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Aktuell Literatur

Bücher für faule Jungs

REUTLINGEN. Am Mittwoch, 16. Oktober, war der Jugendbuchautor Jochen Till mit seinem Vorleser Christoph Maasch von 9 bis 10.30 Uhr in der Stadtbibliothek Reutlingen. Anwesend waren die 8. Klasse der Matthäus-Beger-Schule, die 9. Klasse der Bodelschwinghschule und wir, die 8b der Hermann-Hesse-Realschule.

Jochen Till hat einen Vorleser, weil er selber nicht so gut im Vorlesen ist. Christoph Maasch ist Schauspieler, Regisseur und Sprecher, beispielsweise bei »Call of Duty«. Jochen Till ist »Tim und Struppi«-Fan, was seine »Tim-Frisur« auch zeigt. Seinen Vorleser stellte er als »Struppi« vor. Seine Lieblingsschriftsteller sind John Steinbeck und Mark Twain.

Aus dem eigenen Leben

Vieles, was in seinen Büchern stehe, habe er selbst erlebt. So erzählt er in »Der Junge Sonnenschein« von einem drogensüchtigen Hund. Dabei dachte er an den Hund seiner Großmutter, der einmal im Park in Frankfurt ein Päckchen Haschisch fand und fraß.

Um ein Buch zu schreiben, brauche er ungefähr vier bis fünf Monate. Er sagte: »Einem Schriftsteller bei der Arbeit zuzusehen, ist genauso spannend, wie einer Frau zuzusehen, die im Zeitlupentempo strickt.« Wenn ein Buch im Laden zehn Euro koste, bekomme er davon gerade mal 0,45 Euro. Reich werde er davon nicht unbedingt. Sprich, vom Bücherschreiben allein könne er nicht leben. Er müsse noch etwas nebenher machen. Lesungen zum Beispiel.

Er war nie besonders gut in Deutsch. Meistens waren es nur Vierer, erzählte er seinem Reutlinger Publikum. Aber er ging gern zur Schule. So gern, dass er die achte Klasse gleich dreimal machte. Später hatte er dann noch die elfte Klasse wiederholt. Schließlich wurde ihm doch noch das Abitur in die Hand gedrückt.

Er wollte nie Schriftsteller werden. Sondern Rockstar. 1995 schrieb er sein erstes Buch »Sonnenschein« für seine Freundin, die ihn danach gleich wieder verließ. 1997 wurde das Buch veröffentlicht. Davon wurden nur 500 Exemplare verkauft. 1999 wechselte er zu einem anderen Verlag.

21 Bücher und zwei Theaterstücke

Sein Buch »Nichts wie weg« wurde in drei Jahren nur zweitausend Mal verkauft. Als Jochen Till seine Vermutung äußerte, das liege am Cover, veränderte der Verlag dieses (wie es auch bei anderen Büchern der Fall war) und das Buch wurde in drei Monaten dreitausend Mal verkauft. Sein Buch, das sich am zweitbesten verkaufte, ist »Ohrensausen«. Es wurde nur getoppt von »Fette Ferien«. Daraufhin schrieb er den zweiten Teil »Fiese Ferien.« Der dritte Teil »Ferien, flirten & Flamingo« wird voraussichtlich im Februar 2014 erscheinen. Somit erfüllt er den Wunsch des Verlages, kurze Bücher mit 100 Seiten für faule Jungen zu schreiben. Bis jetzt sind 21 Bücher von ihm verlegt worden. Sie sind witzig geschrieben.

Bei dem Jugendbuch »Zugeinander« ließ der Verlag das Cover zeichnen. Jochen Till hatte gesagt, dass das Buch nicht wie für Zehnjährige aussehen solle, sondern wie ein Jugendbuch. Seiner Meinung sah es dann nicht wie für Zehnjährige aus, sondern wie für Achtährige. Zwei seiner Bücher wurden auch als Theaterstück umgesetzt – »Bauchlandung« und »Sturmfrei«. Nachdem sie ihre Zuhörer in der Stadtbibliothek Reutlingen anderthalb Stunden prächtig unterhalten hatten, mussten »Tim und Struppi« weiterziehen. (ZmS)

Jens Zühlke und Evangelos Kazaltzis, Hermann-Hesse-Realschule Reutlingen, Klasse 8b