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Aktuell Justiz

250 neue Fälle im Monat

REUTLINGEN. Jeder kennt den Beruf Richter und bestimmt hat jeder schon eine Verhandlung im Fernsehen gesehen. Doch nicht immer entspricht das dort Gezeigte der Realität. Um herauszufinden was im Gericht alles gemacht wird und wie alles abläuft, habe ich das Reutlinger Amtsgericht besucht. Dort traf ich auf die erfahrene Richterin Richterin Birgit Bornfleth, die im Familiengericht tätig ist. Ich erfuhr, dass sich das Familiengericht mit Scheidung und Vaterschaftsfeststellung sowie Sorgerechts- und Unterhaltsfragen beschäftigt. Außerdem besteht das Amtsgericht noch aus dem Strafgericht und dem Zivilgericht. Am Strafgericht werden zum Beispiel Betrug und Körperverletzung verhandelt. Das Zivilgericht ist zuständig bei bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten wie beispielsweise Streit mit den Nachbarn.

Verhandlungen und Aktenberge

Brennend hat mich interessiert, warum sie den Beruf der Richterin gewählt hat. Nicht weisungsgebunden zu sein und selbstverantwortlich entscheiden zu können, ist ein sehr großer Vorteil. Auch als Teilzeitarbeiter die gleiche Verantwortung zu haben war ein entscheidender Punkt. Verwundert war ich über die Anzahl der Fälle, die monatlich neu hinzukommen. Beim Familiengericht sind es ungefähr 250 neue Fälle im Monat und beim Zivilgericht sogar 500. Diese Fälle werden von den zwölf bis 14 Richtern und den 60 Angestellten bearbeitet. Sie halten Sitzungen in einem der fünf Sitzungssäle oder auch im Büro des zuständigen Richters ab.

Eine Sitzung dauert bei Familienangelegenheiten zwischen 15 Minuten und zwei Stunden. Beim Strafgericht können sie manchmal mehrere Tage andauern. Jeder Fall besteht aber nicht nur aus einer Verhandlung, sondern zu zwei Dritteln auch aus Aktenstudium. Die unterschiedlichen Bereiche Straf- , Zivil- und Familiengericht arbeiten auch in manchen Fällen zusammen, je nachdem, um welches Thema es sich handelt. Es kann auch vorkommen, das ein Richter sich mit mehreren unterschiedlichen Gebieten beschäftigt. Richterin Bornfleth erzählte mir noch, dass die tragischsten Fälle im Familiengericht diejenigen sind, bei denen Kinder aus ihren Familien genommen werden. Auf die Frage: »Wie geht ein Richter mit Beleidigungen um?«, war ihre Antwort diesbezüglich klar: »Da stehen wir drüber.« (ZmS)

Marisa Bertram, BZN-Gymnasium, Reutlingen, Klasse 9 a