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Aktuell Biografie

Installateur, Physiker, Weltraum-Wissenschaftler

REUTLINGEN. Ich und Astronaut? Niemals! Das dachte sich auch Ernst Messerschmid. Schließlich ist das kein Beruf, den mal man eben so ergreift – wie den des Installateurs beispielsweise, den der Reutlinger im Betrieb seines Vaters erlernt hat. Als ältester Sohn sollte der Sondelfinger eigentlich den Familienbetrieb übernehmen. Doch es kam anders. Messerschmid machte die Hochschulreife nach und studierte Physik in Tübingen.

»Als ich dann gehört hatte, dass es noch Plätze für einen Flug ins All gab, und mich beworben hatte, habe ich meiner Frau erst mal nichts erzählt, damit sie mich nicht für verrückt hält«, erzählte Ernst Messerschmid im ZmS-Interview. Erst, als er dann von über 2 000 Bewerbern unter den letzten 20 war, habe er sich entschieden, es ihr zu sagen – wobei sie ihn immer noch für verrückt gehalten habe. Messerschmid schaffte es schließlich unter die fünf nationalen Finalisten. Da allerdings nur der Erstplatzierte ins All fliegen durfte, konnte er damals, im Jahr 1977, nicht mitfliegen.

Bleibende Eindrücke von oben

Fünf Jahre später bekamen die Finalisten, die noch nicht im All waren, eine zweite Chance – diese ließ sich Messerschmid nicht entgehen. Am 30. Oktober 1985 starteten er und die Crew mit der Rakete ins All. Nach acht Minuten Flug, bei dem man das Dreifache seines eigenen Körpergewichts ertragen muss, waren sie schließlich im Weltraum. »Die Aussicht war atemberaubend, aber manche Sachen waren erschreckend. Jedes Jahr Anfang November werden im Regenwald Tausende Hektar verbrannt, um Platz für Felder zu schaffen. Wenn man über dem Regenwald fliegt, sieht man die ganzen Rauchschwaden aufsteigen. Solche Bilder hab’ ich immer noch im Kopf.« An Bord der Challenger führte die Besatzung unter anderem Experimente durch, in denen sie Kristalle züchtete, weil diese in der Schwerelosigkeit anders wachsen und andere Strukturen ausbilden als auf der Erde. Eine Woche nach dem Start landeten Messerschmid und seine Kollegen sicher auf der Erde. Als Mitbringsel für seine Frau brachte er eine Kristallscheibe mit. Wie er reagierte, als er erfuhr, dass die Challenger beim nächsten Start explodiert ist? »Ich war ziemlich geschockt. Das hätte auch ich sein können.« Astronaut wird immer ein gefährlicher Beruf bleiben. (ZmS)

Nicole Bretz, Wildermuth-Gymnasium Tübingen, Klasse 9b