Mit ihren christlich inspirierten Texten in Kombination mit ihrem unverwechselbaren Musikstil lief Ararat noch einmal zu Höchstform auf. Die Texte wollen ermutigen und den Glauben an Gott festigen. Sie erzählen von Verzweiflung und Angst, über die alltägliche Distanz zwischen Gott und Mensch.
»Das ist noch lange nicht das Ende«, so heißt es in einem Lied - und mit Sicherheit wird Ararat mit seiner Musik noch lange, lange in den Gedanken, Gebeten und in den CD-Playern der Fans weiterleben. Im Anschluss an das Konzert konnten wir den Keyboarder der Band, Hans-Joachim Eißler (oder kurz »Hanse«), für ein Interview gewinnen:
ZmS: Wie fühlt man sich, nachdem man das letzte Konzert gegeben hat?
Hanse: Es ist schon ein seltsames Gefühl, weil das natürlich ein Abschied ist. Nach so vielen Jahren wissen wir jetzt schon, dass wir es vermissen werden, gemeinsam unterwegs zu sein und gemeinsam auf der Bühne zu stehen. Wir waren viele Tage, viele Nächte auf den Straßen miteinander unterwegs, sehr viele Jahre. Ich bin seit einundzwanzig Jahren dabei, Bia und Toby seit sechzehn Jahren. Der Schlagzeuger und der Basser sind seit dreiundzwanzig, vierundzwanzig Jahren dabei, das ist eine lange Zeit und das legt man nicht so einfach ab. Das heißt, wir freuen uns zum Einen sehr, dass das Konzert so gut gelaufen ist, dass wir so eine tolle Stimmung hatten, auf der anderen Seite ist da eben schon auch der Abschiedsschmerz.
»Ein Kindheitstraum ist Wirklichkeit geworden«Wie hat sich Ararat in den letzten 32 Jahren verändert?
Hanse: Natürlich hat sich die Band immer weiter entwickelt. Das hat im ganz Kleinen, ja, fast privaten Rahmen angefangen. Man hat Lieder gespielt, auch von Anderen nachgespielt, hat dann relativ bald angefangen, seine eigenen Songs zu schreiben und nach und nach seinen eigenen Stil entwickelt. Gut ablesen kann man diese Entwicklung eigentlich auch an den CDs. Wenn man die CD von 1991 hört und dann die Nächste von 1993, hört man zum Beispiel auch einen großen Qualitätssprung. In den 80er-Jahren waren es Kassettenproduktionen, auch da sind von der einen Veröffentlichung zur anderen die Fortschritte immer zu hören gewesen.
Du bist seit 21 Jahren dabei. Was hat dich bewogen, mitzumachen?
Hanse: Ich komme aus der gleichen Gemeinde wie Ararat und habe als Jugendlicher schon immer mitverfolgt und miterlebt, was die so gemacht haben. Das hat mir immer schon gefallen, hat mich beeindruckt. Ich habe immer schon im Geist die Songs mitgespielt, von daher war es für mich dann kein großer Schritt, selbst mitzuspielen. Als Zwölfjähriger schon habe ich mir vorgestellt, dass ich mal mit einer Band auf Tour sein werde. Ich habe mir ausgemalt, wie die Band heißt, wer was spielt, wo sie lebt. Es ist ein Kindheitstraum Wirklichkeit geworden. Und dies zu verbinden, damit, dass ich meinem Glauben auch Ausdruck verleihen will, durch die Lieder, die ich singe, und die Lieder, die ich selber schreibe, das hat für mich wunderbar zusammengepasst.
Ihr seid eine christliche Band. Hattet ihr im Bezug auf Ararat besondere Erlebnisse, die euch besonders beeindruckt haben?
Hanse: Ganz besonders dankbar sind wir, dass wir so viele Rückmeldungen bekommen haben, was unsere Lieder tatsächlich bei anderen ausgelöst haben. Wie sie Gott erleben konnten oder wie sie über den Glauben ins Nachdenken gekommen sind. Das ist für mich das Größte im Nachhinein, zu sehen, dass unsere Lieder Andere bewegt haben. Dass Gott, wenn man so will, uns gesegnet hat, damit wir anderen zum Segen werden können. Und jetzt beim Abschied haben wir noch mal einen Eindruck bekommen, wir haben viele Rückmeldezettel bekommen, auf denen das beschrieben wird. Sie haben gesagt: Ich habe ganz neu Vertrauen gefasst, einen Schritt im Glauben gemacht. Wir haben das Gefühl, dass das nicht unser Verdienst ist. Gott hat durch unsere Lieder gesprochen.
Was hat dir als Mitglied der Band am besten gefallen, was wirst du besonders vermissen?
Hanse: Es ist faszinierend, im Proberaum zu sein und sich ein neues Lied zu erarbeiten. Dieser Gedanke hat mich immer schon fasziniert, von Anfang an. Das werde ich vermissen, gemeinsam etwas zu entwickeln und auf die Bühne zu bringen. Ich selber werde nach wie vor Lieder schreiben, Musik machen, sie auch veröffentlichen und mich weiterhin musikalisch ausdrücken können. Aber das Miteinander als Band zu erleben, die schon seit Jahren zusammensteht, das ist schon noch mal etwas anderes. Und ich werde die Leute vermissen, meine lieben Bandkolleginnen und -kollegen, denn wir fürchten jetzt schon, dass wir uns nicht mehr so oft sehen.
Was ist dein persönliches Lieblingslied, und warum?
Hanse: Ein Lied, das 1989 - vor meiner Zeit bei Ararat - auf einer Kassette zu hören war, das wir 1991 auch auf die CD »Volxsmusik« mitnahmen, ist zu meinem Gebet geworden: »Vergeben und Vergessen«. Ich werde mir dessen bewusst, dass Gott mir vergibt und mit mir wieder neu anfängt. Ich kann mich ganz entspannt zurücklehnen, denn Gott hat dafür gesorgt, dass ich entlastet bin. Mir war es wichtig, es beim Abschiedskonzert noch einmal zu spielen. Es war ein schöner Moment für mich, nach siebzehn Jahren, in denen wir es nicht mehr gespielt haben.
Deine Message an die Fans und alle anderen?
Hanse: Vielen Dank für alles Mittragen und Mitbegleiten in all den Jahren und Jahrzehnten. Ausrufezeichen! Es war eine ganz besondere Zeit für uns alle und wir werden euch vermissen. Ich schätze, dass ihr die Lieder mitnehmen könnt und dass ihr aus den Liedern auch heraushören könnt, dass es eigentlich nicht um uns ging, die wir da auf der Bühne standen, sondern dass es darum ging, Mut zu machen, einen guten Weg durchs Leben zu finden, mit Gottes Hilfe und mit Gottes Segen. Alles Gute. (ZmS)
Frauke Unverzagt und Felicitas Doll, Graf-Eberhard-Gymnasium Bad Urach, Klasse 9 a