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Aktuell Leserbrief

»Wahrscheinlich nie in Notaufnahme gewesen«

Notfall-Praxis Münsingen (per E-Mail)

Können Sie sich vorstellen, wie es demnächst in der Notaufnahme im Reutlinger Kreiskrankenhaus zugeht? Wenn die Notfall-Praxis in Münsingen schließen muss und die Notaufnahme in Tübingen auch bislang schon Patienten aus Reutlingen nicht unbedingt aufnehmen muss? Ich glaube, dass diejenigen, die die Schließung veranlassen, keine Ahnung haben. Wahrscheinlich sind sie nie als Patienten in einer Notaufnahme gewesen.

Dienstagnachmittag, Anruf der Hausärztin: Fahren Sie sofort in die Notaufnahme. Sie sind schon angemeldet, die Unter-lagen sind schon geschickt. Um 18 Uhr sind wir im Krankenhaus. Große Wartehalle. Viele Menschen. Unruhe. Warten, dass sich etwas tut, dass man aufgerufen wird. Lange tut sich gar nichts. Irgendwann ist es dann tatsächlich so weit: »Erst-Begutachtung«. Frage: Warum sind Sie hier? Warum diese Frage, wenn doch schon alle Unterlagen da sind? Zwischen Tür und Angel wird schon mal schnell ein Zugang gelegt. Nicht nur bei mir. Danach wieder raus in den Wartesaaal. Warum? Keine Information. Es passiert rein gar nichts. Um 21 Uhr Frage meines Mannes, wie lange es noch dauern könnte. »Noch 3 bis 4 Stunden.« Das wäre dann nach Mitternacht. Da machen wir nicht mit. Wir fahren nach Hause.

Am nächsten Morgen Kontakt mit der Hausärztin: Fahren Sie sofort in die Notaufnahme. Ein neuer Zugang wird gelegt. Dann werde ich im Gang geparkt. Keine Information. Warten. Stau von Malteser und Rotem Kreuz vor der »Erst-Begutachtung«. Alle Stühle besetzt. Ein ständiges Kommen und Gehen, Reden, Rufen, Hetze, Unruhe, Lärm. Weit und breit kein Wasserspender. Ich habe natürlich nichts dabei. Nichts zu lesen. Langsam sitze ich unbequem. Mein Rücken tut weh. Mir wird kühl. Erste Untersuchung: werde reingeschoben, wieder rausgeschoben, kein Kommentar. Parken auf dem Gang. Warten. Weiter Unruhe, Lärm. Geduld, Geduld! Wie lange denn noch? Ich mache dem Pflegepersonal und den Ärzten keinen Vorwurf. Alle arbeiten am Limit. Schon mal was von Planung und Organisation gehört? Nächste Untersuchung. Was wird gemacht? Warum? Wieder keine Informationen. Rein, raus, wieder parken. Gegen 17 Uhr habe ich zwar ein Bett, aber kein Zimmer. »Wir suchen immer noch ein Zimmer.« Um 18.30 Uhr werde ich, fix und fertig und hochgradig gefrustet, in ein Zimmer geschoben und erfahre, dass das Zimmer schon seit mittags frei ist.

Stunden warten, um stationär aufgenommen zu werden! Und wie wird das demnächst aussehen?

 

Gudula Afanasjew, Rommelsbach