Logo
Aktuell Leserbrief

"Wirtschaft um der Wirtschaft Willen?

Wirtschaft (per E-Mail)

Wir leben über unsere Verhältnisse und verschwenden ohne jede Vernunft Ressourcen, die künftige Generationen oder andere Menschen dringend benötigen. Und zerstören ganz nebenbei unsere Lebensgrundlagen. Das ist nicht neu! Ich will einen kleinen Gedanken ausführen. Finden Sie den Fehler: Immerhin ist Glas einer der am besten recycelten Rohstoffe überhaupt. Wenigstens wird der Rohstoff selbst nicht gnadenlos verschwendet, sondern wieder eingeschmolzen zu neuen Flaschen. Seit der kürzlich aufgetretenen Energieknappheit und der daraufhin erfolgten Verteuerung wissen wir, dass Glas einzuschmelzen sehr viel Gas kostet und teuer ist. Pfandflaschen könnten sehr viel Energie sparen, wenn nur nicht jedes Produkt eine eigene Flaschenform und Farbe erfordern würde. Jetzt kommt ein Verbot oder Gebot ins Spiel: Erlaubt sind nur noch in Form und Farbe gleiche Flaschen in Größen von 100 ml; 250 ml; 0,5 l; 1 l, 1,5 l und 2,5 l. Die Flaschen und auch Marmeladegläser und Konserven könnten und müssten wieder genutzt und wiederverwendet werden. Sie müssten nur noch zu einem kleinen Teil eingeschmolzen werden.

Okay, die Supermarktregale wären nicht mehr so bunt, die Inhalte besser zu vergleichen – Äußerlichkeiten. Dann würden aber einige Glasschmelzereien bald bankrott, Zulieferer, ganze Handelsketten wären lahmgelegt. Steuern und Arbeitsplätze fielen weg, der Umsatz (weniger Kosten) ginge zurück. Zeter und Mordio in der Wirtschaft, Hand in Hand mit Gewerkschaften. Es würden andere, aber weniger Wirtschaftsbereiche gefördert. Der Transport der leeren Flaschen und Flaschenreinigung. Aber das wäre, wie gewünscht, viel weniger Arbeit, aber gleich viele Konsumgüter.

Man kann sich solche oder ähnliche Szenarien auch für Kunststoffe vorstellen, zum Beispiel um sie sortenrein und recyclefähig zu halten. In dem Fall wäre die Kostenbilanz wahrscheinlich negativ, Umwelt bereinigt positiv. Und wie gerne würden viele Menschen auf die lästige Papierwerbung verzichten, die sie jeden Tag in ihrem Briefkasten finden, obwohl wir immer noch eine Papierkrise haben. Oder das Tempolimit. Die Wirtschaft selbst scheint wichtiger, als die erwirtschafteten Produkte zu sein. Wirtschaft um der Wirtschaft willen?

Wir können nicht davon ausgehen, dass irgendeine der bestehenden Krisen jemals endet. Es wird immer zu wenig sein. Damit müssen wir lernen umzugehen.

 

Thomas Haushild, Engstingen