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Aktuell INTERVIEW

»Da gibt es immer was zu tun«

Sven Heinz hat seine Berufswahl nie bereut. Der Kriminalhauptkommissar hat ZmS-Reporterinnen Einblicke in Ausbildung und Alltag bei der Polizei gewährt

Polizeiwagen. Foto: Hauke-Christian Dittrich/Symbolbild
Polizeiwagen. Foto: Hauke-Christian Dittrich/Symbolbild
Polizeiwagen. Foto: Hauke-Christian Dittrich/Symbolbild

REUTLINGEN. Da wir uns sehr für den Polizeiberuf interessieren, haben wir Kriminalhauptkommissar Sven Heinz (45), der im Reutlinger Polizeipräsidium arbeitet, interviewt.

 

ZMS: Wieso sind Sie Polizist geworden?

Sven Heinz: Pilot oder Polizist zu werden, war schon immer ein Kindheitstraum von mir. Gegen Ende der Schulzeit war die Polizei dann einfach präsenter in meiner Wahrnehmung. Ich fand die Aufgaben der Polizei spannend und wichtig. Ganz oben steht der Schutz jedes Einzelnen in unserer Gesellschaft. Schließlich habe ich mich bei einem Einstellungsberater der Polizei über den Beruf informiert und mich beworben. Heute, nach etwa 30 Jahren Erfahrung im aktiven Polizeidienst, mache ich selbst diesen Job.

Würden Sie heute lieber einen anderen Job machen?

Heinz: Ob bei der Kriminal- oder Verkehrspolizei, einer Einsatzeinheit, der Wasserschutzpolizei, einer Spezialeinheit, der Reiter-, der Hubschrauber- oder der Hundeführerstaffel: Bei der Polizei ist jeder Tag anders. In jedem Dienst lernst du neue Menschen und ihre Geschichten kennen, in jedem Einsatz machst du neue Erfahrungen. Diese Vielfalt und Abwechslung ist echt spannend und macht Spaß. In den letzten 30 Jahren habe ich in vielen verschiedenen Bereichen gearbeitet. Langweilig oder alltäglich wurde es dank dieser Vielfalt nie. Rückblickend hatte ich damals genau die richtige Berufswahl für mich getroffen.

 

War die Ausbildung schwer?

Heinz: Je nach Schulabschluss und Berufswunsch haben Interessenten die Wahl zwischen einer 30-monatigen Ausbildung oder einem 45-monatigen Bachelor-Studium. In der dualen Ausbildung zum Polizeimeister wird man in Theorie- und Praxisphasen umfassend auf den Polizeialltag vorbereitet. Ganz ähnlich ist auch das duale Bachelor-Studium aufgebaut, bei dem unsere Studenten im Wechsel zwischen Theorie- und Praxiseinheiten auf die Arbeit als Polizeikommissar vorbereitet werden. Im mittleren Polizeivollzugsdienst besteht die Möglichkeit einer Bewerbung zum Aufstieg in den gehobenen Polizeivollzugsdienst. Im gehobenen Polizeivollzugsdienst kannst du mit entsprechender Leistung zum Aufstieg in den höheren Polizeivollzugsdienst vorgeschlagen werden.

 

»Das Risiko für Scherzanrufer ist groß, zur Rechenschaft gezogen zu werden«

 

 

Wie lange dauert eine Schicht?

Heinz: Wir müssen im Schnitt 41 Stunden pro Woche arbeiten. Bei der Polizei arbeiten wir entweder im Tagesdienst und erbringen unsere Arbeitszeit zwischen 6 und 21 Uhr, wobei es Uhrzeiten gibt, an denen immer jemand da sein muss. Andere arbeiten im Wechselschichtdienst, mal früh, mittags und auch nachts. Eine Nachtschicht beginnt um 20 Uhr und geht bis 6 Uhr am anderen Morgen.

Gibt es auch Scherzanrufe? Wenn ja, wie viele?

Heinz:Das Zuständigkeitsgebiet des Polizeipräsidiums Reutlingen umfasst die Landkreise Esslingen, Reutlingen und Tübingen. Zwischen 400 und 800 Einsätze gibt es dort jeden Tag zu koordinieren und zu leiten. Und etwa genauso viele Anrufe müssen unsere Kollegen jeden Tag entgegennehmen. Sogenannte Scherzanrufer gibt es dabei leider auch. Diese binden dann unser Personal, das aber für echte Notlagen und wichtigere Anrufe dringend benötigt wird. Das ist für unsere Kollegen und die Hilfe suchenden Menschen dann kein Scherz mehr. Deshalb ist ein sogenannter Missbrauch von Notrufen eine Straftat. Das Risiko für den Anrufer ist übrigens groß, dafür auch zur Rechenschaft gezogen zu werden.

Was machen Sie, wenn kein Fall ansteht?

Heinz: Neben dem alltäglichen Dienst gibt es regelmäßige Fortbildungen. Auch die persönliche Gesunderhaltung und Fitness durch regelmäßiges Sporttreiben wird bei uns großgeschrieben. Wenn mal kein konkreter Einsatz oder Auftrag für unsere Kollegen des Streifendienstes zu bewältigen ist, dann ermitteln sie in einem der zu bearbeitenden Fällen oder gehen vorbeugend an bekannten Brennpunkten auf Streife. Wir Polizisten haben einen Generalauftrag zum Schutz jedes Einzelnen und unserer Gesellschaft. Da gibt es immer was zu tun. (ZmS)

 

Sarah Schmid und Sarah-Leonie Werner, HAP-Grieshaber-Gymnasium, Rommelsbach, Klasse 9b

 

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