Logo
Aktuell Zeitung macht Schule

Er wollte Schulpsychologe werden

TÜBINGEN. Drei ZmS-Nachwuchsreporter haben sich mit Professor Bernd Engler, dem neuen Rektor der Eberhard-Karls-Universität Tübingen getroffen. Im Brechtbau in der Wilhelmstraße sprach der Anglistik-Professor mit den Schülern über sein Amt.

ZmS: Hatten Sie als Professor für Amerikanistik nicht genug zu tun, oder warum wollten Sie Rektor werden?

Bernd Engler: Ich hatte immer sehr viel zu tun, eine 70- bis 80-Stunden-Woche war nicht selten. Aber das Amt des Rektors ist für mich eine besondere Herausforderung, und da ich jemand bin, der Herausforderungen gern annimmt, fand ich es auch sehr reizvoll. Außerdem hat man auch viel Gestaltungsfreiraum.

Waren Sie aufgeregt bei der Amtsübernahme am Freitag?

Engler: Ich war nicht allzu aufgeregt, habe aber befürchtet, dass es zu Protesten von Studierenden kommen würde, weil Minister Frankenberg anwesend war und er von vielen für die Studiengebühren verantwortlich gemacht wird. Aber eigentlich gewöhnt man sich schnell an öffentliche Auftritte.

Was wollen Sie an der Universität verändern, und was wollen Sie verbessern?

Engler: Die Universität muss sich fit für die Zukunft machen, das heißt, sie muss sich im nationalen und internationalen Wettbewerb dort halten, wo sie jetzt ist, oder noch deutlich besser werden. Also vor allem, was die Einnahme von Drittmitteln anbelangt. Aber auch im Bereich von Kooperationen mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen und der Industrie wollen wir unsere Stellung - wenn möglich - verbessern. Außerdem wollen wir die Spitzenforschung, die Lehre und die Betreuung in der Zukunft verbessern. Wir können nur an der Spitze bleiben, wenn wir es schaffen, auch die Lehrsituation in allen Bereichen zu verbessern.

Was wollen Sie für den Abitursjahrgang 2012 tun?

Engler: Das ist ein großes Problem, aber ihr habt sicher schon von der Ausbauplanung für 2012 gehört, die die Landesregierung angestoßen hat, wohl wissend, dass 2012 ein doppelter Abitursjahrgang an die Unis kommen wird. Das Land wird ungefähr 30 Prozent mehr Erstsemester-Studienplätze anbieten und uns mehr Stellen und Geld zur Verfügung stellen. Wir befinden uns jetzt schon in intensiven Verhandlungen mit dem Ministerium, um zu gewährleisten, dass möglichst viele ihren Wunsch-Studienplatz bekommen. Aber auch die Abiturienten müssen wahrscheinlich flexibel sein und sich auf Unis in anderen Bundesländern bewerben, die keinen doppelten Abitursjahrgang haben.

Wie sieht Ihr Arbeitstag aus? Wie viele Stunden arbeiten Sie?

Engler: Ein normaler Arbeitstag beginnt um 8 Uhr und endet manchmal erst um 23 Uhr. Wie ihr seht, arbeite ich auch samstags, um zum Beispiel Sprechstunden anzubieten und liegengebliebene Arbeit zu erledigen.

Was halten Sie von der Kinder-Uni? Würden Sie auch gerne mal eine Vorlesung halten, und zu welchem Thema?

Engler: Die Kinder-Uni ist eine sehr gute Idee, die auch schon viele Nachahmer gefunden hat. Außerdem zeigt sie den Kindern und ihren Eltern, dass die Arbeit an der Uni auch etwas mit dem praktischen Leben zu tun hat. Ich könnte mir vorstellen, wenn ich die Zeit dazu hätte, darüber zu reden, wie Politik mit Bildern gemacht wird. Also wie zum Beispiel politische Ideen mit Bildern transportiert und somit einer breiten Öffentlichkeit vermittelt und zugänglich gemacht werden könnten.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit? Machen Sie Sport oder etwas Ähnliches?

Engler: Wenn ich Zeit finde, mache ich Sport, zum Beispiel Jogging. Aber ich fahre auch sehr gerne Ski, wandere und photographiere leidenschaftlich gerne. In meiner richtigen Freizeit lese ich aber Literatur.

Wie findet Ihre Familie es, dass Sie Rektor sind?

Engler: Da sich meine Arbeitszeiten nicht sonderlich verändert haben und meine Frau wusste, dass ich auch bevor ich Rektor wurde schon sehr viel gearbeitet habe, hat sich nicht viel geändert.

Was wollten Sie früher einmal werden?

Engler: Ich wollte eigentlich Schulpsychologe werden und mit der Hälfte der Arbeitszeit als psychologischer Berater und der anderen Hälfte als Lehrer arbeiten. Aber das war doch nicht so verlockend, und ich habe nach einem Semester das Studienfach gewechselt. Daraufhin habe ich Amerikanistik und Anglistik studiert. (ZmS)





Henry Hammer, Niklas Reinfandt, Julius Riefler, Kepler-Gymnasium Tübingen, Klasse 8a