aber sie steht natürlich auch der Öffentlichkeit und verschiedenen Vereinen zur Verfügung.
Gibt es auch irgendwelche Nachteile an diesem Projekt?
Sigloch: Da gibt's im Prinzip keine Nachteile, außer man baut sie nicht.
Was waren speziell Ihre Aufgaben beim Projekt?
Sigloch: Natürlich die ganze Vorbereitung, die im Januar mit einem Brief an den Bürgermeister begonnen hat. Zuerst wurde im Gemeinderat die Frage diskutiert, ob das Projekt überhaupt genehmigt wird. Nachdem wir grünes Licht bekommen haben, war ich für die ganze Planung und Koordination verantwortlich. Vor allem das Kollegium galt es zu überzeugen, dass es eine sinnvolle Aktion ist. Die Schulleitung hat das Projekt sehr unterstützt, wenn etwa wegen schlechtem Wetter ein Arbeitseinsatz verschoben werden musste und dadurch der Vertretungsplan kurzfristig geändert werden musste. Oder auch demnächst bei der Einweihung, dass bei allen Schülern die letzten beiden Stunden ausfallen, damit sie bei der Einweihung mit dabei sein können. Dann natürlich mein eigener Arbeitseinsatz und die Koordination der Arbeitskräfte, zum Beispiel des Lauftreffs aus Mössingen zu organisieren. Dazu die termingerechte Logistik des Baumaterials. Das Projekt wurde nicht nur von der aktuellen Schulleitung unterstützt, sogar unser früherer Schulleiter Herr Hanfland und Stadtbaumeister Koll haben mitgegraben. Dies alles sind positive Zeichen, dass das Projekt Rindenschrotbahn ein tolles Projekt ist.
Einen Teil der Arbeit haben ja auch die Schüler gemacht. Deshalb die Frage: Waren die Arbeitseinsätze auch gleichmäßig auf alle Schüler verteilt?
Sigloch: Leider nicht. Die Überlegung war ursprünglich: Jeder gräbt seinen Meter. Aber der Plan wurde schon am ersten Tag zerschlagen, weil man nicht ahnen konnte, was sich unter der Grasnarbe alles verbirgt. Schon am ersten Tag kamen viele Wurzeln und Kies zum Vorschein. Deshalb kamen wir nicht so weit wie geglaubt. Abgesehen davon, widmeten sich manche vielmehr der Unterhaltung als der Arbeit. Besonders hervorheben möchte ich das Sportprofil Schüler/innen und das JES-Team, die mehrfach Arbeitseinsätze gebracht haben.
Wer wird später die Rindenschrot-bahn pflegen, wenn etwa durch das Laufen der Rindenschrot aus der Bahn getragen wird, oder der Rindenschrot sich mit der Zeit von selbst setzt?
Sigloch: Das war auch eine wichtige Frage, die im Vorfeld bereits geklärt werden musste, weil die Stadt ihre Genehmigung nur unter der Bedingung gab, dass keine weiteren Folgekosten auf sie zukommen. Da fiel mir ein, dass wir mit dem Sportprofil geradezu prädestiniert sind, die Pflege und die Betreuung der Bahn zu übernehmen, und wir haben dies in Form einer Verpflichtungserklärung der Stadt gegenüber schriftlich festgehalten, dass die Sportprofil-Schülerinnen und -Schüler die weitere Pflege und Betreuung der Bahn übernehmen.
Das Laufbahnprojekt ist jetzt ja schon fast abgeschlossen, daher die Frage, ob alles zu Ihrer Zufriedenheit geklappt hat, oder ob es irgendwelche größeren Probleme gab.
Sigloch: Im Großen und Ganzen bin ich höchst zufrieden, es ist immer wieder ein tolles Gefühl, wenn man ein Stück fertig gestellt hat, und gerade jetzt so kurz vor dem Ende, wenn man sieht, dass das Projekt gelingt, ist es eine Riesen-Sache, zurückzuschauen und zu sehen, dass man in acht Wochen - abzüglich einer Woche Herbstferien - so was auf die Beine gestellt hat. Das freut mich besonders deshalb, weil das Grundkonzept eines Gemeinschaftsprojekts von Schülern, Eltern und Lehrern funktioniert hat. Insgesamt bin ich mit dem Verlauf des Projekts höchst zufrieden, und es gab auch viele positive Rückmeldungen.
Als Letztes möchten wir Sie noch fragen, ob auch in Anbetracht des Zeitplans alles zu Ihrer Zufriedenheit gelaufen ist, oder ob Sie vielleicht dachten, dass das Projekt etwas schneller vonstatten geht?
Sigloch: Zunächst hatte ich mir schon vorgestellt, dass es etwas schneller geht, aber da wir schon nach dem ersten Arbeitstag hinter dem Zeitplan her waren mussten wir flexibel reagieren. Glück hatten wir auch mit dem Wetter. Mein Ziel war es, das Projekt noch in diesem Jahr zu vollenden, und das ist auch gelungen. (ZmS)
Marco Novak und Michael Buck, Quenstedt-Gymnasium Mössingen, Klasse 10a