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Aktuell Zeitung macht Schule

Besuch in der Höhle des Löwen

ROTTWEIL. Mit dem GEA war ich bei der Pressekonferenz von Luan Krasniqi, dem berühmten Boxer. Als wir in Rottweil ankamen und vor der großen Lagerhalle standen, machte es nicht den Anschein, als ob dort ein Boxer trainieren würde. Als wir in diese Halle eintraten, roch es sehr gewöhnungsbedürftig - ja, sogar ein wenig modrig. Wir liefen alte Treppen hinunter, an der Umkleide der Boxer vorbei und direkt in die so genannte Übungshalle hinein. Vor uns standen gleich zwei Sparrings-Partner Krasniqis aus den USA. Der eine war nicht sehr groß, aber sehr muskulös und trug ein dunkelblaues Kopftuch. Der andere war ein Zwei-Meter-Mann, der gerade seine Schlagkraft am Boxsack trainierte.

Voll konzentriert den Kampf vor Augen: Der Schwergewichts-Boxer Luan Krasniqi wills noch einmal wissen. Jetzt hat ihn ein Bänder
Der mit dem blauen Kopftuch kam plötzlich auf uns zu. Ich muss zugeben, mir war richtig mulmig zumute. Er forderte meinen Mitschüler Jules zu einem Kampf heraus. Plötzlich wurde Jules ganz bleich. Ich glaube er wäre vor Angst fast gestorben, denn er bekam keinen Ton mehr heraus. Selbst ich hatte ein wenig Angst um ihn. Doch der Boxer hatte sich nur einen Spaß mit uns erlaubt. Nach diesem kleinen Schock gingen wir rüber zu Krasniqi, der sich gerade auf dem Hometrainer aufwärmte. Ihm liefen Schweißperlen am Gesicht herunter, sodass sich eine Lache auf dem Fußboden bildete. Dann fing er an, im Ring weiter zu trainieren. Jedes Mal, wenn er mit seiner Faust ausholte, pustete er all seine Luft hinaus, und es hörte sich an wie das Bellen oder Knurren eines wilden Hundes.

Die Angst überwunden

Irgendwann überwanden Jules und ich unsere fürchterliche Angst und interviewten seine Sparrings-Partner. Wir begannen mit Kevin Montiy, der 34 Jahre alt ist und in Detroit geboren wurde. Er hat zwei Söhne und boxt mittlerweile schon seit neun Jahren. Berühmtheiten wie Lennox Lewis und viele andere haben schon mit ihm zusammengearbeitet.

Den Nächsten, den wir uns vornahmen, war Salif Cissé, der uns zuvor so viel Angst gemacht hatte. Er ist so alt wie Krasniqi, das heißt 38 Jahre. Er hat bereits zwei Jungen und der dritte ist gerade unterwegs. Aufgewachsen ist Cissé in Las Vegas, aber er lebt schon seit 17 Jahren in Deutschland. Das Boxen übt Cissé aus, seit er 23 Jahre alt ist. Nun kommen wir wieder auf Krasniqi zurück, als er dann bereit für Fragen war, sprudelten diese nur so von GEA-Sportredakteurin Gabriela Thoma und anderen Journalisten heraus.

Auf die Frage, wieso er nicht in seiner »Heimatstadt« Stuttgart kämpft, sondern in Oberhausen, antwortete er, dass sein Gegner Sascha Dimitrenko »ums Verrecken nicht nach Stuttgart wollte«, womöglich, weil er dort nicht genügend Fans hat. Zudem meinte Krasniqi, dass er selber im Alter von 40 Jahren nicht mehr boxen wolle. Aber wenn er den Kampf gegen Dimitrenko gewinnt, könnte er erneut um den Weltmeistertitel kämpfen. Das sei das Ziel, das er in seiner Karriere noch erreichen will.

Ich finde, Krasniqi hat ein sehr lockeres und aufschlussreiches Interview geführt. Nach dem Interview kam er direkt auf uns zu, da er GEA-Reporterin Gabriela Thoma noch einmal extra begrüßte. Als dann dieser Spitzen-Boxer, den jeder Mensch kennt, direkt vor mir stand, klopfte mein Herz wie verrückt.

Auch sein Trainer Valentin Selaghi kam am Ende noch auf uns zu, legte seine Arme um meine und Jules Schultern und meinte, er würde es total klasse finden, dass wir ein Praktikum machten. Ich habe mich total darüber gefreut. Gabriela Thoma befragte aber nicht nur Krasniqi, sondern auch seinen Trainingspartner Cissé. Sie wollte wissen, bis zu welchem Alter man professionell boxen könne. Er antwortete, dass man es sehr lange im Boxring aushalte, wenn man keine Drogen nehmen und kein Alkohol trinken würde und auch noch gesund sei. Er gab uns noch mit auf den Weg, dass das alles nur funktioniert, wenn man seinen eigenen Körper respektiert.

Traumberuf Journalismus

Wir trafen auch noch Alesia Graf, die Nachfolgerin von Regina Halmich. Ich fand das Erlebnis sehr aufschlussreich und es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Zudem finde ich den Sport Boxen sehr interessant und schaue dies auch gerne im Fernsehen an.

Durch diese Erfahrung werde ich - so denke ich mir das - den GEA öfter lesen, da er sehr viel Interesse in mir geweckt hat. Ich kann nur Gutes von diesem Praktikum mitnehmen und hoffe, dass ich meinen Traum, Journalismus zu studieren, verwirklichen kann. (ZmS)

Rebecca Nübel, Realschule Pliezhausen Klasse 9 c

BOXER-PROFIL: LUAN KRASNIQI

Rückkampf wegen Bänderriss kurzfristig abgesagt

Luan Krasniqi, geboren am 10.5.1971 in Junik/Kosovo, lebt seit seinem 18. Lebensjahr in Rottweil. Er wurde berühmt, als er am 28. September 2005 in Hamburg, am 100. Geburtstag von Max Schmeling, wie dieser deutscher Weltmeister im Schwergewicht werden wollte. Doch nach Punkten in Führung liegend verlor Krasniqi in der neunten Runde durch technischen K. o.

gegen den US-Amerikaner Lamon Brewster. Seither träumt Krasniqi erneut von einem WM-Kampf. Die Chance darauf sollte er erhalten, wenn er den 27-jährigen Stallgefährten Alexander Dimitrenko besiegt. Doch vor einem Jahr vereitelte dies ein Leberhaken Dimitrenkos in der dritten Runde. Nun musste kurzfristig der Rückkampf am 28. November 2009 in Oberhausen verlegt werden, weil sich Krasniqi Anfang November im Training im rechten Fuß einen Bänder-anriss zuzog. (GEA)