ZmS: Warum habt Ihr Euch für Vokalmusik entschieden?
füenf: Wir sind eigentlich alle Instrumentalisten und haben alle auch schon in Bands gespielt. Aber irgendwie hatten alle Lust auf Singen und auf a cappella. Es ist einfach die direkteste Art, Musik zu machen. Man merkt auch, dass das Publikum ganz anders darauf reagiert.
»Wir müssen ganz schnell aufeinander reagieren, wenn mal einer einen Ton zu hoch oder zu tief singt«Ist es einfach, Vokalmusik zu machen oder muss man das richtig trainieren?
füenf: Es steckt viel Arbeit dahinter! Man kann sich das so vorstellen, dass man ein Stück in seine verschiedenen Einzelteile zerlegen muss. Wir haben ja alle unterschiedliche Stimmen: Das muss man dann erst trainieren, dass das alles zusammen einen schönen Klang ergibt. Die Lautstärke muss erst eingeübt werden. Und dann hat man ja eben nur fünf Stimmen. Man hat einen Bass und einen Sänger und die übrigen drei müssen sozusagen die ganze Band machen und das bedeutet viel Arbeit, um das zu arrangieren und zu proben. Während des Konzerts müssen wir auch einfach ganz schnell aufeinander reagieren, wenn mal einer einen Ton zu hoch oder zu tief singt. Die anderen müssen sich dann sofort daran angleichen, damit es trotzdem funktioniert und gut klingt. Wir sind ja auch nur Menschen und keiner ist perfekt.
Wie oft übt Ihr zusammen?
füenf: Wir machen alle zwei bis drei Jahre ein neues Programm, eine neue Platte, schreiben neue Songs. Vor der Premiere gibt es immer superviel Arbeit, dann sind wir drei Monate fast täglich mit irgendwas beschäftigt. Entweder wir sind im Studio oder proben zusammen. Dann geben wir Vorpremieren vor einem kleinen Publikum, um einfach mal auszuprobieren, wie die Stücke funktionieren. Dann wird das Programm noch umgestellt oder es fliegt ein Lied raus. Wir proben auch manchmal, wenn ein besonderes Event ansteht, bei dem wir ein altes Stück wiederaufleben lassen oder mal was ändern wollen. Vor der Show beim Soundcheck proben wir mal was oder nach den Ferien, wenn wir sechs Wochen nicht zusammen gesungen haben. Aber wir proben nicht so regelmäßig, sondern immer geballt vor den Shows.
Seid Ihr aufgeregt, wenn Ihr auf die Bühne geht?
Justice: Ich bin unfassbar aufgeregt, wenn wir eine Premiere haben. Ich glaube, es geht den anderen auch so.
füenf: Sobald die Routine weg ist, beginnt die Nervosität und das geht allen so. Wenn wir die Texte noch nicht richtig können ... Bei den ersten drei bis vier Shows ist der Boden immer mit den Texten ausgelegt, damit wir immer wieder ein bisschen spicken können.
Was hört Ihr in der Freizeit für Musik?
füenf: Was wir alle gar nicht hören, ist a cappella, weil wir das ja selbst machen. Ansonsten hört jeder von uns etwas anderes. Also, wenn wir eine Party machen würden, bei der jeder mal eine Stunde DJ wäre, würde alles laufen, außer a cappella, volkstümlichen Schlagern und Death Metal. Ansonsten ist der Geschmack bei uns extrem weit gefächert: Das geht über Punk, Reggae, Rock, Jazz, Hip-Hop bis hin zu Klassik. Aber seit wir selbst Konzerte geben und uns so viel mit Musik beschäftigen, bleibt eigentlich gar nicht so viel Zeit zum Musik hören. Wir sind alle sehr unterschiedlich, auch von unserem Musikgeschmack her.
»Manchmal sehen wir auf der Straße was und denken: darüber könnten wir einen Song schreiben«Wie kommt Ihr auf die Songtexte? Wer schreibt sie, wer sucht die Themen aus?
füenf: Alle haben Ideen, schreiben Songtexte und komponieren auch die Lieder und arrangieren, wer was singt. Die Ideen kommen, wenn wir da sitzen und zusammen brainstormen. Jeder hat dann eine Idee und oft entsteht daraus eine noch bessere Idee. Manchmal sehen wir auf Facebook, im Café oder auf der Straße was und denken: Darüber könnten wir doch jetzt einen Song schreiben. Jeder von uns kann Texten und Komponieren und wenn man nicht weiter kommt, fragt man jemanden, ob der dir nicht helfen kann. Jeder hat auch einen anderen musikalischen Hintergrund und jeder mag andere Musik und deshalb sind die Stücke sehr unterschiedlich und abwechslungsreich. Es gibt Bands, bei denen schreibt einer die Songs und man merkt auch, dass sie alle aus einer Feder stammen. Bei uns ist es eher wild durcheinander und jeder schreibt und trägt seinen Teil zu unseren Liedern bei. Das merkt man dann auch in der Show: dass die Stile, die Musik, die wir machen, sehr unterschiedlich sind. Da ist Reggae dabei, da ist Rock dabei, da ist Hip-Hop dabei. Es gibt ein Lied, da spielen wir volkstümliche Musik. Es gibt alte Musik: klassische Musik, mittelalterliche Musik, Mönchsgesänge … Also komplett unterschiedliche Lieder. Das macht es auch so interessant für unser Publikum, da es ein wirklich breites Spektrum zu hören bekommt. Es ist sehr vielseitig und macht das Zuhören kurzweilig – auch für uns.
Welches Eurer Lieder ist derzeit Euer Lieblingslied?
füenf: »Unser« Lieblingslied ist schwierig. Wahrscheinlich hat jeder ein anderes Lieblingslied. Eigentlich mag jeder die Lieder am meisten, die er selbst geschrieben hat. »Mir im Süden«, diese Schwabenhymne, ist aber echt super und Joe singt das auch echt cool, richtig gut … (Zustimmung von allen und Little Joe freut sich). Eigentlich mögen wir alle Songs, die wir gut singen können – natürlich können wir gut singen, aber bei manchen Liedern braucht es noch ein wenig, bis wir an dem Punkt angekommen sind, an dem wir sie gerne hätten, einfach vom musikalischen Wert her. Und solange wir dort noch nicht angekommen sind, hadert der eine oder andere einfach auch gerne damit. (ZmS)
Elena Scholer, BZN-Gymnasium Reutlingen, Klasse 9