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»Überall seine Finger im Spiel«

REUTLINGEN. »Reutlinger Rap steigert sich von Tag zu Tag«: Das ist die Meinung vieler Fans der Szene. Bassquiat, So-Side und KSB sind die berühmtesten Crews in Reutlingen. Dazu gehören bekannte Rapper wie Freeman, A-One, Kaas, Sucuk Ufuk, Tua und Co. Wir hatten die Ehre, sie zu interviewen, um etwas über ihre Persönlichkeit und ihren Aufstieg im Rap-Business zu erfahren. Einige dieser Rapper arbeiten an ihrem Durchbruch mit viel Erfolg: Tua, der seit rund zwei Jahren bei einem Berliner Label unter Vertrag ist, und mit seinem Album »Nacht« deutschlandweit in die Läden kam, und Freeman, der mit »polnischer Soldier« seinen Durchbruch hatte. Kaas, der auf dem »Take over«-Album zu hören ist und mit Sucuk Ufuk und Co. auf der »Take over«-Tour zusehen war. Angefangen mit Musik haben alle vor einigen Jahren. »Reutlingen hat überall seine Finger im Spiel«, meinte Tua stolz. Freemann ist 18 Jahre alt und auch als »Free aus Klopstock« in Betzingen bekannt. Er fing schon früh an. Seinen ersten Track hat er mit elf Jahren selbst geschrieben, der »Hey, die Welt ist geil, denn wir kommen aus Hawaii« hieß. »Dank meinen großen Brüdern Mario und Jacek bin ich auf die Idee gekommen, Musik zu machen«, erzählt er und lacht dabei, »es fing alles im blauen Opel Corsa und mit einem 10-Mark-Mikro an, dort hab ich auch gleichzeitig meinen ersten Song aufgenommen.«

ZmS: Welche Ziele willst du mit deiner Musik erreichen?

Freeman: Also, mein größter Traum ist es, einmal im Fernsehen zu sein und alle, die mir Neid geben, zu ignorieren. Wenn es halt klappt, dann klappt es, wenn nicht, dann nicht. Ich meine, talentiert sind wir ja alle.

Mit wem würdest du mal gern einen Song aufnehmen?

Freemann: Also hier in Deutschland würde ich gerne mal mit Jonesman und Oli Banjo ein Feature machen. Sie haben denselben Style bei Rap und Gesang. Deswegen komm ich mit denen gut klar auf Styleniveau.

Was waren deine Erfolge, die du bis jetzt mit deiner Musik hattest?

Freeman: Ich glaub, das war der Track »polnischer Soldier«, und noch unser erster richtig professioneller Auftritt in Böblingen im Forum.

Was würdest du heute machen, wenn du deine Musik nicht hättest?

Freemann: Also ich bin schon froh, dass ich meine Musik hab\q. Weil ich mit Musik auch sehr viel verbinde, und je nachdem wie meine Laune ist, gehe ich ins Studio und schreibe auch den Text dazu. Ich würde auch gern mein Hobby zum Beruf machen, weil wir hier schon alle sehr lange rappen. Aber wenn ich heute meine Musik nicht hätte, wäre ich wahrscheinlich ein ganz normaler Mensch wie andere, der eine normale Arbeit hat.

Was kommt in nächster Zeit von dir raus?

Freeman: Also da kommt das Album von mir mit den Bone Beats. Das wird so ein Mixtape. Da werden auch gleichzeitig andere Leute aus meiner Crew auf dem Album sein.

A-One, der in Kasachstan geborene Rapper, erzählte mir von seinem Alltag: Von der Straße ins Studio, in seiner Jugend Backstreet Boys gehört, mit Musik angefangen und in vier Jahren bis an die Reutlinger Rap-Spitze gekämpft. Selbst bezeichnet er sich als Schüler von Tua. Er ist Mitglied bei einer Reutlinger Crew, namens SoSide. Leute nennen ihn respektvoll Vandamme.

Wie war dein Leben vor der Musik?

A-One: Ich hab Backstreet Boys gehört, ein bisschen getanzt, ging in die Schule, war auf der Straße. Schule, Straße, Schule - immer im Wechsel. Wenn ich kein Bock auf Schule hatte, war ich nur auf der Straße. Seit ich rappe, bin ich mehr im Studio.

Was sind deine Ziele?

A-One: Ich möchte der beste Rapper der Welt werden - bin ich schon.

Wie sehen deine Pläne für nächstes Jahr aus?

A-One: Es kommen nächstes Jahr ein BQ-Sampler und ein Tua-Album auf den Markt. Da bin ich dabei, außerdem kommt meine I.P. noch raus. Mal schauen. Ich versuche noch einen Track mit Sido aufzunehmen.

Was machst du in deiner Freizeit?

A-One: Was macht man schon als Rapper in seiner Freizeit? Natürlich saufen, Musik machen und Auftritte geben.

Was machst du eigentlich für Musik?

A-One: Ich mache Club-Tracks, Familiensachen, tiefsinnige Lieder und Musik über mein Leben. Ich versuche halt, so wie einer der wenigen Rapper, verschiedene Leute zu beeindrucken.

Kaas & Sucuk Ufuk: Wir trafen uns mit Kaas in einem alten Fabrikgebäude, in dem sich Sucuk Ufuk und Kaas zusammen mit ihren Kollegen von der Rap Crew Bassquiat ein Musikstudio aufgebaut haben. Kaas führte uns über das heruntergekommene Treppenhaus hinauf in den zweiten Stock, in dem sich, hinter einer großen Stahltür, das überraschend gemütlich wirkende Studio befindet.

Erzählt mir bitte ein wenig über euren musikalischen Werdegang, wie ihr angefangen habt, was Bassquiat genau ist, woher der Name stammt und wer alles dazugehört.

Kaas: Angefangen haben wir beide so im Teenageralter, hobbymäßig halt gerappt, gesprüht, sich selbst berührt. Sachen, die man halt so macht, wenn man jung ist. Ernst nehmen wir die Sache erst seit Ufuk und ich uns 2001 getroffen haben. Wir waren auf der gleichen musikalischen Wellenlänge und unsere Ziele waren auch identisch.

Was sind denn eure Ziele?

Sucuk Ufuk: Geld! Aber hauptsächlich Frauen. Aber auch Geld. Ich kann mich nicht entscheiden. Wie dem auch sei - wir haben Bassquiat gegründet. Die Crew besteht heute aus uns zweien, Tua, Damdam und Christyle, der übrigens die letzte Kool Savas Single »komm mit mir« produziert hat, Hass, Mago und A-One.

Was bedeutet der Name Bassquiat überhaupt?

Kaas: Das war ein Maler in den 80ern. Er hat die Kunstwelt damals auf den Kopf gestellt und das ist das, was wir auch mit unserer Musik vorhaben. Und ich mein jetzt nicht die Rapwelt auf den Kopf stellen, ich mein\q diese verfluchte Kunstwelt!!!! (guckt streng)

Wie bitte?

Kaas: Skinny matata! (hält sich die Hand vor das Gesicht und schnalzt mit der Zunge)

Ihr wart im Oktober mit Kool Savas auf Tour, könnt ihr ein wenig davon erzählen?

Kaas: Ja, das hat sich ganz spontan ergeben, dass wir die komplette Tour dabei waren, denn ursprünglich waren nur die Städte hier im Süden mit uns eingeplant. Es war definitiv ein unglaubliches Erlebnis. Zum ersten Mal sind wir vor tausend Leuten aufgetreten, die teilweise die Texte von Anfang bis Ende mitrappen konnten. Das war schon überwältigend. Hab ich noch was vergessen, Ufuk?

Sucuk Ufuk: Hotelzimmer, Backstage, Bühne, Groupielove, Hotelzimmer, erneut Groupielove, 12 Uhr mittags aus-checken. Und täglich grüßt das Murmeltier. Kaas: Ich hatte mit all der Groupieliebe nix am Hut, und grüße hiermit offiziell meine Freundin, die dieses Interview eventuell auch liest.

Was kann man in Zukunft von euch erwarten?

Sucuk Ufuk: Wir arbeiten gerade an unserem Label Sampler BQ-4-LIFE der Anfang des Jahres überall erhältlich sein wird. Außerdem mach ich mein nächstes Mixtape, was den Namen »Yaprak\qs Orta Parmak« tragen wird. (grinst)

Ja, wenn ihr nicht noch irgendwelche Abschlussworte für die Leser habt, dann sind wir so weit durch.

Kaas: Gut, ganz ehrlich? Ich hasse diese Abschlussworte in Interviews, alle machen dann immer so ekelige Werbung, oder schleimen sich bei den Fans ein. Bla, bla, willst du noch, Ufuk?

Sucuk Ufuk: Ja, ich wollte mich bei allen Fans für die Unterstützung bedanken und darauf hinweisen, dass Anfang des Jahres unser Sampler erscheint und kurz darauf mein Mixtape! Dankeschön!! Ich mach das nur für euch!!!

Tua: Tua hat durch Freunde und Idole mit Rap angefangen und sich mehr und mehr gesteigert, bis sein Album »Nacht« in den Regalen der Läden zum Verkauf stand. Mit seiner Musik beeindruckt er nicht nur die jungen, sondern auch die älteren Menschen. Seine durchdachten Texte fasst Tua auf meist orientalische Melodien zusammen. Er ist auch für sein »Doubletime« und seine Größe bekannt. Das neue Album, von dem der Name noch nicht feststeht, wird von den Fans sehnsüchtig erwartet. Er berichtete ZmS, wie er zu Kunst, Musik und Reutlinger Rap steht.

Was hältst du vom Reutlinger Rap?

Tua: Wir sind im Endeffekt die kleinste Großstadt, oder die größte Kleinstadt Deutschlands - aus Reutlingen kommt halt ein Haufen Qualität. Wir haben halt überall unsere Finger im Spiel.

Wo sieht man dich in nächster Zeit auf der Bühne?

Tua: Es ist schwer, einen Auftritt in der Öffentlichkeit in Reutlingen zu bekommen. Reutlingen meint zu einem Teil meiner Musik, sie wär zu niveauvoll fürs jugendliche Publikum. Aber wenn ich mich jetzt mehr auf die Jugend konzentriere, dann wird meine Musik die Leute zwischen 30 und 40 Jahren nicht mehr ansprechen. Ich versuch halt, Jugendliche und ältere Mitmenschen anzusprechen.

Wie ist deine Ansicht zu Kunst und Musik?

Tua: Für mich ist es einfach so, dass ich mich mit Kunst und vor allem mit Musik durchboxen muss, darum habe ich die Schule verkackt. Ich versuche, keine Familien-beleidigenden Tracks rauszubringen. Ich probiere, viel mit Sängern zu arbeiten und über das Hip-Hop-Ding hinaus zu kommen. Ich versuche, alles musikalisch hochwertig hinzubekommen. Viele Menschen sind abweisend zum Rap, weil sie alle ein negatives Bild davon haben, was auch teilweise nicht falsch ist. Deshalb hören sie unsere Lieder nicht an. (ZmS)



Dimitrij, Stamatia und Meryem, Laura-Schradin-Schule, Klasse 2 BFH 1