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Aktuell Leserbrief

»Wem gehört der See?«

Rechtsstreit um Gastronomie am Kirchentellinsfurter Baggersee (per E-Mail)

»Cui bono?« – wem nutzt es? Das ist die Frage. Der Fischereiverein Reutlingen hat vor dem Verwaltungsgerichtshof letztinstanzlich obsiegt. Aber was hat er damit gewonnen? Familien, Radfahrer, Schwimmer, Segler, Kicker, Boulespieler, Eisesser, Bier- und Kaffeetrinker haben sich am Kirchentellinsfurter Baggersee die letzten Jahre wohlgefühlt, sich entspannt und die Seele baumeln lassen können. Die Familie Vohrer hat das Areal wiederbelebt, sauber gehalten und gepflegt und die leidige Parkplatzbewirtschaftung übernommen. Die Gemeinde Kirchentellinsfurt bewirbt den Platz mit einem Luftbild und einem Kurzfilm auf ihrer Homepage. Das soll nun alles vorbei sein?

Es gibt Fragen. Welche Auflagen brachte die Übernahme der Kiesbaggerei Epple und damit des dazugehörigen Sees für den Fischereiverein mit sich? Eigentum verpflichtet bekanntermaßen. Warum hat der Fischerverein gegen den Bebauungsplan geklagt? Wer sind die handelnden Personen, welche sich hinter dem Verein und den Anwälten verstecken? »Kein Kommentar.« »Keine Stellungnahme.« »Wenden Sie sich an unseren Rechtsbeistand.« Das sind die Standardantworten, die die Öffentlichkeit bisher bekommt. Der Fischerverein Reutlingen muss sich erklären. Darauf haben wir ein Recht. Nach diesem Urteil wird die Familie Vohrer vielleicht alles rückbauen müssen. Die Kosten werden sie, verständlicherweise, bei den genehmigenden Behörden geltend machen. Denn sie haben in gutem Glauben und mit allen Genehmigungen ausgestattet am See investiert. So sie recht bekommen, was sehr wahrscheinlich sein sollte, wird Schadensersatz geleistet werden müssen. Woher kommt dieses Geld? Von der Gesellschaft, sprich von uns allen. Und dann? Wird alles wieder so sein, wie es vorher war? Wilde Partys, Lagerfeuer, Vandalismus, Vermüllung von Landschaft und See. Wem nutzt das?

 

Dirk Mrotzeck, Reutlingen