§§ »Wenn meine Enkel von der Schule kommen, erwacht das Schloss zum Leben«
ZmS: Gibt es einen Schlossfriedhof?»Der riesige Schloss-garten war wie ein Abenteuerspielplatz für meine Enkel« §§ Sind die alle hier auf dem Schloss?
Lore Nübling: Ja, aber es ist ein Privatfriedhof, auf dem alle Vorfahren unserer Familie in Urnen beigesetzt sind. Auch mein Mann ist dort bestattet worden.
Finden in der Schlosskapelle St. Georg noch Gottesdienste statt?
Nübling: Ja, jedes Jahr zu Weihnachten. Für Einheimische und Familienmitglieder wurden dort auch Taufen und Hochzeiten gefeiert.
Wie fühlt es sich an, in einem solchen Schloss zu wohnen?
Nübling: Diese Frage ist etwas schwierig zu beantworten. Es fühlt sich strapaziös an. Denn man muss jeden Tag die ganzen Treppen laufen. Das ist eine Strecke wie zwei Mal auf das Ulmer Münster hinauf und wieder hinunter.
Machten Sie schon Bekanntschaft mit Schlossgeistern?
Nübling: Nein. Ich hatte noch nie das Vergnügen.
Wie viele Zimmer hat das Schloss?
Nübling: Es ist ein reines Wohnhaus. Das Schloss hat 15 Zimmer, 80 Fenster und 45 Türen.
Gibt es eine alte Folterkammer?
Nübling: Nein, nein (lacht), aber es gibt ein altes Verlies. Vor ein paar hundert Jahren wurde es als Gefängnis genutzt – wenn auch nur selten. Heute befindet sich darin ein Teil der Haustechnik.
Wie heizen Sie das Schloss im Winter?
Nübling: Ich heize das Schloss mit einer Holz- und Ölheizung.
Gibt es Kronleuchter in den Räumen?
Nübling: Nein, es gibt keine Kronleuchter. Wie schon erwähnt, es ist ein reines Wohnhaus. Die Inneneinrichtung entspricht dem heutigen Standard.
Darf ich Ihnen eine persönliche Frage stellen?
Nübling: Ja, gerne. Leg nur los.
Wie viele Kinder und Enkel haben Sie?
Nübling: Ich habe vier Kinder und über zehn Enkel.
Nübling: Aber nein, nur zwei meiner Kinder leben mit ihren Familien hier auf dem Schloss. Aber an Familienfesten ist hier natürlich viel mehr los.
Es ist gerade so ruhig hier, ist das immer so?
Nübling: Oh nein. Wenn meine Enkel von der Schule nach Hause kommen, erwacht das Schloss erst so richtig zum Leben.
Wird ihnen das alles nicht ab und zu zu viel?
Nübling: Nein. Das hilft mir, jung zu bleiben. Ich habe sehr gerne junge Menschen um mich herum. Früher, als meine Enkelkinder noch klein waren, gab es keinen besseren Platz zum Spielen und Toben. Der große Schlossgarten war wie ein riesiger Abenteuerspielplatz. Zum Glück ist nie etwas passiert. Die Arbeit geht mir ebenfalls nicht aus. Den Garten und das Wohnhaus in Schuss zu halten – das bedeutet eine Vielzahl von Aufgaben und das zu jeder Jahreszeit.
Mich würde interessieren, wer Ihnen bei dieser Vielzahl von Aufgaben hilft.
Nübling: Hier wohnt auch ein Hausverwalter-Ehepaar mit Familie. Kleinere Reparaturen und Gartenarbeiten erledigen aber meine Kinder. Um die Blumen kümmere ich mich selbst, weil das seit jeher ein Hobby von mir ist.
Ich danke Ihnen herzlich für dieses interessante Gespräch, Frau Nübling. (ZmS)
Lukas Kleinert, Gustav-Mesmer-Realschule Münsingen, Klasse 8b
