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Aktuell Menschenrechte

Für die vergessenen Gefangenen

REUTLINGEN. Das Wort Amnesty bedeutet übersetzt so viel wie Straferlass oder Begnadigung. Und Amnesty International ist eine Organisation, die sich für Menschen einsetzt, die wegen ihrer politischen, religiösen, sexuellen Orientierung oder sonstige Überzeugung in Haft sind. Amnesty International wurde 1961 von dem britischen Rechtsanwalt Peter Benenson gegründet. Am 28. Mai 1961 veröffentlichte er einen Appell in der englischen Tageszeitung Observer und 30 weiteren überregionalen Zeitungen für die »Vergessenen Gefangenen«.

Danach stand die Organisation bereits auf den Pfeilern von sieben nationalen Sektionen: Großbritannien, Frankreich, Belgien, BRD, Irland, Schweiz und USA. Heute zählt die Organisation mehr als eine Million Mitglieder in über 140 Staaten der Welt. Amnesty International arbeitet für die Freilassung von Gewissensgefangenen, faire Prozesse und auch gegen Verschwindenlassen und politischen Mord.

Ich habe mit einem Flüchtling gesprochen. Boté Aii Nansi kommt aus dem Kongo und hat mir ihre Geschichte erzählt. Boté Aii Nansi war zehn Jahre alt, als ihre Eltern bei einem Auto-Unfall starben. Danach übernahm der Bruder ihres Vaters, der Kommissar war, die Verantwortung. Aber sie wurde schon mit elf Jahren misshandelt. Sie putzte das Haus, spülte das Geschirr, machte das Essen und solche Sachen, obwohl sie die kleinste war. Sie war zwei Jahre lang die Sklavin des Hauses. Mit 13 Jahren versuchte sie zu flüchten.

Wegen des Mangels an Geld konnte sie nicht weit weggehen und ihr Onkel fand heraus, wo sie sich versteckte. Danach wurde sie fast jeden Tag geschlagen und nach der Arbeit am Hals und an den Füßen angekettet, manchmal hatte sie kein Essen. Einen Tag war sie mit ihrem Onkel allein zu Hause. Diese Nacht wurde die schrecklichste ihres Lebens, weil sie mit 13 Jahren von ihrem Onkel vergewaltigt wurde. Sie weinte und verlor die Hoffnung, dass sie noch jemanden heiraten könnte. »Weil es bei uns das beste Hochzeitsgeschenk für den Bräutigam ist, wenn seine Frau Jungfrau ist«, erklärt Boté Aii Nansi.

Nach dieser Nacht sprach sie mit der Frau ihres Onkels, um wegzulaufen. Das war der schlimmste Fehler ihres Lebens. Nachdem sie mit ihr sprach, war es noch schlimmer. Sie wurde nicht nur von ihrem Onkel vergewaltigt, sondern auch von dessen Freunden. Manche waren sogar Politiker, die dem Onkel Geld für die sexuelle Handlung gaben. Fünf Jahre lang war sie eine Zwangsprostituierte. Sie ging nicht mehr nach draußen und hielt sich nur in dem Schlafzimmer auf, in die ihr Onkel die Leute brachte, um mit ihr Sex zu haben. Und wenn einer von denen etwas Neues ausprobieren wollte, musste er das Doppelte oder noch mehr zahlen.

Eines Tages kam ein »Kunde«, sie waren alleine zu Hause und sie bat den Mann, sie loszuketten und weggehen zu lassen. Dafür würde sie alles machen, was er will. Zum Glück akzeptierte der Mann, aber nach der Handlung. Er brachte sie in die Hauptstadt und ließ sie dort. Sie war auf der Straße, aber sie fühlte sich nicht in Sicherheit und wollte einfach vom Land weg. Dort traf sie eine Frau, der sie ihre Geschichte erzählte und die großes Mitleid mit ihr hatte. Sie half ihr schließlich bei der Flucht. Sie landete hier in Deutschland. Aber sie will gern in ihr Land in Sicherheit zurückgehen.

Nobelpreis für Amnesty 1977

Hier in Deutschland findet man die lokalen AI-Gruppen fast überall. In Reutlingen zum Beispiel gibt es mehrere AI-Gruppen. Bei dieser Arbeit kann man entweder einer lokalen AI-Gruppe beitreten oder eine eigene gründen. Minderjährige können auch mitmachen. Die Arbeit von Amnesty International zeigt rund um die Welt Wirkung: Gewissensgefangene werden freigelassen, Todesurteile umgewandelt und Folterer vor Gericht gestellt. Als Anerkennung für diesen weltweiten Kampf gegen staatliche Willkür und Gewalt erkannte das Nobelkomitee AI 1977 den Friedensnobelpreis zu. (ZmS)

Tchatat Aristophanie, Hermann-Kurz-Schule, Reutlingen, Klasse 10