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Frauen bei der Feuerwehr?

Schülerin Tina Buschmann hat mit Harald Herrmann und Alexandra Oswald von der Reutlinger Wehr gesprochen.

Frauen sind bei der Feuerwehr auf dem Vormarsch. FOTO: DPA
Frauen sind bei der Feuerwehr auf dem Vormarsch. FOTO: DPA
Frauen sind bei der Feuerwehr auf dem Vormarsch. FOTO: DPA

REUTLINGEN. Frauen bei der Feuerwehr? Diese Frage habe ich schon ein paar Mal von Leuten gehört. Meine Antwort auf die Frage: Ja klar, warum nicht? Warum sollte eine Frau die Aufgaben der Feuerwehr schlechter bewältigen können? Genau darüber habe ich mit Feuerwehr-Kommandant und Amtsleiter Harald Herrmann und Alexandra Oswald, Feuerwehrfrau der Feuerwehr Reutlingen, Abteilung Mittelstadt, unterhalten. Den Anfang macht Harald Herrmann.

 

GEA: Wie viele Feuerwehrfrauen gibt es derzeit bei der Stadt Reutlingen?

Harald Herrmann: Derzeit sind es 26 Feuerwehrfrauen bei den Freiwilligen Feuerwehren der Stadt Reutlingen. Bei der Berufsfeuerwehr hatten wir schon zwei, die sind aber wieder ausgestiegen.

Warum sind immer noch Menschen gegen Frauen bei der Feuerwehr?

Herrmann: Ich glaube gar nicht, dass Menschen gegen Frauen bei der Feuerwehr sind. Also bei der Feuerwehr Reutlingen gibt es keine Widerstände mehr. Als ich vor 27 Jahren angefangen habe, gab es hier noch keine Frauen. Nachdem dann die Ersten da waren, waren sie recht schnell als gleichberechtigte Mitglieder akzeptiert. Heute gibt es in fast allen Abteilungen Feuerwehrfrauen. Bei uns sind die Frauen herzlich willkommen.

Gibt es Unterschiede bei der Ausbildung von einem Mann und einer Frau?

Herrmann: Nein, es gibt keine Unterschiede, da es auch keine Unterschiede bei der Verwendung gibt. Frauen machen bei uns alles gleichberechtigt.

Gibt es Vorteile an einer Feuerwehrfrau, wenn ja welche?

Herrmann: Jedes Feuerwehrmitglied ist herzlich willkommen. Wir sehen keine Vorteile oder Nachteile, ob das jetzt ein Feuerwehrmann oder eine Feuerwehrfrau ist, da beide Geschlechter die gleichen Aufgaben haben. Außer wenn zum Beispiel eine verletzte Frau betreut werden muss, dann hat eine Frau vielleicht schon einen kleinen Vorteil. Sie kann vielleicht eher einen Zugang finden.

Sind Feuerwehrfrauen eher bei der Freiwilligen Feuerwehr oder bei der Berufsfeuerwehr?

Herrmann: Ich glaube, die Frage ist eher: Warum geht eine Frau zur Feuerwehr. Wenn man zur Berufsfeuerwehr geht, braucht man eine handwerkliche Ausbildung zum Beispiel Schlosser, Elektriker, Maler oder Koch. Die wenigsten Frauen machen von Haus aus so eine Ausbildung. Deswegen gibt es derzeit mehr Frauen in der Freiwilligen Feuerwehr. Warum? Weil für sie keine berufliche Zugangsvoraussetzung besteht und deutlich mehr Mädchen aus der Jugendfeuerwehr in die Einsatzabteilung übertreten.

 

Harald Herrmann, Feuerwehrkommandant in Reutlingen, findet, dass Frauen in der Feuerwehr genauso viel können wie Männer.  FOTO:
Harald Herrmann, Feuerwehrkommandant in Reutlingen, findet, dass Frauen in der Feuerwehr genauso viel können wie Männer. FOTO: STADT REUTLINGEN
Harald Herrmann, Feuerwehrkommandant in Reutlingen, findet, dass Frauen in der Feuerwehr genauso viel können wie Männer. FOTO: STADT REUTLINGEN

Wie sehen Sie die Zukunft der Feuerwehrfrauen?

Herrmann: Ich bin der Meinung, dass es in Zukunft noch mehr Feuerwehrfrauen geben wird. Früher waren die Frauen eher die Exoten, aber je mehr Frauen bei der Feuerwehr sind, umso normaler wird es.

Gibt es für Frauen einen speziellen Ansprechpartner?

Herrmann: Ja, wir haben in der Feuerwehrsatzung stehen, dass wir eine Vertreterin der Feuerwehrfrauen haben müssen. Der normale Ansprechpartner ist die Führungskraft oder der Abteilungskommandant. In besonderen Fällen kann man sich auch an die Vertreterin der Frauen wenden.

Gibt es getrennte Umkleidemöglichkeiten für Frauen?

Herrmann: Im Einsatz nicht, das wollten die Frauen nicht. Die Frauen wollen auch im Einsatz den Überblick haben, wer schon da ist, ob man sich noch beeilen muss, um auf dem Einsatzfahrzeug mit zu kommen. Natürlich gibt es jedoch getrennte Sanitärräume und Umkleideräume.

Jetzt geht es weiter mit Alexandra Oswald, die Feuerwehrfrau in Mittelstadt ist.

 

GEA: Wie lange bist du schon bei der Feuerwehr?

Alexandra Oswald: Ich bin seit meinem zwölften Lebensjahr bei der Feuerwehr, also seit 21 Jahren.

Was macht dir an der Feuerwehr so großen Spaß?

Oswald: Die Kameradschaft, der Umgang mit feuerwehrtechnischen Dingen, aber am meisten Spaß macht die Arbeit mit den Jugendlichen.

Wie bist du dazu gekommen, zur Feuerwehr zu gehen?

Oswald: Mein Bruder war damals noch bei der Feuerwehr, dann wollte ich da auch unbedingt hin. Leider gab es noch keine Mädchen, deswegen wurde eine Ausschusssitzung abgehalten, um über die Aufnahme eines Mädchens in der Jugendfeuerwehr abzustimmen. Es waren genügend Stimmen dafür, sodass ich zur Feuerwehr durfte.

Wirst du von deinen männlichen Kameraden akzeptiert oder nur geduldet?

Oswald: In Mittelstadt werde ich akzeptiert, jedoch da, wo ich vorher war, wurde ich nur geduldet.

 

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Alle Beiträge der teilnehmenden Schüler gibt’s im Internet unter

www.gea.de/zms

Haben schon Leute zu dir gesagt, dass sie es nicht gut finden, dass du bei der Feuerwehr bist?

Oswald: Ja, es hieß: Frauen gehören nicht zur Feuerwehr.

Gibt es Nachteile daran, eine Feuerwehrfrau zu sein, wenn ja welche?

Oswald: Nein, eigentlich nicht, aber sobald man Mama ist, ist man nicht mehr so flexibel.

Was hast du für eine Ausbildung?

Oswald: Ich bin Gruppenführerin, Maschinistin, Jugendgruppenleiterin, Jugendwart, Truppführer und Ausbilderin für Jugendgruppenleiter.

Ich bedanke mich sehr herzlich für die beiden Interviews mit Harald Herrmann und Alexandra Oswald. Ich fand die beiden Gespräche sehr spannend und wurde noch mehr in meinem Entschluss bestätigt, mit 18 Jahren die Grundausbildung bei der Feuerwehr zu machen, auch wenn ich bis jetzt noch nicht bei der Jugendfeuerwehr bin.

Es ist sehr wichtig, dass es genug Feuerwehrleute gibt, egal ob Mann oder Frau, denn jeder kann einmal auf die Feuerwehr angewiesen sein. (ZmS)

 

 

Tina Buschmann, GMS, Pliezhausen, Klasse 8c

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