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Die Vorteile überwiegen

Warum das neunjährige Gymnasium nicht nur am Metzinger Bonhoeffer-Gymnasium wiederbelebt wurde

Die ZmS-Reporter Sophia, Carina und Annalena haben das G8 und das G9 miteinander verglichen. FOTO: ZMS
Die ZmS-Reporter Sophia, Carina und Annalena haben das G8 und das G9 miteinander verglichen. FOTO: ZMS
Die ZmS-Reporter Sophia, Carina und Annalena haben das G8 und das G9 miteinander verglichen. FOTO: ZMS

METZINGEN. G8 oder G9? Vor dieser Frage werden viele Schüler und Eltern besonders im kommenden Schuljahr gestellt. Aber was sind überhaupt G8 und G9? Als G8 bezeichnet man eine gymnasiale Schulbildung, die acht Jahre umfasst. Diese wurde unter anderem in Sachsen und Bremen verpflichtend eingeführt. Das G8 wird von vielen skeptisch gesehen, da es sich um ein »Speedabitur« handelt, welches das Ziel hat, die Absolventen so früh wie möglich in den Arbeitsmarkt einzuführen.

Das Vorgängermodell G9 mit neun Bildungsjahren wird jetzt schrittweise wieder eingeführt. So ist seit 2018 Bayern wieder landesweit zum G9 übergelaufen. Die Mehrzahl der Bundesländer, wie Baden-Württemberg und Hessen, sind noch unentschlossen, weshalb sie mit Modellschulen, an denen G9 angeboten wird, experimentieren. Auch das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Metzingen bietet einen G9-Zug an.

Schulleiter Matthias Pröhl, der diese Modellschule mit ins Leben gerufen hat, begründet seine Entscheidung mit den Vorteilen der neunjährigen Ausbildung. Diese Vorteile, die für viele Schüler, aber nicht für alle gelten, sind vor allem die längere Lernzeit in Kombination mit mehr Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung (zum Beispiel Sport, Musik, Vereine).

Matthias Pröhl meint, Gymnasien seien keine ökonomisch orientierten Einrichtungen, um schnell und zweckorientiert zum Schulabschluss zu führen, sondern Anstalten, die eine breite Allgemeinbildung vermitteln sollen. Des Weiteren würde er die Wahlfreiheit an Gymnasien zwischen G8 und G9 begrüßen, da aus schulischer Sicht das G9 grundsätzlich keine Nachteile habe. Dies liege daran, dass die Lerninhalte identisch seien.

Studien belegen den Eindruck

Beim Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Metzingen gab es bei der Umstellung von G8 auf G9 keine Komplikationen. Die Umstellung wurde sehr gut aufgenommen. Dennoch darf das G9 nicht unterschätzt werden, da es denselben Stoff wie die G8-Gymnasien vermittelt und genauso schwer ist. Das allgemeine Interesse an G9-Gymnasien wird durch die konstant hohen Anmeldezahlen und dem weiten Einzugsgebiet des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums deutlich.

Dass das G9 im Vergleich zum G8 deutlich höheren Anklang findet, zeigt der Rückgang von G8-orientierten Bundesländern. Gestützt wird diese Entwicklung von einer Studie eines Forscherteams der Universitäten Dortmund und Marburg. Die Studie befasst sich mit dem Vergleich der Unterrichtsleistungen von G9- und G8-Schülern, wobei die Schüler der G9-Gymnasien in fast allen Bereichen deutlich besser abschnitten. Aus dieser Studie lässt sich entnehmen, dass der Lehrplan der G9-Gymnasien die Lerninhalte effektiver vermitteln kann. Dies liege am höheren Alter der Lernenden. So können komplexe Zusammenhänge besser erfasst und verarbeitet werden. Die Forscher der Deutschen Gesellschaft für Psychologie vermuten, dass eine neunjährige Ausbildung am Gymnasium logisches Schlussfolgern, das Kurzzeitgedächtnis und kognitive Fähigkeiten fördert.

Auch eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung mit Sitz in Berlin, die auf Daten der amtlichen Studentenstatistik beruht, zeigt, dass weniger G8-Abiturienten ein Studium aufnehmen und dieses erfolgreich abschließen. Diese Studien müssen in Zukunft in noch größeren Fallzahlen ausgeführt werden. Ein weiterer Vorteil für Schüler eines G9-Gymnasiums ist die reduzierte Stundenzahl vor allem in der Mittelstufe, welche auf eine zusätzliche 11. Klasse zurückzuführen sind.

Am Beispiel des Metzinger Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums kann man besonders in den Klassenstufen 8, 9 und 10 sehen, dass die Stundenzahlen im Vergleich zum G8 deutlich niedriger sind. In der 8. Klasse ist das Verhältnis derzeit 36 (G8) zu 31 Stunden (G9). Insgesamt kann man das G9 als schonendes und entlastendes Schulsystem bezeichnen, weshalb es nicht verwunderlich wäre, wenn viele Bundesländer dem Beispiel Bayerns folgen und zum G9 zurückkehren. (ZmS)Sophia Elgner, Carina Hummel und Annalena Krick, Dietrich Bonheoffer-Gymnasium Metzingen, Klasse 9d