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Aktuell Hip-Hop

Der Topf war im Haus

TÜBINGEN. Selten haben Songtitel ein Konzert besser beschrieben als beim Konzert der Band Blumentopf im Tübinger Sudhaus. »Schweiß« und »Party Safari« würden ausreichen, um die Intensität und die Stimmung im subtropisch warmen Konzertsaal zu beschreiben. Doch die fünf sympathischen Jungs aus Freising haben mit ihrem Reimgewitter eine längere Rezension verdient.

Beginnend mit der gerappten Vorstellung der Bandmitglieder und Tourmitarbeiter zog sich das Tourmotto »Freestyle« wie ein roter Faden durch die zweieinhalbstündige Liveshow. Da wurde rappend die Geschichte der Maultasche und des Starkbiers erzählt, die aktuelle Situation der regionalen Fußballvereine erörtert, oder die Finanznot Dubais aufs Korn genommen - Schiller und Goethe wären neidisch ob der Reimkünste.

Pioniere des deutschen Hip-Hop

Gerade bei älteren Songs wie »Mein Block« wurde deutlich, dass man auch noch mit 32, ohne Goldkette und Gangsterallüren, sondern nur mit ehrlichem gutem deutschen Hip-Hop die alterstechnisch bunt gemischte Masse begeistern kann. Blumentopf überzeugten, teils humorvoll und ironisch, aber auch mit ernsten Tönen. Intelligente und humorvolle Texte vermischt mit etwas Gesellschaftskritik: Das ist es, was die Faszination der Band ausmacht. Wenn sie über den Hunger in der Welt oder das Zusammenspiel der Kulturen rappen, dann zeigt sich genau in diesen Momenten, warum die Band Blumentopf nun schon seit mehr als 17 Jahren ein wichtiger Teil der deutschen Hip-Hop Szene ist.

Aus diesen 17 Jahren gab es dann auch, immer im Wechsel mit auf hohem Niveau improvisierten Texten einige Klassiker auf die Ohren. Songs wie das dargebotene »T.O.P.F« zeigten, dass sich Blumentopf Rap-technisch immer noch auf einem Niveau befinden, das weit über dem Durchschnitt liegt. Songs vom 2010 neu erscheinenden Album wurden ebenso, zeitweise sogar volksnah mitten im Publikum, zum Besten gegeben. Eine Band mit solcher Bühnenerfahrung weiß, wie sie das Publikum zu begeistern hat. Das eingangs erwähnte »Party Safari« überzeugte dann schließlich die Band vollkommen von der Textsicherheit ihres Publikums, als ganze Textpassagen nur noch a capella aus knapp 650 Kehlen ertönten.

Nicht weiter verwunderlich ist daher, dass der Auftritt das am schnellsten ausverkaufte Konzert in der Geschichte des Tübinger Sudhauses war. Für Bernhard Wunderlich alias Holunder, eines der Bandmitglieder, war es dann auch »ein absolutes Highlight der Tour, diese so wahnsinnig bewegungsfreudige und fröhliche Menge in Tübingen vor sich zu haben«. Es fällt leicht, ihm diese Worte zu glauben. (ZmS)



Stefan Lösch, Wirtschaftsgymnasium der Theodor-Heuss-Schule Reutlingen, Klasse 12/6