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Aktuell Zeitung macht Schule

In Japan steht es bis heute auf der Bestsellerliste

REUTLINGEN/CALW. »Nur nicht matt werden, sonst kommt man unters Rad!«, dieses Zitat aus Hesses »Unterm Rad« hatte nicht nur für die Schüler der damaligen Zeit Gültigkeit, sondern ist auch heute noch in japanischen Schulen aktuell und präsent. Denn Japan hält mit der höchsten Selbstmordrate den traurigsten Weltrekord der Erde, und dieser kommt nicht von ungefähr. Denn vor allem auf den Schultern der Schüler lastet dort ein enormer Leistungs- und Wettbewerbsdruck. Und wer da nicht mithalten kann, der kommt unters Rad.

Erst lernen, dann putzen

Genau zu diesem Thema hat der deutsche Schriftsteller Hermann Hesse 1906 sein mitreißendes Buch mit dem passenden Titel »Unterm Rad« verfasst. Es handelt von der Zerstörung der Individualität durch autoritäre Erziehungsinstanzen sowie der Kritik an der damaligen Gesellschaft und am Schulsystem. Für einen japanischen Schüler beginnt die Schule mit einem Morgenappell auf dem Schulhof. Dabei ist es Pflicht, bei jedem Wetter die meist dünne und kurze Schuluniform zu tragen. Der Schulunterricht besteht aus einfachem Mitschreiben dessen, was der Lehrer diktiert.

Nach der Schule müssen alle Schüler die Klassenräume und Flure putzen. Gegen 16 Uhr geht es weiter mit einer so genannten »Cram School«, die auf Prüfungen für die Mittelschule, das Gymnasium und die Universität vorbereitet. Dort heißt es, wer mehr als vier Stunden pro Tag schläft, der kann nicht bestehen.

Da nur die besten Leistungen zählen, herrscht auch innerhalb der Klassen ein unerbittlicher Kampf, denn wer schlechter oder anders ist, wird gemobbt und zwar in einem unvorstellbaren Ausmaß. Viele Schüler halten den Druck und die Gemeinheiten der anderen Schüler nicht aus und ziehen sich zurück in die absolute Isolation - was des öfteren leider bis zum Suizid führt.

Nur die besten Leistungen

So erging es auch Hans Giebenrath, der Hauptperson in »Unterm Rad«. Dieser konnte dem Stress, der vor allem von seinen Lehrern ausging, nicht mehr standhalten. Dann verlor er auch noch seinen einzigen Freund und kurz darauf wurde er wegen schlechter Leistungen der Schule verwiesen. Nach einer abgebrochenen Schlosserlehre und einer unglücklichen Liebe, wird er am Ende in alkoholisiertem Zustand tot aufgefunden.

Da japanische Schüler auch heute noch solchen Bedingungen ausgesetzt sind und oft das gleiche traurige Schicksal teilen, ist es nicht weiter verwunderlich, dass dieses Werk Hermann Hesses in Japan als das meistgelesene Buch eines deutschen Schriftstellers gilt. (ZmS)



Lisanne Bühler, Sarah Schwarz, Friedrich-List-Gymnasium, Klasse 9d