Broadcast yourself ist ein Youtube-Motto – also bringe dich selbst groß raus. Doch wo ist die Grenze? DagiBee, BibisBeautyPalace, LionT und Co haben Millionen Abonnenten auf ihren Kanälen. Die meisten Fans sind zwischen 10 und 16 Jahre alt und verfolgen ihre Idole täglich auf allen möglichen sozialen Netzwerken.
Die Videos handeln meistens von Comedy und Beauty und haben keinen tieferen Sinn. Sie sollen eigentlich zur Unterhaltung dienen, doch viele Fans entwickeln einen »krankhaften« Wahn zu den Protagonisten. Sie nennen sich »Bienchen«, »Löwenkinder« oder »Bibinators« und schreiben ihren Idolen täglich auf sozialen Netzwerken. Die Fans gründen Gruppen, um sich über ihre Vorbilder auszutauschen. Sie werden ein Teil dieser imaginären Welt. Dabei können Schule und soziale Kontakte auf der Strecke bleiben.
Auch die Videos haben wenig Inhalt. Einige Videotitel lauten beispielsweise: »10 Arten von betrunkenen Mädchen«, »Mein Alltagsmakeup«, »Die Kuss Challenge – wer küsst wen und wohin …?«. Oder es gibt zehnminütige Videos, in denen die um die 20-jährigen Darsteller über ihr Make-up und ihre Kleidung reden. Dies regt die pubertierenden Kinder zum Nachahmen an. Wirkliche Werte werden ihnen nicht vermittelt – im Gegenteil: Sie werden nur zum Schönheitswahn animiert.
Den Youtubern ist das bewusst, sie nutzen die noch nicht entwickelte Persönlichkeit aus. Oft werben sie für Produkte. Die meisten User wissen allerdings nicht, dass Bibi, Dagi & Co. in vielen Fällen von den Firmen dafür bezahlt werden, dass sie ihre Produkten promoten – Schleichwerbung. Sie verdienen schon alleine mit den Klicks auf Videos, sogenannten »AdSense«-Einnahmen oftmals monatlich Beiträge im hohen vierstelligen Bereich.
Nicht nur das schockiert: DagiBee verlangte bei einem Fantreffen 12 Euro für eine einzige Umarmung und ein verwackeltes Foto. Die »Bienchen« sind bereit, diesen Preis zu zahlen und merken nicht, wie sie von ihren Idolen ausgenommen werden. In vielen Videos fallen Sätze wie »Danke dass ihr mich supportet, ihr seid mir so wichtig, ich liebe euch, bitte liked das Video und lasst ein Abo da!«.
Die Teenager bekommen das Gefühl übermittelt, dass sie ihren Idolen wirklich etwas bedeuten, obwohl keine persönliche Bindung besteht. Teilweise artet dies so aus, dass es dazu kommt, dass sich Fans die Namen ihrer Idole in die Arme ritzen, um deren Aufmerksamkeit zu kriegen. Das ist zwar nicht oft der Fall, dennoch kommt es bei manchen dazu, dass sie sich in dieses »Fansein« reinsteigern. Die krankhafte Besessenheit macht die Fans blind für die reale Welt.
Um es noch mal auf den Punkt zu bringen: Ein Idol zu haben ist recht und gut, allerdings sollte man es nicht übertreiben und sich nicht von diesen ausnutzen lassen.