Um diesen scheinbaren Widerspruch zu klären, haben wir uns auf den Weg zum »Institut für Angewandte Forschung« an der Fachhochschule Reutlingen gemacht. Dort hat uns Diplom-Ingenieur Kai Nebel über die Eigenschaften von Hanf aufgeklärt. So gibt es unterschiedliche Sorten. Das Institut beschäftigt sich intensiv mit dem so genannten Faserhanf, aus dem kein Rauschgift gewonnen werden kann, der also praktisch keine Rückstände des Wirkstoffes THC (Tetrahydrocannabinol) beinhaltet.
Sehr fest, aber trotzdem biegsam
Aus den bis zu vier Meter hohen Stängeln der Pflanze werden die Fasern gewonnen. Diese sind etwas länger und gröber als Flachsfasern. Des Weiteren haben sie eine relativ hohe Festigkeit, sind aber dennoch biegsam. Neben den Fasern werden auch andere Bestandteile der Pflanze weiterverarbeitet. Die Schäben (holzartige Teile) werden beispielsweise als Tier-Einstreu verwendet. Die Samen können zu wertvollem Öl und den verschiedensten Lebensmitteln verarbeitet werden. Außerdem ist ein bemerkenswerter Fakt, dass die erste Jeans von Levis ebenfalls aus Hanf war.
Allmählich wird die Pflanze auch wieder in heimischen Breiten angebaut. Sie benötigt fast keine Düngemittel und Pestizide. Allerdings sind die Ernte der Pflanze und die Gewinnung der Einzelfaser sehr aufwändig. Bei unserem Besuch konnten wir Maschinen für den Faseraufschluss betrachten. Überraschend für uns war aber auch, dass Naturfasern - unter anderem auch Hanf - im Automobilbau bereits serienmäßig eingesetzt werden.
So wird zum Beispiel das Innere von Türen aus einem Naturfaservlies, welches mit Hilfe von Kunststoffgranulat in die gewünschten Formen gepresst wird, hergestellt. Durch diese Technologie können verschiedenste Formteile aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden. (ZmS)
Christian Nuglisch, Jonas Nuber, Benjamin Schmitz und Philipp Dallmann, Albert-Einstein-Gymnasium Reutlingen, Klasse 9 c