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Der Abschied fällt schwer

Jonas Gröpel erinnert sich an seine Oma

Foto: Andreas Fink
Foto: Andreas Fink

REUTLINGEN. Seitdem ich im Oktober von meiner Oma Abschied nehmen musste, weil sie einem Krebsleiden erlag, denke ich oft an sie. Und ich denke auch oft über den Tod nach. Eigentlich war sie nicht meine leibliche Oma, sondern meine Stiefoma. Aber für mich war sie einfach meine Oma und ich hatte sie genauso lieb wie sie mich.

Mein Vater wuchs in den 1970er-Jahren in einer Patchwork-Familie auf, was zu dieser Zeit außergewöhnlich war. Für mich war das ganz normal, in einer so großen Familie aufzuwachsen. Ich fand es toll, dass ich drei Opas und drei Omas hatte und viele Tanten und Onkel. Für mich machte es keinen Unterschied, ob sie mit mir verwandt oder nicht verwandt waren: Lieb habe ich sie alle.

Der Tod ist Gewissheit

Meine Oma hatte ein großes Herz. Sie lebte mit meinem Opa in einem kleinen Dorf in Rheinland-Pfalz, umgeben von Weinbergen und einem Wald. Anfang der 1980er-Jahre bauten sich meine Großeltern dort ein eigenes Haus. Mein Vater erzählte mir, dass sie sehr viel Arbeit in den Bau gesteckt hatten. Ich bin immer sehr gerne dort zu Besuch. Und doch hat sich jetzt etwas verändert. Immer wenn ich nun das Haus betrete, weckt es in mir Erinnerungen an früher, als meine Oma noch lebte.

Heute sterben Frauen in Deutschland im Schnitt mit 83 Jahren. Meine Oma wurde leider nur 64 Jahre alt. Zu ihrer Beerdigung kamen sehr viele Leute, die ich nicht kannte. Das kann daran liegen, dass sie so aktiv war – im Sportverein und in zwei Chören.

Mit der Gewissheit, dass die Großeltern irgendwann sterben, wächst wohl jeder auf. Wenn es dann aber tatsächlich geschieht, fühlt sich das ganz traurig an. Wir wussten bereits seit zwei Jahren von der tödlichen Krankheit meiner Großmutter und unternahmen gemeinsam noch so viele schöne Dinge. Das werden für mich immer schöne Erinnerungen bleiben.

Ein Spruch des Schriftstellers Franz Kafka steht in ihrer Todesanzeige, der gut beschreibt, wie schwer es fällt, von einem geliebten Menschen Abschied zu nehmen: »Man sieht die Sonne langsam untergehen und erschrickt doch, wenn es plötzlich dunkel ist.« (ZmS)

 

Jonas Gröpel, Eichendorff-Realschule Reutlingen, Klasse 7c