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Interview mit einem Tiger

TÜBINGEN. Vaughn Duggins ist ein US-amerikanischer Basketballspieler, der am 10. Juli 1987 in Fort Wayne, Indiana, geboren wurde. An der Wright State Universität in Fairborn, Ohio, machte er einen Abschluss in Management und Marketing und spielte erfolgreich in der dortigen College-Basketballmannschaft. Seine ersten Profistation: die deutsche Basketball-Bundesliga. Hier spielt Duggins für die Walter Tigers Tübingen. Er hat es geschafft, sich innerhalb einer Saison als Shooting Guard und in die »Starting Five« zu spielen. Alisa Gissmann, Anja Schroth und Benjamin Tröster aus der Klasse 9b des BZN Gymnasiums Reutlingen führten ein Interview mit Vaughn Duggins in englischer Sprache, das sie danach übersetzt haben.

Nicht nur sehr groß, sondern auch sehr sympathisch: Basketball-Profi Vaughn Duggins im ZmS-Interview.  FOTO: ZMS
Nicht nur sehr groß, sondern auch sehr sympathisch: Basketball-Profi Vaughn Duggins im ZmS-Interview. FOTO: ZMS
Nicht nur sehr groß, sondern auch sehr sympathisch: Basketball-Profi Vaughn Duggins im ZmS-Interview. FOTO: ZMS


ZmS: Wie bist du eigentlich zum Basketballspielen gekommen?

Vaughn Duggins: Ich bin in einer Stadt in Indiana aufgewachsen. Dort ist, wie in ganz Amerika, Basketball genauso wichtig wie hier der Fußball. Alle meine Freunde spielten Basketball, daher fing ich auch an und wurde sehr gut (lacht).

Deutschland tickt ja schon etwas anders als Amerika. Wie war es denn für dich, als du hier angekommen bist? War es schwierig, sich zurechtzufinden?

Duggins: Es war nicht schwierig. Ich bin zwar weit weg von zu Hause, da hier aber viele Menschen Englisch sprechen, wird es mir sehr leicht gemacht. Jeder ist sehr nett, alle vom Tigers-Management oder auch Leute auf der Straße heißen mich hier willkommen.

Im Training und bei Spielen wird ja nur Englisch gesprochen. Was machen denn deine Deutschkenntnisse?

Duggins: Also, ich lerne es. Letztes Jahr habe ich noch nicht sehr viel Deutsch gelernt. Ich habe aber von deutschsprechenden Personen, mit denen ich zusammen war, viel mitbekommen. Dieses Jahr nehme ich jeden Dienstag Unterricht und habe schon sehr viel gelernt. Ich hoffe, dass ich in ein paar Jahren fließend Deutsch sprechen kann ...

Was wärst du heute, wenn du nicht Basketballprofi geworden wärst?

Duggins: Ich würde gerne das machen, was mein Vater macht. Er kauft ältere Häuser, renoviert sie und verkauft sie dann wieder. Ich liebe es handwerklich zu arbeiten und Zeit mit meinem Vater zu verbringen.

Ist das eine Option nach deiner Sportkarriere?

Duggins: Oh ja, das könnte sein. Ich weiß aber nicht, wie lange ich noch Basketball spiele und ob ich dann nicht zu alt bin. Aber ja, es war immer ein Traum für mich, mit meinem Vater zu arbeiten. Ich glaube, das wäre schön.

Wie bist du zu den Tigers gekommen?

Duggins: Nach dem College wusste ich nicht genau, was ich tun will. Ich habe dann einen Anruf von einem Spielerberater bekommen. Er half mir, Basketballprofi zu werden und brachte mich in Kontakt mit meinem heutigen Coach Igor Perovic und Robert Wintermantel (Anmerkung der Redaktion: Manager der Walter Tigers). Als ich mit ihnen redete, meinten sie, dass ich gut für das Team wäre und sie mich wirklich haben wollen. Da alle hier in Deutschland sehr nett zu mir waren und ich schon immer nach Europa wollte, war das sehr gut.

Als du 2011 deinen ersten Profivertrag bei den Tigers unterschrieben hast, hattest du sicherlich bestimmte Erwartungen. Wie gefällt es dir denn nun in der zweiten Saison in Tübingen?

Duggins: Es ist großartig, ich fühle mich jetzt schon wie ein Teil der Stadt. Letztes Jahr war es noch ein wenig schwierig für mich, sich an alles hier zu gewöhnen. Aber dieses Jahr ist alles ganz natürlich. Ich würde hier sehr gerne länger bleiben.

Gibt es einen großen Unterschied zwischen College- und Bundesliga-Basketball?

Duggins: Der größte Unterschied ist die Geschwindigkeit des Spiels. Im College hast du 35 Sekunden Zeit, um einen Angriff abzuschließen, in der Bundesliga dagegen nur 24 Sekunden. Es ist also ein viel schnelleres Spiel, das macht natürlich mehr Spaß.

In Amerika ist Basketball viel populärer als in Deutschland. Stimmt es, dass zu einem College-Spiel oft mehrere Tausend Zuschauer kommen?

Duggins: Ja, ich war auf einem kleineren College und wir hatten eine Arena, in die 10 000 Leute passen. Es kamen zwar nicht immer so viele Leute und es fühlte sich auch nicht so groß an wie hier in Tübingen. Ich finde es hier viel besser, denn die Atmosphäre - wie die Fans klatschen, wild trommeln und laut singen und schreien - ist toll.

Wir hoffen, wir dürfen dir auch ein paar private Fragen stellen?

Duggins: (schmunzelt) Aber sicher!

Hast du eigentlich Geschwister?

Duggins: Ich habe zwei Brüder, die beide jünger sind als ich. Der eine ist 24 und der andere ist 17 Jahre alt. Mein mittlerer Bruder, Cameron, ist sogar gerade hier bei mir in Deutschland. Er kam Mitte Oktober und bleibt bis Januar, also über Weihnachten, hier.

Vermisst du deine Familie und Freunde sehr?

Duggins: Ja, natürlich (man merkt, dass es ihn bewegt). Neulich war Thanksgiving - ein wichtiger Feiertag in Amerika. Und normalerweise feiert dann bei uns die ganze Familie zusammen. Wir reden, essen und haben Spaß. Da habe ich sie sehr vermisst. Über Facetime habe ich sie angerufen. So konnten wir uns sehen und unterhalten. Aber du wirst nie darüber hinwegkommen, von ihnen getrennt zu sein. Das ist der schwierige Teil, hier zu sein.

Du bist sehr aktiv auf Facebook. Helfen dir die sozialen Netzwerke, den Kontakt nach Hause, zu deiner Familie und zu deinen Freunden, aber auch zu deinen Fans zu pflegen?

Duggins: Facebook und Twitter sind großartige Möglichkeiten. Als ich beispielsweise mit meinem Bruder in Stuttgart war, haben wir ein Foto von uns gemacht und es auf Facebook hochgeladen. So konnte unsere Familie sehen, was wir getan haben und kann mit uns in Kontakt bleiben, indem sie Kommentare schreibt. Außerdem ist es ein guter Weg, auf dem Fans mit einem reden und Nachrichten schreiben können.

Hast du denn die Gelegenheit, oft nach Hause zu fliegen?

Duggins: Ja, letztes Jahr konnte ich während des »Allstar Breaks« im Januar für eine Woche nach Hause fliegen. Dieses Jahr werde ich wahrscheinlich nicht mehr nach Amerika kommen, aber meine Eltern kommen an Weihnachten nach Tübingen. Das wird bestimmt lustig.

Verbringst du außerhalb des Spielfelds viel Zeit mit deinen Teamkollegen?

Duggins: Ja, aber die meiste Zeit verbringe ich wahrscheinlich mit Kenny Frease. Außerdem ist meine Freundin Maria, die hier mit mir lebt, viel mit seiner Ehefrau Emily zusammen. Wir sind auch oft bei mir zu Hause und unternehmen viel zusammen. Aber natürlich mag ich alle meine Teamkollegen. Neulich habe ich zum Beispiel meine amerikanischen Teamkollegen zu mir eingeladen und wir haben mit heimischen Gerichten zusammen Thanksgiving gefeiert. Das hat sehr viel Spaß gemacht.

Was machst du sonst noch gerne in deiner Freizeit?

Duggins: Ich weiß nicht, ob ihr die TV Show »Lost« kennt. Sie ist schon relativ alt, aus den 90er-Jahren oder so. Das schaue ich sehr oft und gerne an. Außerdem höre ich sehr gerne Musik. Wie schon erwähnt, mag ich es, mich handwerklich zu betätigen und Zeit mit meinen Eltern, meiner Familie und meinen Freunden zu verbringen.

Wir hoffen, dass wir dich auch in der nächsten Saison in der Paul-Horn-Arena anfeuern können. Wird das klappen?

Duggins: (Muss lachen). Ja, ich würde sehr gerne wieder dabei sein. Ich liebe das überschaubare Tübingen und die Leute, die ich kenne. Wenn wir die Playoffs erreichen und eine gute Saison spielen, dann ist alles möglich. Ich bin gerne hier! (ZmS)