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Handball ist eben ein harter Sport

REUTLINGEN. Peter Gräschus ist Physiotherapeut der deutschen Handball-Nationalmannschaft. Er wurde am 25. Mai 1963 geboren. Nach seinem Abitur trat er den Zivildienst im Klinikum in Tübingen an. 1983 hatte er den ersten Kontakt mit der Physiotherapie. Da Sport ein leidenschaftliches Hobby von ihm war, beschloss er, dass sein Beruf mit Sport, aber auch mit Medizin zu tun haben musste. So kam er auf die Physiotherapie. Als er 1989 seine Ausbildung abgeschlossen hatte, arbeitete er in Regensburg. Dort wurde er von Dr. Berthold Hallmaier und Norbert Eder entdeckt.

In der Handballwelt ganz oben: Physiotherapeut Peter Gräschus (links), hier mit dem früheren Bundestrainer Heiner Brand. GEA-ARC
In der Handballwelt ganz oben: Physiotherapeut Peter Gräschus (links), hier mit dem früheren Bundestrainer Heiner Brand. GEA-ARCHIVFOTO: WALZ
In der Handballwelt ganz oben: Physiotherapeut Peter Gräschus (links), hier mit dem früheren Bundestrainer Heiner Brand. GEA-ARCHIVFOTO: WALZ
Peter Gräschus durfte mit der U 21- Nationalmannschaft im Handball 1991 zur WM nach Athen. 1992 wurde er 1992 Physiotherapeut der U 21-Mannschaft. Nach den Olympischen Spielen in Barcelona wechselte er zur A-Nationalmannschaft. Da die Mannschaft keine herausragende Leistung brachte, wurde eine neue Mannschaft zusammengestellt. Mit der ging Gräschus zu einem Turnier nach Tschechien und kam als Sieger zurück. Als nächstes folgte die WM in Schweden, bei der die Nationalmannschaft den sechsten Platz belegte.

Umsorgte Spieler

Peter Gräschus hat viele Aufgaben: Er muss Verletzungen behandeln, vorbeugend mit den Spielern arbeiten, ist bei jedem Training dabei und macht mit den Spielern Kräftigungsübungen. Außerdem muss er sich um die Ernährung der Mannschaft kümmern und beim Training sowie nach dem Spiel die Erstversorgung übernehmen.

Bänderrisse, Kreuzbandrisse, Platzwunden, und, und, und . . .: Peter Gräschus musste schon viele Verletzungen behandeln. Zwei der schlimmsten: Pascal Hens erlitt bei WM in Kroatien eine Schienbeinkopffraktur, Michael Kraus bei der WM in Kroatien einen Außen-bandriss.

Bei der Rehabilitation setzt sich Peter Gräschus mit der Frage auseinander, ob ein Spieler noch spielen kann. Wenn es die beiden Physiotherapeuten verantworten können, darf ein Spieler spielen. Allerdings werden verletzte oder anfällige Spieler enger betreut. »Die Spieler gehen über ihre gesundheitlichen Grenzen«, sagt Peter Gräschus, »aber Handball ist eben ein harter Sport!«

Als Begleiter der Nationalmannschaft nimmt Peter Gräschus an sämtlichen Besprechungen teil, schaut mit den Spielen Videos an, geht mit verletzten Spielern morgens zum Joggen, macht vor Spielen Tests in der Halle, um zu prüfen, ob die Spieler spielen können. Am Abend werden dann wieder alle bis zum Spiel betreut.

Dies alles und noch mehr leisten Peter Gräschus und sein Kollege, um den Gemeinschaftssinn zu stärken. Die beiden Physiotherapeuten waren mit der Mannschaft schon in ganz Europa, bei Olympischen Spielen in Peking, Atlanta, bei Weltmeisterschaften in Ägypten, Tunesien und anderen.

»Der Tagesablauf vor Weltmeisterschaften und normalen Spielen unterscheidet sich nicht wirklich«, sagt Peter Gräschus. Um 8 Uhr gibt's Frühstück, um 9.30 Uhr beginnt das Training (45 Minuten), bis 13 Uhr ist Behandlungszeit. Von 13 bis 14 Uhr ist Zeit fürs Mittagessen. Danach machen die Profis einen Mittagsschlaf - außer den Verletzten, die behandelt werden. Um 16 Uhr gibt's Kaffee und Kuchen. Mit dem Bus fahren die Spieler zur Halle. Vor dem Spiel bekommen sie ihre Tape-Verbände (hauptsächlich am Sprunggelenk) angelegt. Dann ist Warmmachen angesagt (die zwei Physiotherapeuten kümmern sich um die Getränke). Das Spiel beginnt gegen 19 Uhr. Nach dem Spiel wird erst mal geduscht, dann werden die Verletzten versorgt. Von 21 bis 22 Uhr gibt's Abendessen. Von 1.30 bis 2 Uhr ist noch mal eine Runde Behandlung angesagt, hauptsächlich für Spieler, die nicht schlafen können.

Wenig Schlaf, kein Alkohol

Wie man sieht, bekommt Peter Gräschus während der Turniere nur fünf bis sechs Stunden Schlaf. Weder Gräschus noch die Spieler dürfen während des Turniers Alkohol trinken. Es bleibt aber auch keine Zeit zum Feiern. Nach Turnieren wird dann aber - ob Sieg oder Niederlage - gefeiert und alle dürfen auch Alkohol trinken.

Peter Gräschus hat alle seine Ziele erreicht. Er arbeitet mit der Handball-Nationalmannschaft und hat an Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften teilgenommen. Er hat sich mit seiner Praxis »rehaktiv« in Mössingen selbstständig gemacht, wo er Training und Reha anbietet. Seine Ziele sind, bei den Olympischen Spielen 2012 in London und 2016 in Brasilien teilzunehmen. Sein größter Erfolg war, dass er mit der Handball-Nationalmannschaft 2007 Weltmeister im eigenen Land wurde. (ZmS)

Chantal Schneemann, Evangelisches Firstwald-Gymnasium, Mössingen, Klasse 8

www.gea.de/zms