»Wir bekommen, was wir nicht brauchen - was wir brauchen, bekommen wir nicht«Die Argumente gegen das Elsach-Center lassen sich grob in drei Blöcke einteilen. Punkt eins: die Strukturpolitik. Bis jetzt mache Bad Urach Politik »von heute auf morgen«, sagt Lutz Adam. Jetzt ist die Stadt gerade dabei, eine Leitbildentwicklung für 2030 zu machen. Dazu gehört, dass Urach versucht, die Einwohnerzahl konstant zu halten. Da unsere Gesellschaft immer älter und kleiner wird, will natürlich jede Stadt, dass die Einwohnerzahl bleibt, wie sie sind.
Die Menschen brauchen jedes Jahr 1 bis 2 Prozent mehr Wohnraum, das liegt - neben einem laufend wachsenden Komfortbedürfnis - unter anderem daran, dass Familien durch Scheidung oder Trennung kleiner werden, die vorhandenen Wohnungen aber nicht. »Deshalb bräuchten wir eigentlich kein Elsach-Center, sondern mehr Wohnraum für junge Familien«, so Adam, »denn Bad Urach hat sonst kaum noch freie Flächen für neuen Wohnraum aufzuweisen.«
Verwaltung und Gemeinderat sagen, dass das Elsach-Center zur längerfristigen Politik beitrage, denn es diene der Lebensmittelversorgung. »Das ist Quatsch«, sagt Lutz Adam, »in Urach gibt es genug Läden - man bekommt alles, was man braucht.« Also warum gleich zwei Rewe-Märkte? Die Stadt führt hier unter anderem das Argument an, dass viel zu viele Uracher nach Dettingen zu Real fahren, um einzukaufen. Doch dieses Problem ist laut Adam mit zwei Rewe-Märkten nicht gelöst, da die Leute bei Real wegen der Preise und der großen Non-Food-Abteilung einkaufen.
Das zweite Thema bezieht sich auf die Durchgangs- und Erschließungsstraße, die durch die Nördliche Innenstadt gebaut werden soll, um den Zugang zum Elsach-Center zu verbessern. Bis jetzt gibt es an dieser Stelle nur die Pfählerstraße - eine Einbahnstraße. Die künftige Durchgangsstraße wird zweispurig. Tut es einer Kurstadt gut, wenn in der Innenstadt eine Durchgangsstraße gebaut wird? Die »Bürger für Urach« sind der Meinung, dass eine zweispurige Straße mitten durch die Innenstadt wegen des Lärms und der Abgase schlecht für die Lebensqualität in Bad Urach ist.
Mit der Durchgangsstraße hängt das dritte Hauptargument der »Bürger für Urach« zusammen. Sie schneidet das Grüne Herz an, eine Grünfläche mit Spielplatz, die gerade bei Familien ohne Garten sehr beliebt ist. Adam: »Diese Fläche zu verringern ist das, was mich richtig empört an der ganzen Sache.« Die Fläche, die vom Grünen Herz abgeschnitten wird, wird zwar dem Kindergarten auf der anderen Seite zugeschlagen, das nützt aber dann nur den Kindergartenkindern - den anderen nicht.
Das Kurgebiet und die Braike werden in näherer Zukunft keinen eigenen Laden mehr haben, fürchten die »Bürger für Urach«, da der Treff 3000 vermutlich wegen des Elsach-Centers schließen werde. Auch Netto und Rossmann werden wohl ins Elsach-Center umziehen, vermutet die Gruppe. Vor allem befürchten sie, dass kleine Einzelhändler in der historischen Innenstadt schließen müssen, da viele nur noch im Elsach-Center und nicht mehr rund um den Marktplatz einkaufen.
Die »Bürger für Urach« haben gegen die Satzung des Vorhabens geklagt, die sozusagen die Grundlage für die Baugenehmigung des Elsach-Centers ist. Die Klage wurde schon im Januar beim Verwaltungsgerichtshof in Mannheim eingereicht, ein Ergebnis steht aber noch aus. Wenn die Klage angenommen wird, sieht Adam eine gute Chance, dass die Richter in der Satzung Fehler finden, und ein Baustopp erreicht wird. Doch bis dies geschehen ist, kann es für das Grüne Herz schon zu spät sein, denn die zu fällenden Bäume müssen bis spätestens Februar weg sein, da man dies nur im Winter tun darf.
Die Chance eines rechtzeitigen Baustopps wäre größer gewesen, wenn man die Bürger früher informiert hätte, ist Lutz Adam überzeugt, denn die Informationsveranstaltung sei erst abgehalten worden, als viele grundsätzlichen Entscheidungen schon getroffen worden seien. (ZmS)
www.buerger-fuer-urach.de
Theresa Dümmel und Friederike Ambacher, Graf-Eberhard-Gymnasium Bad Urach, Klasse 9 b
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