Reimann spürte bald, dass Autos eine seiner größten Leidenschaften sind. 1951 zog es ihn ins Schwabenland, in die Universitätsstadt Tübingen. Ein Jahr später versuchte er sein Glück als Musterzeichner. Er merkte allerdings schnell, dass ihm der Verkauf von Autos näher lag.
Zum Starverkäufer gekürt
Also bewarb er sich Anfang 1958 bei Volkswagen in Köln als Verkaufsvolontär. Zu diesem Zeitpunkt besaß er noch keine Fahrerlaubnis, die allerdings für diesen Beruf unbedingt nötig war. Er holte die Führerscheinprüfung nach und fing am 1. März 1958 bei Volkswagen an. Trotz hoher Verkaufszahlen bei Volkswagen verdiente er sehr wenig Geld. Es blieben Herrn Reimann täglich nur zwei D-Mark.
Nach einem Angebot des französischen Automobil-Herstellers Renault für eine Deutschlandtournee über sieben Monate verließ Norbert Reimann den Konzern Volkswagen. Von nun an arbeitete er in der Neckarstadt Tübingen für Renault. Hier verkaufte er unter anderem dem Prinzen von Hohenzollern einen Peugeot.
Gesamtwert 130 Millionen DM
1960 beschloss er, zu Ford zu wechseln. Zehn Jahre arbeitete er dort und wurde zum Starverkäufer gekürt. Schon nach dem ersten Jahr bei Ford bekam er das Angebot, zu Mercedes-Benz zu gehen. Er blieb jedoch bei Ford und wechselte erst Ende 1970 zu den Silberpfeilen.
Bei Mercedes blieb Reimann 28 Jahre - bis zu seiner Pensionierung - und verkaufte 3 000 Automobile im Gesamtwert von über 130 Millionen DM. Reimann war für seine Kunden da, egal ob jemand einen Kombi für die Familie brauchte, oder auch Prominente, die einen Sportwagen suchten.
Er ließ die Kunden mit den Autos ein Wochenende allein, um sich mit dem Wagen vertraut zu machen. »Wenn es dieser Wagen nicht ist, dann vielleicht der nächste«, war sein Motto. Oft fuhr er selbst mit dem Kunden zur Werksauslieferung nach Untertürkheim, um das Auto abzuholen. Als Abschlusspräsent gab es einen Blumenstrauß und eine Grußkarte für die neuen Autobesitzer. Mit seinen Verkäufen der S-Klasse lag Reimann an zwölfter Stelle der Gesamt-Verkaufszahlen in ganz Deutschland.
Immer noch gern gesehen
Nach 28 Jahren bei Mercedes und insgesamt 40 Jahren Tätigkeit in der Automobilbranche setzte er sich 1998 in Gammertingen zur Ruhe. Norbert Reimann ist im Autohaus noch immer ein gern gesehener Gast und ein fachlich versierter Berater. Er steht mit Rat und Tat zur Seite, wenn in der Familie, bei Freunden, Bekannten oder Verwandten ein Autokauf ansteht. So hat er jetzt seinen Beruf zum Hobby gemacht.
Auf die Frage, was denn heute sein Lieblingsauto sei, antwortet Norbert Reimann: »Man kann nur das Auto verkaufen, dass man liebt.« Heute ist Reimann begeisterter Fotograf, Porzellansammler und Hobbygeschichtler. (ZmS)
Mike Zierle und Jonas Töwe, Gymnasium Gammertingen, Klasse 8a
