REUTLINGEN. Jeder Deutsche produziert pro Jahr allein durch Verpackungsmüll 220,5 Kilogramm Plastik, das ist bedenklich. Doch wie lässt sich das vermeiden? Eine gute Möglichkeit sind Unverpacktläden. Von diesen gibt es in Deutschland schon sehr viele – und es werden immer mehr. Doch wie funktionieren sie? Dazu haben wir Mani Kiehne, eine Mitarbeiterin von »Fridi unverpackt« in Reutlingen, interviewt. ZmS: Wie funktioniert es, hier ohne Verpackung einzukaufen?
Mani Kiehne: Das ist ganz einfach. Man bringt seine eigenen Gefäße mit. Das kann alles Mögliche sein, zum Beispiel Tupperdosen, Milchflaschen oder die Brottüte aus der Bäckerei, die man wiederverwendet. Im Laden wiegt man die Gefäße ab und ermittelt das Leergewicht. Dann kann man ganz normal einkaufen und an der Kasse wird schließlich das Leergewicht wieder abgezogen.
Woher kommen die Produkte? Und werden diese schon ohne Verpackung angeliefert?
Kiehne: Wir versuchen, so regional wie möglich einzukaufen, das heißt, nicht aus Übersee. Allerdings geht das natürlich nicht bei allen Produkten. Außerdem versuchen wir darauf zu achten, dass bei der Anlieferung so wenig Verpackung wie möglich anfällt. Das meiste wird in Papiersäcken angeliefert, wir haben aber auch einige Pfandbehälter.
Warum gibt es immer noch so wenige Unverpacktläden? Und warum kaufen die meisten Menschen immer noch im normalen Supermarkt ein?
Kiehne: Erst einmal, finde ich, dass es gar nicht so wenige Unverpacktläden gibt. Und außerdem werden es auch immer mehr. Ich denke, die Gründe, warum nicht alle in Unverpacktläden einkaufen, sind zum einen, dass die Läden oft nicht verfügbar sind und zum anderen braucht der Einkauf natürlich mehr Zeit. Außerdem denken viele, dass es zusätzlich teurer ist. Ich bin allerdings nicht dieser Meinung, da ich hier nur die Mengen einkaufe, die ich wirklich benötige. Ich habe im Supermarkt oftmals mehr eingekauft, als ich am Ende gebraucht habe. Ich musste dann viel wegschmeißen.
Auf Ihrer Website steht, dass sie auch einen Lieferservice haben. Wie funktioniert dieser? Und ist es genauso umweltfreundlich dort einzukaufen, wie wenn man direkt im Laden einkauft?
Kiehne: Der Lieferservice funktioniert so, dass man entweder bei uns im Laden, über das Telefon oder im Internet über den Onlineshop bestellen kann. Anschließend verpacken wir die Sachen in Pfandbehälter und fahren sie mit einem Lastenrad aus. Der Liefer-Einkauf kann schlechter, gleich oder sogar besser für die Umwelt sein als der im Laden. Die Pfandbehälter mussten produziert werden und müssen außerdem nach der Benutzung gespült werden. Das müssen die eigenen Behälter zu Hause auch. Wir liefern derzeit nur im Stadtgebiet Reutlingen aus. Das heißt, wenn ihr in Reutlingen zu Fuß herkommt, ist es vielleicht besser, als wenn wir die Produkte liefern, weil unser Fahrrad produziert werden musste und Strom benötigt. Wenn ihr allerdings mit dem Auto herkommt, dann wäre es natürlich besser, wenn wir mit dem Fahrrad ausliefern. Das heißt, man kann diese Frage pauschal nicht beantworten. Außerdem kommt es darauf an, wie das Einkaufsverhalten ist. Wenn man hier für jedes einzelne Produkt eine Papiertüte nimmt, ist es wahrscheinlich umweltfreundlicher, wenn wir ausliefern und Pfandbehälter benutzen.
Gibt es einen bestimmten Grund, warum Sie hier arbeiten? Was macht Ihnen daran am meisten Spaß?
Kiehne: Am Anfang habe ich hier nur eingekauft und fand es total spannend. Dann habe ich während des Studiums einen Nebenjob gesucht. Mittlerweile habe ich mein Studium abgeschlossen, arbeite seit einem Jahr hier und bin jetzt fest angestellt. Spaß macht mir, dass ich es sinnvoll finde, aber auch der Kontakt mit Menschen. Es ist etwas anderes als im Supermarkt zu arbeiten, denn hier kommen Menschen her, die interessiert sind, die etwas verändern wollen, die eine Idee haben. Es kommen aber auch Leute, die erst anfangen, sich mit dem Thema zu beschäftigen und noch ganz wenig wissen. Aber auch ich lerne immer wieder Neues dazu.
Kaufen hier viele Leute ein?
Kiehne: Ich finde, dass mittlerweile sehr viele Leute hier einkaufen. Wir sind sehr zufrieden. Am Samstag gibt es teilweise auch echt schon eine Schlange. Aber grundsätzlich ist es natürlich schön, dass so viele Menschen hier einkaufen, und dass es auch immer mehr werden.
Für uns war das Gespräch sehr informativ und aufschlussreich. Wir sind der Meinung, dass Unverpacktläden eine gute Möglichkeit sind, Verpackungsmüll zu vermeiden. Wir werden sicher öfter in solchen Läden einkaufen. (ZmS)Tamara Haug und Jule Pfender, Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Metzingen, Klasse 9c