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Jazzen wie Lisa Simpson

REUTLINGEN.Kennt ihr eigentlich Lisa Simpson? Genau, die kleine gelbe mit dem Saxofon. Das wollte ich auch – also nicht gelb sein, sondern Saxofon spielen. Ich bin Julia, 14 Jahre alt und seit zwei Jahren spiele ich jetzt Saxofon. Für dieses Instrument habe ich mich entschieden, weil es wunderbar klingt und relativ einfach zu spielen ist. Davor spielte ich Flöte – wie fast alle in der Grundschule, doch Flöte spielen fand ich nicht so toll.

Für mich war Saxofon lernen leichter als für andere, da die Flötengriffe ähnlich sind wie die Saxofongriffe. Natürlich gehe ich auch zum Saxofon-Unterricht: bei Nina Cichon in Betzingen, die sogar bei David Garrett im Orchester mitspielt. Ich spiele auch in einem Orchester, dem Jugendensemble des Musikvereins in Betzingen. Wir haben auch Auftritte, der nächste ist am 10. Dezember in der Wittumhalle in Rommelsbach.

Irgendwann habe ich mich gefragt: Wer hat eigentlich das Saxofon erfunden? Und bei meiner Suche nach einer Antwort darauf ist jede Menge Interessantes zum Vorschein gekommen. Wusstet ihr, dass das Saxofon nach seinem Erfinder benannt wurde? Der hieß Adolphe Sax – oder auch Antoine Sax. Er wurde am 6. November 1814 in Dinant geboren. Das liegt in Belgien. Und wusstet ihr, dass das Saxofon zeitweise sogar verboten war?

Das wilde Leben des Erfinders

Aber fangen wir bei Adolphe an. Sein Leben war alles andere als langweilig. Als Kind stürzte er Treppen hinab, verschluckte eine Nadel, trank vergiftetes Wasser, verbrannte sich bei einer Explosion und ertrank fast. Auch in späteren Jahren war er nicht gerade ein Glückspilz. Er überlebte Mordanschläge, Überfälle auf seine Werkstatt, eine Krebserkrankung und hatte jede Menge Prozesse vor Gericht zu bestehen.

Adolphes Vater war Tischler und Instrumentenbauer in Brüssel. Bei ihm lernte er das Handwerk und studierte nebenbei noch Flöte und Klarinette. Sein erstes Patent meldete er mit 24 Jahren an und verbesserte damit die Klarinette. Im Laufe seines Lebens brachte er es auf 46 Patentanmeldungen.

Für das Militär wollte Adolphe ein Blasinstrument mit viel Kraft im Ton entwickeln – dieses nannte er Saxofon. 1842 zog er mit seiner neuen Erfindung nach Paris. Viele andere Instrumentenbauer waren aber neidisch auf die neue Erfindung und klagten gegen ihn und seine Patente. Sie wurden sogar gewalttätig und brannten seine Werkstatt ab.

Doch Adolphe Sax gab nicht auf – er hatte schon ganz andere Sachen überlebt – und gewann 1845 einen Wettbewerb für Militärmusik mit seinen Saxofonen. Sogar in der Klassik setzte sich sein Saxofon durch, zum Beispiel beim »Bolero« von Maurice Ravel. Plötzlich war Adolphe ein wohlhabender und berühmter Mann in Paris. Er wurde sogar Direktor des Bühnenorchesters der Pariser Oper. Doch leider hatten ihm seine Eltern das Sparen nicht wirklich beigebracht und so ging ihm das viele Geld schnell wieder aus. Sogar seine Werkstatt musste versteigert werden. Adolphe Sax starb 1894 völlig verarmt und verlassen in Paris.

Robin Schulz mag's auch

Sein Instrument, das Saxofon, kämpfte weiter ums Überleben. In den 1920er-Jahren forderten deutsche Zeitungen und verschiedene Institutionen das Verbot des »Negerinstrumentes«. Sogar der Papst war dagegen! Doch der Siegeszug der Jazz- und Swingmusik, und damit auch des Saxofons, hatte bereits begonnen. 1933 verboten die Nazis allerdings die Jazzmusik. Saxofonklassen wurden aufgelöst und Musiker verfolgt. Doch in den Klubs wurde heimlich weiter gejazzt.

Heute ist das Saxofon endlich in der Musik angekommen. Sicher kennt ihr seinen Einsatz von Klingande bei »Jubel« oder von Robin Schulz und Jasmin Thompson bei »Sun goes down«. Also, ihr seht, Saxofon spielen hat Geschichte und ist gleichzeitig cool. Wenn ihr mal die Möglichkeit habt, es zu probieren – dann legt los. Ich kann es nur empfehlen! (ZmS)

Julia Schlenkrich, Realschule am BZN Rommelsbach, Klasse 9a