Es ist 5.15 Uhr. Ich erwache und spiele »Sorry« von Justin Bieber. Mein Teenager wacht auf. Wenn sie dann wach ist, wählt sie ihre Playlist und ich spiele Musik, während sie ihre Haare glättet. Zum Anziehen gebe ich Youtube-Musikvideos zum Besten. Sobald wir das Haus verlassen, geht der richtige Stress erst los. Auf dem Schulweg werden sämtliche What’s-App-Chats auf den neuesten Stand gebracht. Wer mit wem? Wann und warum? Treffen später hier oder da? Blablabla.
Zum Glück ist in der Schule das Handy verboten. Ich hab Pause und kann mich lautlos erholen. 12.35 Uhr Unterrichtsende und schon geht’s wieder los. What’s-App-Update: Was, echt? Hat die gesagt? OmG. LOL. KP. hdl. Wann? Wo? Mössingen? Tübingen? Reutlingen? Skateranlage? Spielplatz? Wann? Ja. Blablabla.
Zum Glück, Akku schwächelt. Kurze Pause. Zu Hause sofort ans Ladekabel. Weiter geht‘s. Neue Gruppe – neuer Chat. Wann? Wer kommt noch? Alles klar? Blablabla. Akku ist wieder voll, Kabel raus und ab zum Bus. Im Bus wird weitergechattet. Neues Profibild einstellen. Neuer Status. Raus aus dem Bus. Endlich: andere Teenager. Pause? Ne, Quatsch. Gleich mal neues Profilbild mit BFF (best friends forever). Und jetzt? Unterhaltet euch doch mal!
Nein, bei mir piepts schon wieder: Snap Shot! Jeder macht ein total bescheuertes Foto, alle dürfen es für vier Sekunden sehen, sich totlachen und schon ist es wieder gelöscht. Ich kann nicht mehr! Oh Mann. Schon wieder Glück gehabt, kein Datenvolumen mehr. Verschnaufen. Mist, free WLAN für alle im Burgerladen. Eingeloggt und weiter geht’s.
Auf Instagram die verpassten Bilder liken. Und dann ab nach Hause. Im Bus werden noch mal alle neuen Profilbilder der Freunde gecheckt. Zum Glück nur die aktuellen Chats! Immerhin hat so ein Teenager so an die 500 Kontakte in etwa 25 Gruppen in mehreren Städten und mit der Verwandtschaft sogar im Ausland. Zu Hause darf ich endlich wieder ans Ladekabel. Dann wird auf Facebook noch ein bisschen geschaut, wer heute sonst noch etwas Wichtiges erlebt hat.
Mein Touchscreen brennt, mein Akku glüht und mein Teenager hat immer noch keine Sehnenscheidenentzündung. Tja, Übung macht eben den Meister.